AVAKADAVA ist ein genre-, stil- und grenzüberschreitendes Kunstprojekt des Salzburger Multi-Künstlers Marcus Rieder. Es geht ebenso um ein ganzheitliches Kunsterlebnis, wie auch um die Musik selbst. Um seiner Musik visuellen Ausdruck zu verleihen, produziert Marcus Rieder neben allem anderen auch die Videos zu seinen AVAKADAVA-Songs selbst. Unterstützung bei der Regie erfährt er dabei vom Fotokünstler Harald Wiesleitner. Unter dem Künstlernamen AVAKADAVA wurde das Kunstprojekt 2021 ins Leben gerufen.
Ende November wird nun die dritte Single „FUN“ veröffentlicht. Bereits jetzt konnte Marcus Rieder als AVAKADAVA für Aufmerksamkeit sorgen. Große Werbetreibende wie der Telekommunikationsanbieter A1 sowie Medien in Österreich und Deutschland sind bereits auf den Künstler und sein Kunstprojekt aufmerksam geworden. Ebenso wird die neue Single „FUN“ nach der Veröffentlichung österreich- und deutschlandweit in allen New Yorker Filialen zu hören sein. Wir haben uns mit Marcus Rieder zu einem Interview getroffen, um ihm einige Fragen zu seiner Single „FUN“ und seinem Kunstprojekt AVAKADAVA zu stellen.
Die ersten beiden Singles „Schwarze Wände“ und „Zitroneneis“ sorgten für beachtliche Aufmerksamkeit. Auf „FUN“ nimmt uns Marcus Rieder auf einen intensiven und losgelösten Liebes-Trip mit. Unser Protagonist tritt die Reise zu einer wilden, berauschenden Partynacht an, in der die Grenzen zwischen Realität, Traum, Fantasie und Wahn immer mehr verwischen. Verloren und auf der Suche zugleich, wird melancholisch eine Hommage an die neue Romantik dargeboten. Die optische Darstellung ist ebenso wichtig für den Trip wie die dadaistische Darbietung und die kryptischen Sprünge in der Botschaft. Töne und Farben sind im Fluss, hier lässt Marcus Rieder sein Talent für die Synästhesie deutlich einfließen. Wenn man Marcus direkt nach seinem Kunstprojekt AVAKADAVA fragt, antwortet er Folgendes:
„AVAKADAVA macht es für mich möglich, Kunst ganzheitlich auszuleben. Ich verstehe mich als Sprachrohr, um Kunst auszudrücken. Für mich ist Kunst grenzenlos, sie reißt Barrieren ein. Kunst verbindet, versöhnt, versteht, erschafft eine positive Zukunft auf den Ruinen der Vergangenheit. Wer Sehen, Fühlen und Verstehen verbindet, erkennt: Alles ist Kunst, jeder ist Kunst. Ich bin Kunst, du bist Kunst. Alles grenzenlos.“
Was ist die Motivation und Inspiration für dein künstlerisches Schaffen im Allgemeinen?
Marcus Rieder: Die Motivation und die Inspiration ist das Leben an sich, der Alltag und die Vergänglichkeit des Seins. Dass alles ein Ende hat. So wie die Romantik und alles, was ich um mich herum wahrnehme, aufnehme und in mich inhaliere. Ich versuche, Dinge in verschiedene Formen auszudrücken. Das passiert bei mir meistens ganz natürlich. Wenn ich Kunst mache, dann ist das nichts, was ich erzwinge. Es kommt von selbst. Bei der Musik ist die Motivation etwas Melancholisches, das mich immer schon begleitet und immer mitgeschwungen ist. So ähnlich ist es auch beim Malen. Beim Fotografieren sind es wiederum Ideen und kleine Visionen, welche ich dann versuche umzusetzen und zusammenzubauen.
Dabei versuche ich stets den Status quo durch neue Herausforderungen weiterzuentwickeln. Ich setze mir jeden Tag kleine Aufgaben und verwirkliche diese dann. Es gibt bei mir keinen Tag, an dem ich nicht künstlerisch kreativ bin, das ist für mich das Ziel eines jeden einzelnen Tages. Am Ende etwas Künstlerisches produziert zu haben. Das mache ich mittlerweile schon seit über 10 Jahren und bin zum ersten Mal an einem Punkt, an dem ich sagen kann, jetzt ist der Output für mich: „Okay!“
War eines dieser künstlerischen Elemente zuerst da? Oder bist du immer schon all deinen Talenten parallel nachgegangen?
Marcus Rieder: Angefangen hat es mit der Musik. Ich wollte immer skaten und habe das auch sehr exzessiv betrieben, bis ich mir irgendwann den Meniskus kaputtgemacht habe. Ich konnte nicht mehr fahren und habe von einem Tag auf den anderen gesagt: „Ich will jetzt Gitarre spielen lernen!“
Dann habe ich eine Gitarre bekommen und losgelegt. Nach und nach sind die anderen Instrumente dazugekommen. Mit der Fotografie gemeinsam kam auch die Malerei. Video und Videoschnitt wurden für mich dann auch immer mehr zum Thema, ebenso tanzen und Performance. Jetzt ist das alles zusammen ein künstlerischer Brei.
Wichtig war für mich in meinem Leben etwas Konträres dazu zu haben. Also die Wirtschaft und die Werbung. Immer noch normal arbeiten daneben und das alles parallel zusammenwachsen zu lassen.
Du hast deine künstlerischen Lehrjahre bereits sehr früh begonnen. Mit 15 bist du nach London und hast dort unter anderem mit Künstler:innen wie Nikki Lamborn, Singer, Songwriter, Producer und Vocal Coach, oder Guy Evans, Komponist und Schlagzeuger, zusammengearbeitet. Du warst im Artist Management des World Orchestra for Peace tätig. Dein weiterer Weg ging dann über Australien nach Berlin, bevor du wieder zurück nach Österreich bist. In Berlin hast du mit dem Produzenten Oliver Pinelli an eigenen Stücken und Auftragswerken gearbeitet. Wie sehr drückt sich diese vielseitige und intensive Prägung in deiner heutigen Kunst aus?
Marcus Rieder: Ich fühle mich manchmal wie 150, als hätte ich schon alles irgendwie gemacht gesehen und erlebt. Dann fühle ich mich wiederum wie ein kleines Kind, das keine Ahnung von der Welt hat. Diese Gefühle interagieren in einer Wechselwirkung miteinander. Ich glaube, dass ich jetzt das erste Mal einen richtigen Blick auf die Kunst habe und alles noch viel intensiver fühlen kann.
Wenn man zum Beispiel ein Instrument erlernt und man beherrscht es nach zehn Jahren richtig gut. Doch nach 15 oder 18 Jahren kommt plötzlich ein Moment, an dem alles ganz natürlich und ehrlich wird. Du denkst einfach nicht mehr großartig nach. Du hast eine Idee und setz diese um. Ich glaube, das zeichnet meine heutige Kunst aus. So spiegelt sich die gesamte Prägung darin wieder. Ich habe im Lauf der Jahre so viel Input und Anstöße von unterschiedlichen Menschen bekommen, dass ich jetzt das, was ich machen möchte, mit dem Wissen und mit dem Handwerk umsetzen kann.
Mir ist in jeder Kunstrichtung das Handwerk absolut wichtig. Wenn ich das Handwerk zu etwas nicht wirklich beherrsche, dann mache ich es nicht, beziehungsweise, ich zeig’s nicht her. Es muss immer leicht, fresh & cool wirken. Es sollte nie das Gefühl entstehen, dass dahinter jetzt jemand völlig verkrampft und verkopft etwas erzwingen will. Die Erfahrung dafür hat mir eben all diese vielseitige Prägung mitgegeben.
Du stehst gerade kurz vor der Veröffentlichung deiner dritten AVAKADAVA Single „FUN“. An welchen Projekten bist du derzeit noch so dran? Ist ein AVAKADAVA Album in Planung?
Marcus Rieder: Ja, ein AVAKADAVA Album ist in Planung. Das sollte nächstes Jahr kommen. Es wird den Namen „Die neue Romantik“ tragen. Darum drehen sich auch bis jetzt alle Nummern. Ich besinge den Traum vom „loslassen“, „Freisein“ und eben noch „auf der Suche“ sein. Das zieht sich für mich als Motiv durch und ist als Hommage an die neue Romantik zu verstehen.
Ausschnitt aus der kommenden AVAKADAVA-Single „FUN“
Meiner Meinung nach bewegen wir uns in unserem digitalen Alltag komplett da drinnen. Man hat alles auf einen Knopfdruck und kann sich so geil ablenken, einfach ins Nirwana schießen. Aber gleichzeitig sind wir alle auch Suchende.
Ansonsten bereite ich gerade für das kommende Jahr eine große Ausstellung vor. Malerisch sowie fotografisch. Ich beschäftige mich in der bildenden Kunst immer schon mit dem Thema Blumen. Da arbeite ich gerade an einem Projekt mit Polaroids. Blumen-Polaroids, die noch zusätzlich übermalt werden. Die restliche Energie geht hauptsächlich für Musik drauf. Ich bin gerade parallel Manager, PR-Agent und Kreativdirektor in einem.
Bis letztes Jahr hatte ich noch eine Werbeagentur, aber ich habe alle meine Kunden hergegeben und mich entschieden Vollzeit-Künstler zu sein. Davor war ich das nie so ganz hundertprozentig, ich habe stets nebenbei gearbeitet.
Sind die Nummern bereits als Singleauskopplungen des Albums zu werten?
Marcus Rieder: „FUN“ ist auf jeden Fall auf dem Album. Ich habe das Projekt zwar erst seit Kurzem, seit Mai, aber es hat direkt schnell an Fahrt aufgenommen. Ich habe released und es gab gleich eine Reaktion.
Nach dem letzten Release „Zitroneneis“ hat es eine riesen Resonanz gegeben. Ich hatte das Glück, dass mich gleich Firmen unterstützt haben. Im Sommer bin ich mit einem Freund durch Österreich gefahren und wir haben 25000 Eis in Bädern verschenkt. Ich war gefühlt in jedem Strandbad mit umgeschnallten Bauchläden, von denen wir aus Eis verteilt haben.
Die Firma „Schöller“ hat damals ihre Promotion mit deinem „Zitroneneis“ Track über die Bühne gebracht.
Marcus Rieder: (Lacht) Ja das war das ärgste Feldexperiment.
Wir durften bereits in deine Single „FUN“ hineinhören und das Video sehen. Mir persönlich hat es sehr gut gefallen, denn ich finde, was am Anfang wie leichte Kost anmutet, kommt, je mehr der Track auf einen wirkt, sehr eindringlich an. Erzähl uns mal ein bisschen was zur Entstehungsgeschichte des Tracks „FUN“. Was hat dich dabei inspiriert?
Marcus Rieder: Die Anekdote dahinter ist folgende. Es gab bei mir eine toxische Liebesbeziehung, die über ein Jahr hin und her ging. Wir haben immer wieder versucht, uns an zu nähern. Es gab einen Zeitpunkt, an dem wir uns wieder angenähert hatten, und in dem Moment hatte ich zufälligerweise die Gitarre auf dem Schoß. Ich habe dann den Riff von „FUN“ gespielt.
Danach war ich in Wien im Studio aufnehmen, bei meinem Kumpel Mario Fartacek, mit dem ich auch produziere. Mario ist auch bei „Mynth“ & „Good Wilson“ dabei. Wir waren gerade mit einem Track fertig und Mario meinte zu mir: „Hast du noch was?“. Mir hatte gerade vorher die Person von der erwähnten toxischen Beziehung abgesagt und ich war nicht gut drauf. Ich meinte dann zu Mario: „Hey, ich habe da was!“
AVAKADAVA – Marcus Rieder beim Videodreh zu „FUN“
Dann habe ich ihm einfach den Riff von „FUN“ vorgespielt. Ich hatte sofort einen Chorus, und wir haben einen Beat dazu gebaut. Zwanzig Minuten später war ich in der Aufnahmekabine und habe den Text mehr oder weniger gefreestylt. Der ist in dem Moment einfach rauskommen. Einen Tag später war die Nummer vom Demo her schon fertig. Das ist die Geschichte hinter der Nummer. Das ist einfach so passiert, ich habe es nicht wirklich steuern können.
Bleiben wir mal bei der Optik, also dem Video zu „FUN“. Erzähl uns doch mal was zum Videodreh? Wo habt ihr da gedreht? Die Gemäuer sind dem Anlass nämlich sehr entsprechend.
Marcus Rieder: Da haben wir in Bad Gastein gedreht im alten „Grand Hotel“. Das ist aus der Monarchie und das Ding ist komplett verlassen. Ich wollte etwas machen, das ein bisschen im Flair von „Shining“ gehalten ist. Diese Weite und das Gefühl, verloren zu sein. Der Protagonist ist drinnen verloren und trippt. Das Video soll quasi durchgängig eine ganze Nacht beschreiben, die wild ist. Der Protagonist ist alleine, dazwischen tanzt er mit den Girls und auch mit „ihr“. Aber am Ende ist er nach wie vor alleine. Er ist in der großen Halle und alles um ihn herum löst sich auf. End of the day will er nur Kunst machen, der Rest interessiert ihn nicht.
Ursprünglich wollten wir nach Paris und dort eine Schwarz-weiß-Sache drehen. Danach hatten wir in Salzburg Kontakt zu einer ominösen Villa. Da hat aber dann die Besitzerin zwei Tage vor dem Dreh angerufen und abgesagt, denn sie hätte ein Albtraum gehabt und ich habe angeblich eine schlechte Energie. Es hat sich dann aus einem Bauchgefühl heraus entwickelt, dass es Bad Gastein sein muss. Nach einem Anruf war das ganz schnell geklärt. Go with the Flow.
Wie wichtig ist es für dich, die Videos bei AVAKADAVA selbst zu produzieren? Ist das Teil des Konzepts oder bloß eine weitere Möglichkeit, dein Talent für Ästhetik einfließen zu lassen?
Marcus Rieder: Das Ding ist Folgendes: Ich will das machen und ich muss es auch irgendwie machen. Ich habe total Bock drauf und lerne auch viel dadurch.
Es ist bei mir so, dass ich nicht einen Monat lang jeden Tag acht Stunden Musik machen könnte. Ich brauche die Abwechslung. Ich mache für die Videos das Styling. Harald und ich bauen dann gemeinsam das Konzept. Anschließend wird alles von mir geschnitten und ansonsten packe ich halt überall sonst mit an. Es ist mir wichtig, dass ich alles selbst umsetzen kann, dass ich einfach unabhängig und frei bin.
Würdest du dich dahingehend als Perfektionisten bezeichnen? Oder könntest du so etwas auch abgeben?
Marcus Rieder: Ich könnte es abgeben, wenn ich bei jemandem das Gefühl hätte, dass der mich zu Hundertprozent versteht. Wenn diese Person vom Vibe & Output her ein Meister in diesem Ding wäre, dann könnte ich das ganze ohne Probleme abgeben. So eine Person habe ich noch nicht gefunden. Aber vielleicht ergibt sich das noch auf der Reise.
Ja, ich bin ein Hardcore-Perfektionist. Ich gehe hin und wieder an mir selber zugrunde. Weil ich zu perfektionistisch in allem bin. Es ist oft nicht leicht. (Lacht) Es war Hardcore. Ich bin bei dem Video für „FUN“ fast eine Woche bei mir zu Hause gesessen und habe von Kaffee und Zigaretten gelebt. Ich habe in dieser Zeit nur geschnitten. Es sind 600 Schnitte in dem Video.
Hast Du demnächst geplante Auftritte? Wo können dich deine Fans das nächste Mal live bewundern? Was für weitere Projekte stehen für die Zukunft an?
Marcus Rieder: Ich werde erst spielen, wenn das Ganze Sinn macht. Ich bin noch in der Aufbauphase, das Projekt ist sehr frisch. Wenn dann nächstes Jahr im Sommer die Platte draußen ist, habe ich geplant, im Herbst mit Auftritten zu beginnen. Live will ich das alles alleine umzusetzen, also ohne Band. Mit drummachines, sequencer und so weiter.
Was weitere Projekte angeht, habe ich noch einiges in petto. Ich kann nur im Moment nichts Konkretes dazu sagen. Derzeit liegt mein Hauptfokus auf dem Kunstprojekt AVAKADAVA und wenn ich nebenbei Zeit für andere Dinge habe, dann mache ich die. Aber das Kunstprojekt genießt derzeit full time commitment, ganz oder gar nicht.
Marcus vielen Dank, dass du dir für unsere Fragen Zeit genommen hast und alles Gute für dein weiteres künstlerisches Schaffen. Ebenso viel Erfolg mit dem Projekt AVAKADAVA sowie dem anstehenden Singlerelease „FUN“.
Titelbild Credits: Christian Maislinger
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