Frauen und Videospiele: Ein niemals endendes Thema. Egal ob man über den professionellen eSport, Twitch-Streams, Sexismus oder Female-Representation in Videospielen redet, als Frau in der Gaming-Szene hat man es nicht leicht. Natürlich sind wir aus triftigem Grund immer noch hier. Wir lieben die Spiele, wir lieben die Menschen und wir wollen ein vollwertiger Teil der Community sein. Bis das möglich ist haben wir allerdings noch einiges zu tun.
72% der befragten Frauen gaben an, ihr Geschlecht aus Selbstschutz beim Online-Spielen verbergen zu müssen. Diese Zahl stammt aus einer Arbeit, die toxisches Verhalten in Overwatch nach Geschlecht behandelt. Weitere 80% der Frauen haben bereits Toxicity aufgrund ihres Geschlechts erfahren – zum Vergleich, bei den Männern waren es 27%.
Fakt ist, dass jedes mal Voice-Chat verwenden und sich quasi im Team als Frau “outen”, nervenaufreibend ist. Man weiß nie genau, was einen erwartet. In den meisten Fällen passiert nichts, die Leute spielen ihr Spiel und alles ist in Ordnung. Aber man wird circa gleich häufig von einem anderen Spieler angemacht wie sexistisch beleidigt.
Beides ist äußerst unangenehm, weil man am Ende des Tages auf sein Geschlecht reduziert wird. Und das in einer Situation, in der man sich sowieso schon als Außenseiterin fühlt, weil alle um einen herum männlich sind.
MOBAs und first-person Shooter
Besonders schlimm betroffen sind MOBAs (Multiplayer Online Battle Arena), wie League of Legends und Dota 2, obwohl sie einen sehr hohen Frauenanteil haben – über 30%. Diese Communities sind allgemein für ihr toxisches Verhalten bekannt und machen natürlich auch bei Frauen nicht halt.
Noch schlimmer aber haben es FPS-Fans, da der Frauenanteil hier tatsächlich extrem gering ist. Innerhalb des Shooter-Genres stechen taktische FPS-Games wie Rainbow Six Siege nochmal hervor, da nur etwa 4% der Spieler*innen weiblich sind. Was passiert wenn man als Frau so ein Spiel intensiv spielt? Das könnt ihr euch in der ernüchternden “OMG a girl” Serie von Spawntaneous ansehen.
Sexismus im Gaming: „Girls have it easier on Twitch“
Nein, nicht Frauen haben es einfacher auf Twitch. Bildhübsche Frauen haben es einfacher auf Twitch. Genauso wie auf jeder anderen sozialen Plattform. Tatsächlich ist es schwieriger als Frau erfolgreich zu sein, da ein gutes Aussehen kein Asset, sondern Voraussetzung ist. Und diese Voraussetzung kommt mit einem bitteren Beigeschmack: sexistische, anzügliche Chat Nachrichten.
Darüber müssen wir nicht spekulieren, ein Forscherteam von der Indiana University hat Begriffe aus Twitch-Chats von populären weiblichen und männlichen Streamern verglichen – das Ergebnis? Show tits. Show boobs. And show pussy.
Die häufigsten Begriffe aus Popular-Female Streams
Dass einige Frauen deshalb so extrem von ihrem Aussehen profitieren und mit „Work-out Videos“ tausende Männer in ihren Stream locken, sollte niemanden verwundern. Wie heißt es so schön – hate the game not the player oder hate the viewer not the streamer.
Nicht falsch verstehen, aber soft-core Porn-Videos haben auf einer von vielen Kindern genutzten Plattform nichts zu suchen. Ich sehe die Verantwortung hier einerseits bei Twitch selber – solche Accounts gehören schlichtweg gebannt – und bei den Zuschauern. Twitch Thots werden weiter bestehen, solange Männer brav die „Subscribe for Squats“ Narrative unterstützen. Unfairerweise werden Streamerinnen dadurch allgemein weniger respektiert und in weiterer Folge auch als Gamerinnen nicht ernst genommen.
Professioneller eSport ist männlich
Wenn wir schon von nicht ernst genommenen Gamerinnen sprechen: Der professionelle eSport ist für Frauen quasi unerreichbar. Nur etwa 5% aller Pro-Spieler*innen sind weiblich. Bereits der Einstieg in die Pro-Szene wird von verschiedenen Seiten aus erschwert.
Fehlende Vorbilder, fehlende Perspektiven und mangelndes Verständnis der ganzen Gaming Community bilden nur ein paar der Hindernisse. Auch eSports Organisationen sind sich diesem Problem bewusst und stellen vermehrt „all-girls“ Teams auf. Es mag zwar stimmen, dass allein durch die Existenz solcher Teams mehr Frauen in den eSport einsteigen, aber dabei schießt man am eigentlichen Ziel vorbei: eine vielfältige, inklusive und gemeinschaftliche Gaming-Community aufzubauen.
Dass Frauen sich nicht für eSports Themen interessieren, ist nämlich schlicht und einfach unwahr. Seit Jahren nähert sich der Anteil der eSports Zuschauer*innen an die 50/50. Während der Pandemie haben wir mit 40% weiblicher eSports Fans einen neuen Rekordwert geschafft.
Die Gaming Zukunft zeigt sich also immer vielfältiger und irgendwann wird sich das auch in den obersten Ranks bemerkbar machen. Davor muss aber ein wichtiger Sprung gelingen: von der casual Gamerin zur mid-core Gamerin.
66% der casual Gamer*innen sind Frauen
Eine Gaming-Rubrik wird bereits von den Ladies dominiert: Casual-Games. Diese beinhalten Handy-Spiele, Browser-Spiele, Social-Media-Spiele etc. Dass die Gaming-Community solche Spiele nicht als „echte“ Spiele anerkennt und deren Spieler*innen demnach keine „echten“ Gamer sind, ist nicht verwunderlich.
Es gibt kaum eine Community, die so anfängerfeindlich ist wie diese hier. Es gibt sogar ein eigenes Wort für Spieler*innen, die (noch) nicht besonders gut sind: Noob. Dabei ist es doch eigentlich absurd, jemanden dafür fertig zu machen, dass er oder sie nicht so viel Videospiele spielt, vielleicht eine schlechte Hardware hat oder schon älter ist – sprich keine schnelle Reaktionszeit mehr besitzt. Es gibt eigentlich keinen triftigen Grund sich in einem Videospiel dermaßen wichtig zu machen.
Die Feindseligkeit gegenüber Anfängern trifft aber Frauen disproportional oft, da diese meist erst später richtig anfangen zu Zocken. Dann, wenn die männlichen Kollegen bereits jahrelange Gaming-Erfahrung in Petto haben. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Frauen casual Gamerinnen sind.
Konsolen und PC Fans sind einfach unerbittlich. Damit mehr Frauen den Sprung zu mid-core Gamer*innen schaffen, muss sie auch von die Gaming-Community willkommen heißen. Und ja, das heißt womöglich, dass der Umgangston unter Gamer*innen überdacht werden muss. Aber das gehört dazu, so sind wir halt, das macht uns aus.
Wirklich? Sich gegenseitig beleidigen macht die Gaming-Community aus? Meiner Erfahrung nach sind 90% der Videospieler*innen extrem nett und aufgeschlossen. Aber die anderen 10% schreien am lautesten und wenn ihnen niemand Einhalt bietet, dann fegen sie von Game zu Game und zerstören dabei jede Lust und Spaß am Spiel.
Von Frauen für Frauen – das richtigen Games
Wie bereits erwähnt ist der Anteil von Frauen in Videospielen von Genre zu Genre extrem verschieden. Damit würde sich leicht schlussfolgern lassen, dass Frauen eben auf Puzzle-Games und Simulatoren stehen, während Shooter und Sport-Spiele einfach nicht ihr Ding sind.
Aber, laut einer Studie von Quantic Foundry gibt es einzelne Spieltitel, die aus den Statistiken herausreißen. Zum Beispiel sind nur 16% aller Open World Spieler*innen weiblich – Assassins Creed Syndicate hat aber einen Frauenanteil von 27%. Während western-style RPGs eigentlich nur in 26% der Fälle von Frauen gespielt werden, hat Dragonage: Inquisition einen sagenumwobenen 48% Frauenanteil. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Motivation zum Spielen durchaus da ist, es fehlen nur die richtigen Spiele.
Und wie kreiere ich Spiele, die auch für Frauen interessant sind? Zuerst einmal sollten sie von Anfang an an dem Prozess beteiligt werden. Der Prozentsatz von female Game-Developers hat sich über die Jahre immer mehr verbessert – 2019 waren bereits etwa 25% aller Developer Frauen. Um ein interessantes, fesselndes Spiel zu kreieren, braucht es eben beide Blickwinkel. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass Männer genauso davon profitieren.
Neue Wege in der Game-Entwicklung
Ein weiterer wichtiger Punkt ist Repräsentation. Wenn mehr Frauen Videospiele spielen sollen, muss es auch mehr weibliche Charaktere geben. Während 2019 und in den Jahren davor nur etwa 20% der explizit weiblich oder männlichen Videospielcharaktere weiblich waren, sind es 2020 auf einmal 44% geworden. Die Autor*innen der Studie geben aber zu bedenken, dass letztes Jahr ein Ausreißer gewesen sein könnte.
An diesem Punkt muss Sony Playstation auch nochmal besonders hervorgehoben werden, da 1/3 der 44% weiblichen Lead-Charaktere von nur einem Event stammen: dem ersten Playstation 5 Reveal am elften Juni 2020. Das Ziel für die PS5 scheint klar zu sein: mehr Frauen sollen zum Konsolenspielen animiert werden. Aber auch bei Sony herrschten anfänglich große Bedenken.
Über Aloy, Protagonistin der Horizon-Serie (first-Release 2017), wurde viel diskutiert.„She’s a female lead character, that has always been the vision by the team, but we had a discussion. Is it risky to do a female character?“, bestätigt Shuhei Yoshida, Sony Computer Entertainments Head of Worldwide Studios. Erst nach intensiven Umfragen und Fokusgruppen war klar: Doch, die Spieler*innen freuen sich auf eine weibliche Hauptrolle. Aber das diese Frage überhaupt gestellt werden musste, zeigt wie die Gaming-Szene lange Zeit aufgebaut war.
Die Zukunft des Gamings
Viel zu lange waren Videospiele einem ganz klar definierten Typus zugeordnet. Ein Typus der ums Biegen und Brechen nicht auf Frauen ausgelegt war. Aber es gibt uns. Die Frauen, die sich entgegen aller Vorurteile einen 2000€ Gaming PC zulegen. Die Frauen, die trotz der Unbehaglichkeit im Voice-Chat Anweisungen geben. Und die Frauen, die nichts lieber tun, als kompetitive FPS Games zu Zocken. Es gibt uns und wir werden immer mehr.. Und irgendwann spielen wir alle gemeinsam, als unschlagbare, globale, vielfältige Gaming-Community.
Wenn du mit deiner Freundin öfter zocken willst, haben wir hier für dich die richtigen Tipps.
Titelbild Credits: Shutterstock
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