Es war zu erwarten. Nach dem Attentat mit islamistischen Hintergrund haben Rechte wie auch diverse Medien den Vorfall schnell instrumentalisiert. Statt Trauer wieder Hetze. Unter Polizeibegleitung kam es heute zu einem Demonstrationszug, der den Tatbestand der Verhetzung erfüllen könnte.
Wie im Video eines Twitter-User zu hören, spielte ein Lautsprecher bei der Demonstration Schüsse und darauffollgend die Aufnahme eines Muezzin. Das Szenario ist vielschichtig problematisch. Bereits sechs Tage nach dem Attentat könnte so für Betroffene durch die abgespielten Schüsse eine Retraumatisierung stattfinden. Ein groteskes Mittel der Demonstranten.
Kurz davor hat er sich gegen die “islamisierung” ausgesprochen. Und wurden gebuht. Hier kannst einen Teil hören. pic.twitter.com/qKssfPuIsg
— Maz (@mazin_power) November 8, 2020
Wie im zweiten Video zu hören, bedienen sich die Demonstranten typischer FPÖ-Rhetorik. „Heute seid ihr tolerant, morgen brennts im eigenen Land.“ Die Landespolizeidirektion Wien hat bereits auf Twitter geantwortet, dass sie dem genauer nachgehen möchten. Denn: die Polizei vor Ort ist nicht eingeschritten. Meinungsfreiheit hat ihre Grenzen. Vor allem, wenn es um Verhetzung geht.
Ob der Tatbestand vollständig erfüllt wird, ist aus dem Video nicht eindeutig festzumachen. Es weisen jedoch die vorhandenen Aufnahmen darauf hin. Jedoch wäre ein Einschreiten der Beamten unbedingt notwendig gewesen, da es sich hierbei ganz eindeutig um Hetze gegen eine Religionsgemeinschaft handelt.
Nein, durch den Polizeilautsprecher kam da nix, wir klären jedoch gerade ab was da genau passiert ist. Sind auch erst soeben davon in Kenntnis gesetzt worden.
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) November 8, 2020
Edit (Stand 14:34 Uhr)
Mittlerweile hat die Polizei Wien auf Twitter bekanntgegeben, dass die Kundgebung unter falschem Vorwand angemeldet wurde. Interne Erhebungen wie auch Anzeigen gegen die Veranstalter sind eingeleitet.
Die heutige #Kundgebung in der #Josefstadt und das polizeiliche Handeln hat zu Kritik geführt. Jedenfalls werden entsprechende Anzeigen gelegt & weitere Erhebungen gegen die Teilnehmer*innen geführt. Auch eine interne Aufarbeitung ist bereits eingeleitet worden. pic.twitter.com/LpIl8AJ9qp
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) November 8, 2020
Titelbild Credits: Shutterstock
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
ÖVP: Symbolpolitik, vermeintliche Abschiebungen und die Opferrolle
Die UNO warnt vor einer absoluten humanitären Katastrophe in Afghanistan. Schätzungsweise hätten 14 von 38 Millionen Menschen nicht genug zu […]
Emotion statt Emission: IKEA Österreich startet Kampagne mit CO2-absorbierender Street Art Wall
Für das neu entstehende Einrichtungshaus am Wiener Westbahnhof startet IKEA mit einer Street Art Wall die Marketingkampagne. Für Design und […]
Freundschaft in der Krise – wie man sie rettet, kann man nachlesen
Freundschaft ist eines der wichtigsten Dinge im Leben der Menschen. So wird behauptet. Dass Freundschaft in den heutigen Zeiten leider immer weniger Relevanz in der Alltagsgestaltung geniest, ist dabei leider eine Tatsache, über die wir unbedingt sprechen müssen. Und genau darüber hat Sebastian Schoepp ein lesenswertes Buch geschrieben: Rettet die Freundschaft!
Sprachcafés - Orte, die echte Integration möglich machen
In Wien gibt es bereits eine beachtliche Zahl an Sprachcafés, in denen sich Menschen kostenlos und häufig auch ohne Anmeldung […]
Buchtipp: Die Küche der Armen von Huguette Couffignal
Die Neuauflage von "Die Küche der Armen" (1970) von Huguette Couffignal beschwört immer noch die Dringlichkeit eines kulinarischen Umdenkens.
Die Serie Beef auf Netflix: im Zeichen sinnloser Rache
Mit viel schwarzem Humor und fein ausgearbeiteten Hintergründen ist Beef eine der besten Netflix Serien seit langem.







