Der Startschuss für die christliche Fastenzeit ertönt jährliche am Aschermittwoch. Heuer ist das der 22. Februar 2023. Bis Karsamstag – dieses Jahr der 8. April – beladen sich viele mit etlichen Vorsätzen und versprechen sich eine erfolgreiche Fastenzeit bis Ostern. Doch welche Formen des Fastens gibt es? Wir verschaffen dir einen Überblick für deine bevorstehende Fastenkur.
Wasserfasten: die radikale Fastenkur
Die wohl radikalste Art zu fasten ist das sogenannte Wasserfasten, auch Nullfasten genannt – Dem Namen folgend, kann man sich bestimmt schon denken, worum es geht. Bei dieser Fastenkur ist nur die Zunahme von Wasser und / oder Tees erlaubt. „Wer nichts zu sich nimmt, verbraucht das, was da ist“, so der Gedanke. Dass diese vermeintliche Logik leider nicht zielführend ist, wird im nächsten Absatz klar:
Verzichtest du zu radikal auf die Nahrungszunahme, schlägt der Körper Alarm. Da dieser permanent Energie braucht, holt er sich diese bei fehlender Nahrung einfach aus seinen bestehenden Depots. Das sind deine Fettpölsterchen, was gut ist. Zu den Depots gehören aber auch deine Muskeln, um genauer zu sein, das darin enthaltene Eiweiß.
Schlapp, müde und Kopfschmerzen
Das Wasserfasten ist trügerisch. Es verspricht zwar Kompromisslosigkeit. Doch fühlt man sich auch oft schlapp, müde und hat häufig Kopfschmerzen. Weiterer Nachteil: Am Ende der Fastenzeit sind die losgewordenen Pfunde bedauerlicherweise schneller wieder drauf, als dir lieb ist. Warum?
Weil ein gedrosselter Stoffwechsel (aufgrund des Verzichts) länger braucht, um wieder auf das alte Niveau zu kommen. Darüber hinaus legt der Körper wieder Fettdepots an, für jetzt einkalkulierte Notfälle. Der radikale Nahrungsentzug hat deinen Körper ungünstigerweise traumatisiert, sodass er nun nach mehr verlangt.
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Fastenzeit: Folter nach F. X. Mayr
Das Fastenprinzip von F.X. Mayr erlaubt, im Gegensatz zum Wasserfasten sogar Kohlenhydrate. Es gibt Gemüsebrühe, Kräutertees und zweimal am Tag ein altbackenes Brötchen mit etwas Milch. Wow!
Im Zentrum dieser Fastenkur des österreichischen Gastroenterologen steht jedoch nicht das Abnehmen, sondern vielmehr die schonende Reinigung des Darmtraktes. Eigentlich auch mittels Einläufe und Spülungen.
Ergänzend dazu kommen auch Bauchmassagen zum Einsatz. Durch intensives Massieren sollen die Organe besser durchblutet und Darm-, Blasen-, Galle-, Milz- sowie Leber-Funktionen aktiviert werden.
Fastenkur – powered by Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen ist keine Unbekannte. Dabei handelt es sich sogar um eine universelle Bekanntheit, die sich nicht nur auf die Fastenkur bezieht. Von Bingen war eine der bedeutendsten Universalgelehrten des Mittelalters. Als Benediktinerin, Dichterin, Komponistin, vor allem aber als eine, in der Naturheilkunde bewanderte Persönlichkeit, befasste sie sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie.
Als Vorreiterin einer ganzheitlichen Medizin, die Körper und Geist zusammen dachte, legt sich in ihrer Fastenkur den Fokus auf Meditation und innere Einkehr. Den Anfang ihres Konzepts macht eine Vorbereitungszeit. Diese wird bestimmt von einer leichten Kost, auf die dann die Darmreinigung folgt.
Dabei wird ein- bis zweimal täglich eine Gemüsebrühe mit Dinkelschrot und vielen frischen Kräutern eingenommen. Gedünstete Äpfel, viel Fencheltee und ausreichend Bewegung runden das Ganze ab. Bis zu 800 Kalorien am Tag darf man bei dieser Fastenkur zu sich nehmen. Also auch nichts für schwache Nerven.
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Fastenzeit nach Otto Buchinger
Buchinger gilt als Begründer des Heilfastens. 1920 gründete er das überhaupt erste Heim für diese spezielle Form der Kuren. Wie bei von Bingen steht auch bei Otto Buchinger der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit im Mittelpunkt. In der Fastenzeit sollen nicht nur aus dem Körper unnötige Stoffe ausgeschieden werden. Auch seelischen Ballast soll man abwerfen. Das Fasten soll laut Buchinger daher in einer ruhigen und meditativen Umgebung stattfinden.
Bevor die Fastenkur beginnt, empfiehlt Buchinger einen „Entlastungstag“. An diesem soll nur noch leichte Kost verzehrt werden, ein reifer Apfel, etwas Haferflocken oder Joghurt. Darüber hinaus wird auch der Darm mittels Glaubersalz-Lösung gereinigt – Vorsicht: stark abführende Wirkung! Diese Darmreinigung soll das Hungergefühl verringern.
Danach nimmt man ausschließlich flüssige Nahrung zu sich – in Form von Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäften. Auf nur 250 Kalorien pro Tag soll man so kommen. Diese Fastenkur kann nach Bedarf aber auch durch Makronährstoffe und Eiweiß in Form von Milchprodukten ergänzt werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine ausreichende Bewegung – natürlich nicht übertreiben! Durch Spaziergänge u.ä. soll der Stoffwechsel angeregt und die Muskeln herausgefordert werden. So soll der Schwund der Muskelmasse vorgebeugt und etwas für den Kreislauf getan werden.
Schroth-Kur – Fastkur aus Trink- und Trockentagen
Die Schroth-Kur umfasst mehrere Aspekte: Diät, Wickel, Packungen, Trink- und Trockentage sowie Bewegung. Darüber hinaus werden 3 Trockentage mit jeweils 2 kleinen und 2 großen Trinktagen abgewechselt. Die Kur umfasst einen Zeitraum von 3 Wochen.
Ziel ist die „Entgiftung des Körpers“. Dadurch sollen die Selbstheilungskräfte gefördert werden. Eine deutliche Gewichtsabnahme ist Folge dieser dreiwöchigen Fastenzeit. Daher eignet sich diese, so sagt man, auch bei Adipositas.
Die Schroth-Kur ist jedoch keine Diät im herkömmlichen Sinne und wird daher von vielen Wissenschaftler*innen abgelehnt. Neben dem Original, gibt es mittlerweile daher eine reformierte Variante. Wobei es da natürlich unterschiedliche Vertreter*innen gibt. Die wichtigste Modifikation ist die Umstellung der ursprünglichen Kurkost auf eine Mischkost. Eine Steigerung der Kalorienzahl von 500 über 1000 auf etwa 1500 kcal täglich soll den Jo-Jo-Effekt und auch das Aufkommen von Food Feelings verhindern.
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Fastenzeit: Basenfasten
Das Basenfasten geht von der Grundannahme aus, dass eine ungesunde Ernährung zur Übersäuerung des Organismus führt. Bekannte Symptome davon sind Kraftlosigkeit und Verdauungsprobleme. Beim Basenfasten werden daher alle Lebensmittel in basisch und säurebildend unterteilt, wovon nur die basischen gegessen werden dürfen.
Beim Basenfasten geht es nicht so sehr darum, weniger zu essen, sondern darum, die richtigen Lebensmittel zu sich zu nehmen. So sollen ausschließlich pflanzliche, basische und nährstoffreiche Lebensmittel verzehrt werden. Gemüse, Obst, Kräuter, Samen, Sprossen und Nüsse stehen dabei im Mittelpunkt.
Die basische Fastenkur sollte langsam begonnen werden, da sich der Organismus an eine solche Ernährungsumstellung erst gewöhnen muss. Die Dauer dieser Fastenkur beschränkt sich auf ein bis zwei Wochen. Besonders hilfreich ist die Basenkur bei chronischen Beschwerden oder Krankheiten. Bei Hautproblemen, Blähungen, Migräne, Rheuma soll eine solche Kur besonders gut helfen.
Fastenzeit als Lebensstil: die Intervallfastenkur
Unter all den Fastenkuren ist das Intervallfasten wohl das vielversprechendste. Das Intervallfasten bezeichnet eine regelmäßig wiederkehrende Periode der Nahrungsenthaltung. Anders als bei den klassischen Fastenkuren wird das Intervallfasten nicht als Kur einmalig durchgeführt, sondern ist vielmehr ein Lebensstil.
Dabei unterscheidet man zwischen zwei Methoden. Bei der 16-zu-8-Methode nimmt man täglich nur in einem Zeitfenster von acht Stunden Nahrung zu sich. Die übrigen 16 Stunden wird gefastet – eine lange Fastenzeit, aber im Grunde muss man nur eine Mahlzeit weglassen, Frühstück oder Abendessen. Wasser und ungesüßte Tees sind in dieser 16-stündigen Abstinenz natürlich schon erlaubt.
Bei der 5-zu-2-Methode isst man an fünf Tagen der Woche ohne Einschränkung. Die restlichen zwei Tage sind Fastentage, an denen Frauen nicht mehr als 500 Kilokalorien zu sich nehmen dürfen und Männer nicht mehr als 600.
Intervallfasten als vielversprechende Fastenkur
In beiden Methoden – natürlich gibt es noch unzählige weitere Varianten – wird der Stoffwechsel, in der Zeit der Nahrungslosigkeit, anstelle aus der aus Nahrung stammenden Glukose aus Fettsäuren generiert. Normalerweise wählt der Körper den schnellsten und bequemsten Weg zur Energiegewinnung. Dies ist bei einem ausreichenden Nahrungsangebot und hohem Blutzucker die Glukose.
Erst wenn diese aufgebraucht ist, geht er seine wertvollen Fettreserven an. Die Fettsäuren werden dabei aus den Fettzellen freigesetzt. Und hier kommt der Trick: Dauert der Hungerzustand zu lange an, kann der Körper neben den Fettzellen auch (Muskel-)Proteine verwenden, um daraus Energie zu gewinnen. Das Intervallfasten soll dem vorbeugen, indem man nicht zu radikal hungert. Es bietet sich da natürlich an, diese Fastenzeit auf die Nacht zu legen. Was Sinn macht, denn Nachts zu essen ist ungesund – das bestätigen auch Studien. Steigerung der Nahrungsaufnahme ab 17 Uhr führt zu erhöhten systemischen Entzündungswerten. Eine tägliche Fastenzeit von über 13 Stunden ist daher zu empfehlen.
Hinter dem Spruch „Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann essen“ ist wohl mehr dahinter als gedacht.
Auf den Geschmack gekommen? Bevor du eine Fastenkur angehst, informiere dich bitte zuerst bei deinem Hausarzt über das Thema!
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