Nächste Breitseite für die Lebensmittelindustrie. Beim Thunfischsandwich von Subway soll es sich um einen „falschen Hasen“ handeln. Einem bunten Potpourri aus allem möglichen, außer eben der Inhalt, mit dem es beworben und verkauft wird: Thunfisch.
Brennpunkt Tuna Sub
„Mit dem Tuna Sub kann man nicht nur seinen Hunger stillen, sondern auch gleichzeitig etwas für seine Gesundheit tun. Die wertvollen Omega3-Fettsäuren, die im Thunfisch vorkommen, gehören zu den gesündesten Fetten überhaupt. Das Tuna Sandwich ist also nicht nur eine geschmackliche Gaumenfreude, sondern aufgrund des hohen Eiweißanteils ein wichtiger Protein-Lieferant für den Körper.“
Das Thunfischsandwich von Subway. Laut Eigenbeschreibung von Subway selbst somit eine kulinarische Meisterleistung. Gesund und eine Gaumenfreude zugleich. The perfect score. Fazit: eines der populärsten Sandwiches der Kette.
Es wird von Subway natürlich darauf hingewiesen, dass es bezüglich Nährwertinhalten zu „leichten Abweichungen“ kommen kann. Doch wenn ein angeführter Hauptinhalt und Hauptmotiv für einen Kauf sich jedoch von hero to zero ganz verflüchtigt, dann ist das schon eine recht gravierende Abweichung. Und zwar in dem Sinne, dass es dann überhaupt nicht mehr das ist, als was es beworben wird.
Genau das soll das Tuna Sub eben (nicht) sein, ein Thunfischsandwich. Zumindest laut einer kürzlich beim US-Bezirksgericht für den Northern District of California eingereichten Klage. Kein Thunfischsandwich, sondern ein „falscher Hase“ also. Die konkrete Behauptung: Der „Thunfisch“ für die Sandwiches und Wraps der Kette enthält „absolut keinen Thunfisch.“ Sogar absolut!
keep fishing folks, we'll keep serving 100% wild-caught tunahttps://t.co/MAhzoqa3XP pic.twitter.com/cZvDQUjrJt
— Subway® (@SUBWAY) January 29, 2021
Anschuldigungs-Ping-Pong
Subway dementiert natürlich diese infamen Unterstellungen und behauptet, der Großteil des Thunfischs sei „wild gefangen“. Stimmt nicht, sind sich wiederum die Kläger sicher und stützen sich auf unabhängige Labortests mehrerer Proben. Mit dem vermeintlichen Ergebnis: der Thunfisch in den Sandwiches sei eine Mischung aus verschiedenen Zutaten, die nicht wirklich Thunfisch sind, sondern diesen nur nachahmen sollen.
Die genaue Angabe darüber, welche Inhaltsstoffe in diesem Fake-Thunfisch stattdessen enthalten sein sollen, wird von den Klägern jedoch verweigert. „Doch die Zutaten seien weder Thunfisch noch überhaupt Fisch.“, so deren Anwälte gegenüber der Washington Post.
Ergebnis: Subway wird nun unter anderem wegen Betrugs, vorsätzlicher Falschdarstellung, ungerechtfertigter Bereicherung und anderer Vergehen verklagt. Unter anderem machen die Kläger geltend, sie seien „dazu verleitet worden, Lebensmittel zu kaufen, denen die Zutaten, von denen sie vernünftigerweise glaubten, dass sie sie gekauft hätten, gänzlich fehlten„, basierend auf der Kennzeichnung, Verpackung und Werbung von Subway.
Das Unternehmen weist diese rücksichtslosen Anschuldigungen als unbegründet zurück, und ortet in dieser Klage einen Trend, bei dem die Anwälte der Kläger die Lebensmittelindustrie nur deshalb ins Visier nehmen, um sich einen Namen zu machen. Einen Namen allerdings, den sich die Kanzlei der Kläger eigentlich nicht mehr wirklich machen muss.
Die Anwälte von Lainer waren nämlich schon an mehreren hochkarätigen Gerichtsverfahren beteiligt. Darunter auch an einem Fall, in dem 22 Frauen behaupteten, Johnson & Johnsons Talkumpuderprodukte hätten Eierstockkrebs verursacht. Eine Jury gewährte den Klägerinnen 2018 Schadensersatz in Höhe von 4,69 Milliarden US-Dollar.
Alle Jahre wieder
Doch das Verklagen der Kette Subway – das Unternehmen mit den meisten Standorten in den USA – scheint wirklich ein Trend zu sein. Im Laufe der Jahre war Subway nämlich ein häufiges Ziel für Klagen, von denen einige natürlich schwerwiegender waren als andere.
2013 zum Beispiel wurde Subway in einer Sammelklage beschuldigt, foot-long Sandwiches verkauft zu haben, die nur 11 bis 11½ Zoll lang waren, anstatt der erwarteten 12. Vor Gericht hatte dieser Klageversuch jedoch nicht den geringsten Bestand.
Vor kurzem jedoch die nächste gerichtliche Herausforderung für Subway. Da musste das Unternehmen dann sein Brot verteidigen. In Irland ist nämlich fraglich, ob die Hoagie-Brötchen von Subway nach Definition des Landes überhaupt Brot sind.
Im Laufe der Jahre haben sogar die Franchisenehmer das Unternehmen selbst verklagt. Diese behaupteten, die regionale Struktur von Subway und der willkürliche Inspektionsprozess hätten einige Eigentümer zu Unrecht aus dem Geschäft gedrängt.
Im Jahr 2017 reichte Subway selbst eine Klage gegen die Canadian Broadcasting Corp (CBC) ein. Diese solle die Kette in einem Bericht diffamiert haben. Darin behauptete die staatliche Rundfunkgesellschaft Kanadas nämlich, die Geflügelprodukte des Unternehmens enthielten nur 50 Prozent Hühner-DNA.
Das Oberste Gericht von Ontario wies die Klage von Subway zuerst noch zurück. Ein Berufungsgericht hat diese Entscheidung jedoch kürzlich wieder rückgängig gemacht und erklärt, dass der Verleumdungsfall von Subway in Höhe von 210 Millionen US-Dollar noch einmal eine gründliche Anhörung erhalten sollte.
Die Lebensmittelindustrie – wenn nicht das drin ist, was drin ist
Wie der Rechtsstreit zwischen Subway und Lainer ausgehen wird steht noch in den Sternen. Oder in der jeweiligen Gesetzeslage und -auslegung. Die Anschuldigungen selbst sind aber leider überhaupt nicht neu. Und was vielleicht noch am Schlimmsten ist, überhaupt nicht einmal an den Haaren herbeigezogen.
Lange schon ist klar, dass die Lebensmittelindustrie bei der Herstellung ihrer Produkte mogelt, indem oftmals nur noch theoretisch das drin ist, was drauf steht. So haben Wissenschaftler festgestellt, dass das Formfleisch im Fertig Cordon Bleu z.B. nicht wirklich Fleisch ist. Das auseinandergerissene Muskelgewebe, gekoppelt mit den pflanzlichen Zutaten in Form von Fasern täuscht eine Fleischkonsistenz nämlich nur vor. Dies ist leider nur unterm Mikroskop klar zu erkennen und zu unterscheiden.
Rechtlich vielleicht noch Fleisch, ist es das wissenschaftlich schon lange nicht mehr. Sondern was? Gebundenes Wasser und Fleischfragmente, zusammengehalten nur durch Gelier- und Verdickungsmittel. Wie das im Volksmund noch unbekannte Separatoren Fleisch – hergestellt aus den von den Knochen losgelösten Fleischresten, deren Fleischstruktur jedoch vollkommen aufgelöst ist. Das sind die Tricks der Fleischindustrie. Und der Fisch?
Egal wie der Rechtstreit von Subway ausgeht, sollten wir uns vielleicht vergegenwärtigen, dass das, was rechtlich vielleicht noch als etwas bezeichnet werden darf, im Grunde vielleicht schon gar nicht mehr wirklich das ist, was wir uns darunter so vorstellen. Mahlzeit!
Titelbild Credits: Shutterstock
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