Ye, einer der erfolgreichsten amerikanischen Rapper und früher als Kanye West bekannt, macht zurzeit eine negative Schlagzeile nach der anderen. Top Brands wie Adidas und Balenciaga distanzieren sich von dem (ehemaligen) Ausnahmekünstler. Stars wie Gigi Hadid und Jaden Smith sprechen sich gegen ihn aus. Doch was ist eigentlich genau passiert? Wir haben für euch eine Timeline erstellt, die Ye’s Selbstsabotage Schritt für Schritt dokumentiert.
03.10. — Ye und Candace Owens tragen „White Lives Matter“-Shirts auf der Pariser Fashion Week
Bei der YZY Season Nine Paris Fashion Show zeigen Ye und die rechts-konservative Candace Owens Anti-BlackLiveMatters-Merchandise. Auch mehrere Models tragen den White Lives Matter-Slogan auf dem Runway. Als Fotos von der Show im Internet kursieren, wird Ye von Jaden Smith, Gigi Hadid und zahllosen Schriftstellern*innen und Aktivisten*innen – darunter die Vogue-Redakteurin Gabriella Karefa-Johnson – konfrontiert. Hier der Link zu IG Fotos mit den Shirts
04.10. — Ye attackiert öffentlich Gabriella Karefa-Johnson vor seinen 17 Mio. Followern.
Als Gabriella den „White Lives Matter“-Mode Stunt kritisiert, belästigt Ye die Vogue-Autorin in einer Reihe von Instagram-Posts, in denen er ihre Glaubwürdigkeit infrage stellt und sich vor einem Publikum von mehr als 17 Millionen Menschen über ihre körperliche Erscheinung lustig macht.
„Du sprichst über Ye, ich spreche über dich“, schreibt der Star via seiner IG-Story.
Gabriellas Story Ye’s reaction
06.10. — Adidas sagt, dass die Partnerschaft mit Yeezy „überprüft“ wird
Das Geschäft von Adidas mit Ye bringt schätzungsweise 2 Milliarden US Dollar pro Jahr ein, dennoch bedenkt das Modehaus eine Beendigung der Kooperation.
Nachdem Ye der Sportbekleidungsmarke vorwirft , ihm nicht genug Kontrolle zu geben und seine Ideen zu kopieren, gibt Adidas eine öffentliche Erklärung ab, in der es heißt: „Nach wiederholten Bemühungen, die Situation privat zu lösen, haben wir beschlossen, die Partnerschaft auf den Prüfstand zu stellen“.
Ebenfalls 06.10. — Ye macht antisemitische Äußerungen auf Fox News
Der Interviewer, Tucker Carlson, ist berüchtigt für die Verbreitung von Fehlinformationen und vorurteilsbehafteter Rhetorik gegen People of Color, die LGBTQ+ Community, Immigranten*innen, Frauen, religiöse Minderheiten und mehr.
In dem Fox-News-Beitrag mit Tucker spricht der Rapper eine Reihe von Themen an, darunter die White-Lives-Matter-Shirts und seine Unterstützung für Donald Trump.
In einem unveröffentlichten Teil des Interviews bezieht sich Ye auf mehrere antisemitische Themen, wie z.B. den Glauben, dass Juden das Geldsystem kontrollieren. Er macht Verallgemeinerungen über Lateinamerikaner*innen und diskutiert seine Vermutung, dass „falsche Kinder“ in seinem Haus platziert wurden, um seine Familie zu stören.
Ye kritisiert außerdem die Sängerin Lizzo für ihr Gewicht und nennt die Sängerin „klinisch ungesund“.
Titelbild © Shutterstock
07.10. — Instagram suspendiert Ye
Die Facebook-Muttergesellschaft Meta Platforms Inc. sperrt Ye von seinem Instagram-Konto, weil er gegen ihre Richtlinien verstoßen hat. Meta Platforms Inc. gibt jedoch nicht bekannt, welche Beiträge entfernt wurden. Sein Konto wird nach 24 Stunden wiederhergestellt.
08.10. — Ye twittert Drohungen gegen jüdische Menschen
Sein Tweet lautete: “Ich bin heute Nacht etwas müde, aber wenn ich aufwache, werde ich jüdische Menschen death con 3. Das Lustige ist, dass ich eigentlich nicht antisemitisch sein kann, weil Schwarze eigentlich Juden sind, und ihr habt mit mir gespielt und versucht, jeden anzugreifen, der sich eurer Agenda widersetzt.”
Defcon ist eine Abkürzung für den Begriff Defence Readiness Condition (Verteidigungsbereitschaft), der vom US-Militär verwendet wird. Es handelt sich um ein Rangsystem zur Messung von Sicherheitswarnungen mit insgesamt fünf Stufen, wobei die Stufe 1 die schwerwiegendste ist und einen ernsten Atomkrieg signalisiert.
Defcon 3 bedeutet, dass die Bereitschaft der Streitkräfte über das normale Maß hinaus erhöht ist und dass es erhöhte regionale Spannungen mit möglicher Beteiligung der US-Streitkräfte gibt. Bei dieser Warnung hat das US-Militär eine Vorwarnzeit von 15 Minuten, bevor es zu einem Einsatz kommt.
09.10. — Twitter suspendiert Ye aka Kanye West wegen antisemitischer Drohungen
Nach dem oben erwähnten Tweet gibt Twitter die Sperre von Ye bekannt und erklärt, er habe gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen. Sein Konto ist noch aktiv, aber er kann nicht mehr twittern.
17.10. — Ye kündigt Kauf der rechtsgerichteten sozialen App „Parler“ an
“Parler“ ist ein Knotenpunkt für konservative Internetnutzer, die zuvor von Apps wie Twitter wegen der Verwendung von Hassreden ausgeschlossen wurden. Die Muttergesellschaft der App gehört George Farmer, Candace Owens Ehemann. Eine Woche nachdem Instagram und Twitter Ye das Posten verbeiten, wird der Deal zwischen George und Ye bekannt gegeben.
21.10. — Balenciaga kappt Beziehungen zu Ye
Zunächst entfernt das Modehaus die Balenciaga-Laufstegbilder von Ye von der Vogue-Website. Ebenfalls entfernt wird eine Rubrik mit der Yeezy Gap Engineered by Balenciaga Kollaboration.
Dann bekräftigt der Mutterkonzern Kering seine Entscheidung, sich von Ye zu trennen.
„Balenciaga hat weder eine Beziehung noch Pläne für zukünftige Projekte mit diesem Künstler“, so das Unternehmen in einer Erklärung. Obwohl Kering seine Entscheidung noch nicht näher erläutert hat, stellt diese Trennung eine große Veränderung in der Modeindustrie dar: Balenciaga ist das erste Unternehmen, das sich aufgrund der jüngsten Kontroverse von Ye trennt.
Ebenfalls am 21. Oktober fordert die Anti-Defamation League Adidas öffentlich auf, Ye wegen seiner antisemitischen Äußerungen zu entlassen.
21.10. — Vogue und Anna Wintour beenden Zusammenarbeit mit Kanye West
Die Vogue wird nicht länger Gastgeber für Kanye Wests Modebestrebungen sein, so ein Vertreter von Condé Nast. Nach einer mehr als 10-jährigen Freundschaft hat Chefredakteurin Anna Wintour offenbar nach seiner letzten Reihe von beleidigenden Kommentaren und antisemitischen Tiraden genug von Ye. Sie hat es innerhalb der Vogue sehr deutlich gemacht, dass Kanye nicht länger Teil des inneren Kreises ist.
Die Modezeitschrift hat zwar keine offizielle Stellungnahme abgegeben, aber die jüngste Yeezy-Show mit den „White Lives Matter“-Shirts scheint von vogue.com und der Vogue Runway App entfernt worden zu sein.
25.10. — Adidas beendet die Partnerschaft mit Ye.
Nach wochenlangen, zunehmend problematischen Äußerungen und antisemitischen Drohungen von Ye, teilt Adidas in einer offiziellen Erklärung mit, dass die Partnerschaft „mit sofortiger Wirkung“ beendet wird.
Die Produktion aller Yeezy-Produkte soll sofort eingestellt werden. Die deutsche Sportbekleidungsmarke erklärt weiters, dass sie die Zahlungen an Ye einstellen werde und dass sie „der alleinige Eigentümer der Designrechte an bestehenden Produkten sowie an früheren und neuen Farbgebungen im Rahmen der Partnerschaft“ bleibt. Anfang Oktober beschuldigt Ye das Unternehmen, seine Designs in anderen Adidas-Linien zu kopieren, an denen er nicht beteiligt ist.
In ihrer Ankündigung fügt Adiddas auch ihre voraussichtlichen kurzfristigen Verluste im vierten Quartal aufgrund der Beendigung der Partnerschaft hinzu – in Höhe von rund 250 Millionen Euro.
Für Ye bedeutet die Beendigung der Partnerschaft ein Rückgang seines Nettovermögens von 1,5 Mrd. auf 400 Mio. US-Dollar, wodurch er effektiv seinen Milliardärsstatus verliert.
25.10.-26.10. — Weitere Brands distanzieren sich von Kanye West
Nach Aufkündigung der Adidas-Kooperation beenden Marken wie Gap, TJ Maxx, Foot Locker und seit kurzem auch Peloton ihre Zusammenarbeit mit Ye.
Doch nicht nur Marken haben begonnen, sich zu distanzieren! Ye’s ehemalige Talentagentur CAA hat ihn als Kunden fallen gelassen und Madame Tussauds hat ebenfalls bekannt gegeben, dass sie seine Wachsfigur aus dem Londoner Museum entfernen.
Musikstreaming-Plattformen sind die letzten, die unter Druck gesetzt wurden, Maßnahmen zu ergreifen.
In einem Interview mit Reuters teilt der CEO von Spotify kürzlich mit, dass er keine Befugnis habe, Ye’s Musikbibliothek von der Plattform zu entfernen. „Seine Musik verstößt nicht gegen unsere Richtlinien“, erklärt er. „Es liegt an seinem Label, ob sie Maßnahmen ergreifen wollen oder nicht“.
27.10. — Kanye West bewundert Adolf Hitler?
News machen die Runde, dass Kanye West Adolfs Hitler auf beunruhigende Art und Weise bewundert.
Fazit
Kanye West oder Ye ist seit seinem Erscheinen auf der globalen Bildfläche immer schon eine kontrovers diskutiertes Phänomen gewesen. Immer wieder hat er auszuloten versucht (später immer mehr), wie mit Skandalen (bzw. beinahe Skandalen) Erfolg oder Aufmerksamkeit zu generieren ist. Wo zu Beginn seine Außnahme-Fähigkeiten als Künstler noch überwogen, haben sich mit dem schwindenden Erfolg als Musiker die Skandale immer weiter gesteigert. Ob mit den letzten Zwischenfällen der Höhepunkt und endgültige (mediale) Untergang von Ye besiegelt wurde, wird sich noch zeigen.
Titelbild © Shutterstock
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