Mit „Nine Lives“, ihrer im vergangenen Jahr erschienenen jüngsten Platte, schlägt Kendra Morris ein neues Kapitel ihrer Karriere auf. Wenn die amerikanische Soulsängerin nicht sogar gleich ein neues Buch schreibt. Auf dem Album – dem ersten auf Colemine Records – fasst sie ihre zwei Jahrzehnte in der New Yorker Musikszene zusammen und führt ihren Sound zielgerichtet in die Zukunft. Ob man die felinen neun Leben dabei in chronologischer Reihenfolge durchlebt oder ob sie sogar gleichzeitig in parallelen und konvergierenden Realtäten ablaufen, darf man sich gern selbst vorstellen. Auf jeden Fall, sagt Morris selbst, „brauchte es neun Leben, um diese Songs zu schreiben“. Die Myriaden von Einflüssen reichen durch die gesamte amerikanische Kultur, die Musik-, Film- und Kunstgeschichte, bis zurück in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Denn die Frau ist nicht nur eine begnadete Musikerin, sondern überzeugt auch mit ihren fantastischen Visuals, ihren bunten, vielförmigen Videos und Filmen, ihren Animationen, ihren Outfits. Die neun Leben finden sich einfach immer wieder, von den ersten Gesangsversuchen auf der Karaoke-Maschine im heimischen Badezimmer der Kindheit, über die Cover-Bands, der sie in ihrer Heimat Florida eine starke Stimme gab, der ersten eigenen Band in New York, ihren Solo-Experimenten am 8-Spur-Gerät bis hin zur Zusammenarbeit mit Größen wie DJ Premier, 9th Wonder, MF Doom, Czarface, Ghostface Killah, Dennis Coffey, David Sitek, um nur einige zu nennen. All diese Arbeiten bündeln sich – zumindest in musikalischer Hinsicht – in dieser Platte, mit der sie die metaphorischen, titelgebenden „Nine Lives“ auf die Spitze treibt.
Im März kommt Kendra Morris ins Wiener B72 und wird dabei von den Labelkollegen The Winston Brothers begleitet. Das Hamburger Funk-Kraftwerk unterstützt die Sängerin mit seinem Boom Bap State of Mind, den fetten Bläsern und dem vollen Klang eines analogen Grooves. Genauso eben, wie man es auf ihrer instrumentalen Debüt-LP „Drift“ aus dem letzten November hören kann. Und weil sie ja sowieso dabei sind, übernehmen The Winston Brothers auch gleich noch das Vorprogramm von Frau Morris und bringen das Publikum mit ihrem tiefen Funk in die richtige Stimmung.