ExpertInnen erkennen einen Zusammenhang zwischen der Pandemie und unserem Kaufverhalten. Da wir uns vermehrt zu Hause aufhalten, die Spannbreite alternativer Tätigkeiten abnimmt und Online-Einkaufen immer einfacher wird, steigen schleichend die Zahlen der Kaufsüchtigen im Schatten der Statistiken der Corona-Infizierten. Die Aufklärung über ein verstecktes Problem.
So gekonnt man Covid-19 für vieles die Schuld geben kann: Depressionen, Lockdown, Einsamkeit, Solutionism, Amazons wahres Gesicht und fragwürdige Trends. Es gilt vorsichtig zu sein, wenn man auch den Grund für Kaufsucht einzig dem Virus in die Schuhe schieben will.
Schon vor der Coronakrise hat es in diesem Bereich eine beunruhigende Entwicklung gegeben. Laut einer Studie der Arbeiterkammer (AK) Wien aus dem Jahre 2017 sind 11 Prozent der Menschen in Österreich kaufsüchtig. Weitere 13 Prozent zeigen in Sachen Shopping ein kompensatorisches Verhalten. Somit hat jede vierte Person in Österreich ein Konsumproblem.
Der AK-Studie zufolge erscheint Kaufsucht vermehrt als ein Problem der Menschen bis zum mittleren Alter. In der Testgruppe der 14- bis 29-jährigen sind 17 Prozent davon betroffen. Bei den 30- bis 44-jährigen 16 Prozent. Dann sinkt der Anteil recht deutlich auf 5 Prozent. Damit scheint der Mythos kaufsüchtiger Omas und Opas wohl endgültig entlarvt. Obwohl das Phänomen Horten wieder ein Thema für sich ist.
Weiter interessant: Unter den im Internet Konsumierenden gelten 26 Prozent als süchtig. Von den analog Einkaufenden, die nie online konsumieren nur 6 Prozent. Somit sehen ExpertInnen einen Zusammenhang zwischen Kaufsucht und bargeldlosem Bezahlen. Ergebnis: 21 Prozent der Menschen, die ihre Rechnungen häufig mit der Karte bzw. online begleichen, sind kaufsüchtig! Doch nur 4 Prozent all jener, die bar bezahlen.
Menschen mit niedrigerem Bildungsgrad tendieren häufiger zu Kaufsuchtverhalten als höher Ausgebildete. Auch die Geschlechter kaufen unterschiedlich ein. Bei den Frauen ist laut Studie jede dritte kaufsucht gefährdet. Bei Männern nur jeder Fünfte. Aber Vorsicht! Das ist eine Studie aus dem Jahre 2017.
Ernüchterung des Faktenrausches: Es gibt derzeit noch keine Studie, inwiefern Lockdown und Co die Kaufsucht fördern. Daher liegen auch noch keine offiziellen Zahlen vor. Doch SuchtexpertInnen sind sich einig, dass aufgrund der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen im öffentlichen Leben die Zahl der von Kaufsucht-Betroffenen gestiegen ist.
Suchtberatende berichten von einer Vermehrung der Anfragen Betroffener und Angehöriger sowie von einer Zunahme der Betreuungen. Außerdem ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Was auch noch auffällt: Kaufsüchtige werden immer jünger. Wobei der Großteil immer noch Mitte 30 ist. Noch gravierender und überraschender ist aber die Beobachtung, dass mittlerweile auch viele Männer kaufsüchtig sind. In der Klagenfurter Suchtberatung z.B. sind sogar 60 Prozent der Klienten Männer.
In einer Gesellschaft mit einem vermehrt positiv konnotierten Shopping-Begriff ist das Phänomen Kaufsucht ein kulturspezifischer Verhaltensexzess. Dieser tritt fast nur in Industrieländern mit kapitalistischen Wirtschaftssystemen auf.
Da Konsum die Wirtschaft stärkt – worauf in Zeiten der Pandemie oft genüg aufmerksam gemacht wird –, Shopping als Lifestyle gilt (oft auch glorifiziert und besungen) und daher auch erwünscht ist, wird dem Problem Kaufsucht öffentlich viel zu wenig Beachtung geschenkt.
Was auch noch erstaunt. 90 Prozent der Betroffenen leiden, zusätzlich zur Kaufsucht auch noch an mindestens einer weiteren psychischen Erkrankung. Kaufsucht ist am häufigsten gekoppelt mit Depressionen und Angststörungen. Etwa 80 Prozent der Kaufsüchtigen leiden auch noch zusätzlich darunter. Dem hinzukommen Probleme in der Beziehung und Familie.
Kaufsüchtig sind all jene, die der Kaufakt mehr befriedigt als das erstandene Produkt. Probleme des Selbstwerts, eine hohe Impulsivität und geringe Selbstkontrolle tragen im Wesentlichsten zu diesem Suchtverhalten bei. Betroffene beschreiben sich oft als unsicher und sozial ängstlich und meinen, dass ihre Kaufattacken mehrheitlich von negativen Emotionen ausgelöst werden. Der Konsum hebt dann kurzzeitig die Laune. Ein Teufelskreis entsteht: Einkaufen verbessert die Stimmung. Wenn diese dann folgerichtig fällt, kauf man einfach weiter.
Da der Konsum ein Grundzug unserer Gesellschaft ist, bleibt das klassische Therapieziel einer völligen Abstinenz unerreicht – einkaufen muss schließlich jeder. Ziel ist daher, nur bei einem Wohlgefühl einzukaufen und nicht in einer depressiven Stimmung. Wichtiger ist es natürlich, das allgemeine Problem anzugehen und nicht nur das Symptom des Kaufens. Ein langwieriger Weg, gesäumt von Verlockungen und Kaufaufrufen an allen Ecken.
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