Nach heutigem Stand existieren weltweit über 11 Millionen bestätigter Coronafälle. Etwa eine halbe Million starb an den Folgen der Lungenkrankheit, davon derzeit 131.549 Fälle alleine in den USA. Der Auslöser sollen mit Sars-CoV-2 infizierte Fledermäuse gewesen sein, welche auf einem Wildtiermarkt in Wuhan (China) von Menschen konsumiert wurden. Handelt es sich dabei bloß um einen Mythos oder gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Konsum tierischer Produkte und den immer wieder entstehenden Epidemien?
Daten und Fakten zu Fleischkonsum
2018 lag der Fleischkonsum pro Kopf in Österreich bei 96 kg pro Jahr (Quelle: AMA). Schätzungsweise gab es 2017 etwa 765.000 VegetarierInnen und 80.000 VeganerInnen. Außerdem würden sich ca. 2.288.000 Menschen als „Flexitarier“ bezeichnen (Quelle: Statista) In Summe sind sich also über ein Drittel der ÖsterreicherInnen einig, dass der Fleischkonsum – in dieser Form – nicht die Zukunft sein kann.
„Ich esse kein Fleisch, nur einmal die Woche und dann Bio“ ist der häufigste Satz bei der elendigen Diskussion darüber, ob es ethisch vertretbar wäre, Tiere zu essen. Obwohl gefühlt jede/r im Bekanntenkreis Biofleisch konsumiert, beträgt der Anteil von Bio-Schweinefleisch in Österreich nur 2,8 % und bei Rindern 22,1 %. Der Bioanteil bei Geflügel liegt bei etwa 20,8 % (Quelle: Bio-Austria).
Theoretisch kann es stimmen, dass Tante Berta das Fleisch für den Sonntagsbraten nur beim Bauer des Vertrauens kauft, jedoch wird das meiste Fleisch in Kantinen, Schulen, Universitäten und Restaurants verwertet. „Bio“ ist dort meist ein Fremdwort. Man kann nicht einmal erwarten, dass die Lebensmittel aus Österreich stammen. Am Ende landet die polnische Qualzucht-Gans und das ungarische Huhn auf dem Teller der ahnungslosen KonsumentInnen.
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Was hat der Fleischkonsum nun mit COVID-19 zu tun?
Wir wollen alles möglichst schnell und billig, vor allem unsere Nahrung. Der Preis dafür ist allerdings unsere Gesundheit. Während wir seit Pandemiebeginn Menschenmassen meiden, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu minimieren, werden tausende sogenannte „Nutztiere“ auf engstem Raum zusammengepfercht.
Obwohl 75 % der neuartigen Krankheitserregern von Tieren stammen und sich rasant ausbreiten, halten und konsumieren Menschen Tiere, als wäre nie etwas passiert. Der BSE-Skandal, welcher 1992 in Großbritannien seinen Anfang nahm, beschäftigte Europa über 10 Jahre lang. Der Auslöser war die Verfütterung von Tierkadavern an Nutztiere und das Resultat eine tödlich verlaufende Krankheit beim Menschen. Die erste Sars-Pandemie trat Anfang der 2000er auf, ihr folgten die Vogelgrippe (H5N1) 2004, die Schweinegrippe (H1N1) 2009 und schließlich die globale COVID-19-Pandemie 2019.
Auch Ebola- und HIV-Infektionen sind tierischen Ursprungs. Dass sich Viren zwischen Tieren und Menschen schnell ausbreiten und dies die Hauptursache für die immer wiederkehrenden und gefährlichen Erkrankungen ist, scheint den meisten Menschen mittlerweile klar zu sein. Von einer Abschaffung der Massentierhaltung ist dennoch keine Rede.
Schlachthofskandale und Wildtiermärkte
Nach einigen Schlachthofskandalen – unter anderem beim deutschen Schlachtbetrieb Tönnies mit 730 infizierten Personen – kann wohl nicht mehr davon ausgegangen werden, dass Krankheiten wie COVID-19 nur durch Wildtiere übertragen werden. Besonders Fleischmärkte wie in Wuhan, wo Wild- und Zuchttiere auf Menschen treffen, stellen ein großes Risiko dar. Aber nicht nur Wildtiermärkte sind für die Ausbreitung von Viruserkrankungen verantwortlich, sondern auch KäuferInnen von exotischen Tierprodukten jeder Art.
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Ursachen der Verbreitung von Viren durch Tiere
Nun stellt sich die Frage, weshalb die Haltung von Nutztieren gefährlich für den Menschen sein soll. Einerseits ist die hohe Besatzdichte in den Betrieben problematisch, da sich Viren durch tierische Fäkalien schneller ausbreiten. Andererseits leben Nutztiere in Massenbetrieben dicht aneinander, sehen nur künstliches Licht, verletzen sich aus Langeweile gegenseitig oder trampeln sich aufgrund des Platzmangels – auch bei Tiertransporten – sogar zu Tode. Dadurch wird ihr Immunsystem chronisch geschwächt und schwache Immunsysteme sind ein Nährboden für Krankheiten jeder Art.
Einerseits gelten Reisebeschränkungen für Menschen, Tiere hingegen werden quer durch Europa transportiert. Fäkalien von – vielleicht bereits erkrankten – Tieren werden einfach auf Feldern entsorgt oder gelangen sogar in unser Grundwasser. Ein großes Problem ist außerdem die Beigabe von Antibiotika in das Tierfutter. Der Zweck sei grundsätzlich die Prävention von Krankheiten, die Folge allerdings resistente Bakterien, welche letztendlich KonsumentInnen erreichen. Ein menschlicher Fehler bei der Verarbeitung von tierischen Produkten reicht, um das Leben eines Dritten zu gefährden.
Schlachthöfe als Corona-Hotspots bereits im März
Eine Recherche der USA Today kam zu dem Ergebnis, dass es seit dem Beginn der Pandemie in den USA etwa 10.000 mehr infizierte Personen in Schlachthäusern gab, darunter auch 45 ArbeitnehmerInnen, welche an den Folgen starben. In einem Schlachtbetrieb in Iowa infizierten sich 58 % der Belegschaft mit dem Coronavirus. Wochenlang berichteten Medien über die aus der Schließung von Schlachthöfen resultierende wirtschaftliche Katastrophe. Infizierte Menschen in diesen Betrieben und leidende Tiere schienen das geringere Problem zu sein.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Die Pandemie deckt menschliche Schwachstellen auf. Eine davon ist das Leben im Überfluss. Der sorglose Umgang mit den Tieren, der Umwelt und auch unserer Gesundheit kann und wird nicht ohne Konsequenzen für uns und diesen Planeten bleiben. Die Massentierhaltung ist aufgrund des hohen CO2-Ausstoßes auch ein Mitverursacher des Klimawandels, dessen Folgen wir bereits spüren.
Dies ist ein Appell an alle, ihr Konsumverhalten zu überdenken und zu ändern.
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