Von ehrlicher Neugier bis hin zu völligen Respektlosigkeiten – obwohl die LGBTQIA*-Bewegung in den letzten Jahren immer mehr Fortschritte hinsichtlich Akzeptanz und Gleichberechtigung in der Gesellschaft erwirken konnte, müssen sich queere Personen trotzdem noch die absurdesten Fragen gefallen lassen. Deshalb stellen wir euch 10 Sätze vor, die queere Personen nicht mehr hören können.
Jeder Diskurs, der dazu führt, dass queere Personen in der Gesellschaft besser akzeptiert werden, ist absolut willkommen. Daher liegt es auf der Hand, dass man sich als Person aus der LGBTQIA*-Community manchmal der ein oder anderen nett gemeinten, aber etwas zu persönlichen Frage stellen muss. Da es queeren Personen ein Anliegen ist, verstanden, akzeptiert und respektiert zu werden, beantworten sie diese Fragen meist gerne. Aber es gibt Grenzen.
1. Ich habe ja nichts gegen Homosexuelle, aber …
Wer einen Satz so beginnt, sollte nicht mit einer Antwort rechnen. Denn was nach dem „Aber“ kommt, ist in den meisten Fällen entweder extrem respektlos oder völliger Bullsh***. Dieses Phänomen kennt man auch in anderem Kontext – sei es in Bezug auf Rassismus oder die politische Einstellung.
Worte können verletzen. Diese gehören aber zu den wohl übelsten Sätzen, weil es auf vermeintlich subtile Art Ablehnung gegen die LGBTQIA*-Community ankündigt.
2. Das ist doch nur eine Phase
Ich traue mich zu behaupten, dass fast jede Person aus der LGBTQIA*-Community diesen Satz schon einmal gehört hat. Sexuelle Identität ist etwas, das sich entwickeln kann, daher ist diese Phrase vermutlich oft gar nicht böse gemeint – vor allem, wenn man seine sexuelle Identität erst zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben festgestellt hat.
Die Aussage impliziert aber, dass Homo-, Bi- oder Trans*-Sexualität oder jede andere Form von Queer-Sein wie eine Art „Krankheit“ ist, die vorbeigeht oder geheilt werden sollte. Das ist beleidigend, denn a) sucht man sich nicht aus, wie man auf die Welt kommt, und b) ist es nicht Schlimmes, von dem man sich wünscht, dass es vorbeigeht – im Gegenteil.
3. Wer von euch ist die Frau / der Mann in der Beziehung?
Ein Klassiker unter den Fragen an queere Paare! Scheinbar ist es für manche Menschen einfach unvorstellbar, dass eine Beziehung nicht aus einer Frau und einem Mann besteht. De facto muss sich eine*r der beiden Partner*innen ja wie eine Frau bzw. wie ein Mann verhalten, um diese natürliche Balance wiederherzustellen.
Guess what: Auch zwei feminine Lesben oder zwei maskuline Schwule können wunderbar miteinander eine Beziehung führen!
4. Das sieht man dir gar nicht an!
Was soll das überhaupt heißen? Wie sieht denn der Prototyp einer Lesbe, eines Schwulen oder einer Trans*-Person aus? Umgekehrt gibt es ja auch kein Abbild einer Standard-Hete (Anmerkung: Kurzform für heterosexuelle Personen), dem alle Heterosexuellen optisch entsprechen.
5. Aber nicht, dass du dich jetzt in mich verliebst
Queer zu sein sorgt nicht dafür, dass man zu einer unkontrollierbaren Sex-Maschine wird, die ihre Triebe nicht unter Kontrolle hat. Nur, weil eine Frau auf Frauen steht, heißt das nicht, dass sie jede erdenkliche Frau attraktiv und sexuell anziehend findet.
Das ist unter Heterosexuellen ja auch nicht anders. Dementsprechend ist diese Sorge völlig unbegründet und du kannst dich in der Umkleidekabine weiterhin unbekümmert neben homosexuellen Menschen umziehen.
6. Fehlt dir nicht etwas im Bett?
Jeder, der schon einmal richtig guten Sex hatte, weiß, dass dieser nicht maßgeblich vom Geschlechtsteil abhängig ist. Dazu gehört viel mehr.
Außerdem: Wenn ein schwuler Mann Penisse erregend findet, warum sollte er dann eine Vagina im Bett wollen? Das wäre für viele wohl eher genau das Gegenteil von erregend. Gilt umgekehrt auch für Lesben.
7. Kennst du XYZ? Der ist auch queer!
Klaaar, ich bin lesbisch, sie ist lesbisch, vermutlich wären wir auch ein super Paar, oder? Nachdem die LGBTQIA*-Community sehr bunt ist und sich viele Menschen auch nicht klar einer Kategorie zuordnen möchten, gestalten sich Erhebungen, wie viele Personen in einer Gesellschaft queer sind, oft schwierig.
Nur eines steht fest: Es sind viele. Und daher kennen sich auch nicht alle.
8. Hattest du schon einmal Sex mit einer Frau / mit einem Mann?
Um die Sexualität eines Menschen zu verstehen, ist diese Frage völlig unerheblich. Denn ob jemand das eine schon einmal ausprobiert hat, ändert nichts daran, zu wem sie oder er sich hingezogen fühlt.
Zudem geht die Frage oft mit der Annahme einher, dass queere Personen gar nicht wissen, ob sie nicht vielleicht doch heterosexuell wären, wenn sie Sex mit dem anderen Geschlecht probiert hätten. Dazu kann ich nur so viel sagen: Vielleicht wissen sie es genau deshalb! 😉
9. Bist du operiert / Wie sieht es bei dir unten aus?
In manchen Fällen ist diese Frage verständlich und nachvollziehbar. Etwa, wenn man eine Trans*-Person datet und beabsichtigt, miteinander intim zu werden. In den meisten anderen Fällen ist diese Frage jedoch einfach nur frech, denn es gibt durchaus auch Trans*-Personen, die keine Absicht für eine Geschlechtsangleichung haben.
Für diese Personen kann die Frage verletzend sein, weil man schon im Vorhinein annimmt, dass sie eine Geschlechtsangleichung wünscht. Außerdem würdest du ja auch sonst niemanden fragen, wie ihr oder sein Geschlechtsteil aussieht, oder? Halten wir fest: die Genitalien von anderen = none of your business.
10. Das ist doch voll schwul!
Liebe ist etwas Schönes. Also ist auch Schwul-Sein etwas Schönes. Obwohl inzwischen längst klar sein sollte, dass man Wörter wie „schwul“ oder „behindert“ nicht missbräuchlich als Schimpfwörter verwenden sollte, da sie abwertend gegenüber Schwulen oder Behinderten sind, passiert das leider viel zu oft.
Zum Glück ist Sprache etwas Wandelbares. Also fangen wir doch damit an, diese beiden Wörter aus unserem Sprachgebrauch als Schimpfwörter zu verbannen.
Fazit
Zum Schluss noch eine ganz einfache, kleine Faustregel für den Diskurs mit Trans*-Personen, Homosexuellen, Bisexuellen, Pan-Sexuellen oder überhaupt Personen, denen man respektvoll begegnen möchte: Der Ton macht die Musik. Wenn du eine persönliche Frage aus ehrlichem Interesse an deinem Gegenüber stellen willst, gibt es dafür garantiert einen geeigneten Rahmen und eine charmantere Art und Weise.
Wenn du noch mehr über das Thema erfahren möchtest, als nur unerwünschte Sätze, dann kannst du dir zum Beispiel die Flaggen der LGBTQIA*-Community und ihre Bedeutung zu Gemüte führen oder über die Top 10 LGBTQIA*-freundlichsten Länder lesen.
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