Jedes Jahr am 8. März die gleiche Frage: Wollen wir Frauen am Internationalen Frauentag nun Blumen oder nicht? Liebevolle Wertschätzung oder gar unpassender Affront? Wir schauen uns das Ganze mal genauer an.
Pro: Blumen sind auch am Frauentag eine nette Geste
🌸 Zeichen der Anerkennung: Klar, wir wollen echte Gleichberechtigung und keine Blümchen als Kompensation. Trotzdem kann ein Blumenstrauß auch Wertschätzung zeigen – und Wertschätzung ist nie verkehrt.
🌸 Es geht um die Geste: Blumen können durchaus Freude bereiten. Besonders, wenn sie von jemandem kommen, der sich auch sonst dafür interessiert, was wir denken und wollen.
🌸 Tradition mit Bedeutung: Blumen sind seit Jahrhunderten ein Symbol für Respekt und Bewunderung. Wenn sie also nicht der einzige Beitrag zum Frauentag sind, warum nicht?
Kontra: Am Frauentag geht es eigentlich um etwas ganz anderes
❌ Frauentag ist nicht Valentinstag: Im Gegensatz zum Valentinstag, an dem seit dem 18. Jahrhundert Blumen, Schokolade und Grußkarten als Ausdruck der gegenseitigen Liebe verschenkt werden, ist der Frauentag ein politischer Tag. Er wurde geschaffen, weil Frauen für ganz grundlegende Rechte kämpfen mussten. Die Hauptforderungen waren nicht weniger als das Wahlrecht und gleiche Bezahlung. Von zweitem sind wir leider auch heute noch meilenweit entfernt.
❌ Ablenkung von echten Problemen: Blumen sind schön, ja. Aber am 8. März geht es um den Gender Pay Gap, fehlende Frauen in Führungspositionen und strukturelle Benachteiligung. Jede Frau hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit, das Recht, selbst zu entscheiden, wie sie Arbeit und Familie organisiert, das Recht auf ein gewaltfreies Leben und das Recht, selbst über ihren eigenen Körper bestimmen. Keines dieser Rechte wurde bisher in Österreich zur Gänze durchgesetzt. Blumen könnten da wirken wie ein „Hier hast du was Hübsches, jetzt beschwer dich nicht weiter“.
❌ Kommerzialisierung des Frauentags: Viele Unternehmen verschenken Blumen oder Rabatte, tun aber nichts für Gleichstellung. Wie wäre es mit fairer Bezahlung und gleich vielen Frauen wie Männern in den oberen Reihen statt mit einem Gratiskeks zum Kaffee?
Wie kann ich mich als Mann am Frauentag und auch an allen anderen Tagen für Gleichberechtigung einsetzen?
1. Zuhören und Lernen
Höre Frauen zu, wenn sie über ihre Erfahrungen sprechen – ob im Job, in der Freizeit oder online.
2. Privilegien checken & nutzen
Männer werden oft immer noch ernster genommen – nutze das! Setze dich in Meetings für Kolleginnen ein, hinterfrage unfaire Strukturen und teile deine Plattform, wenn Frauen weniger Gehör bekommen.
3. Sexismus nicht ignorieren
Wenn jemand einen frauenfeindlichen Witz reißt oder eine Frau nicht ernst nimmt, sag was! Auch kleine Bemerkungen tragen dazu bei, dass Sexismus „normal“ wirkt. Deine Stimme kann einen Unterschied machen.
4. Frauen im Job und Alltag supporten
Empfiehl qualifizierte Frauen für Beförderungen, stelle gleich viele Frauen wie Männer ein, fordere gleiche Bezahlung und achte darauf, ob in Meetings Männer dominieren. Und falls noch immer jemand meint: “Wir brauchen doch keine Frauenquote, wir sollten besser nach Qualifikation einstellen und nicht nur, weil jemand eine Frau ist.“ Fun Fact bzw. Sad Fact: Die meisten Männer werden (bewusst oder unbewusst) eingestellt, weil sie Männer sind.
Weil viele Leute denken: Männer können nicht schwanger werden und fallen somit nicht im Job aus. Richtig: Männer können nicht schwanger werden, aber Männer können und sollten genauso lange bei den Kindern zuhause bleiben wie Frauen.
„Aber Männer verdienen doch mehr Geld!“, kommt da immer wieder als Gegenargument. Und als Familie können wir das Geld sehr gut gebrauchen. Genau da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Eine Frauenquote soll genau hier dagegen wirken, bis wir uns der Gleichberechtigung soweit annähern, dass wir irgendwann vielleicht wirklich nach Qualifikation einstellen können.
5. Hausarbeit und Care-Arbeit aufteilen
Falls du mit einer Frau zusammenlebst: Schau dir genau an, ob du wirklich gleich viel an Haushalt und Care Arbeit übernimmst wie sie. Sei deinen Kindern ein fürsorglicher Vater, deiner Frau ein liebevoller Partner und deinen Freunden ein Vorbild im Umgang mit Frauen.
6. Weibliche Perspektiven kennenlernen
Lies und teile Beiträge von Frauen in den sozialen Medien, lies Bücher und Artikel von Autorinnen, feiere Erfolge von Frauen in deinem Umfeld.
7. Keine Angst vor Feminismus haben
Feminismus bedeutet nicht „gegen Männer sein“, sondern für Gleichberechtigung. Stell dir vor, wie viel besser die Welt wäre, wenn alle wirklich gleiche Chancen hätten. Denn:
Eine feministische Welt wäre eine Welt der echten Gleichberechtigung, in der Menschen unabhängig von Geschlecht die gleichen Chancen, Rechte und Möglichkeiten haben. Das bringt Vorteile für alle, nicht nur für Frauen.
Hier sind einige davon:
1. Fairere Wirtschaft und bessere Arbeitsbedingungen
- Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit – der Gender Pay Gap wäre Geschichte und auch Paare und Familien hätten mehr Geld.
- Mehr wirtschaftlicher Erfolg, weil Unternehmen mit diverseren Teams nachweislich innovativer und erfolgreicher sind.
- Bessere Work-Life-Balance, da Care-Arbeit fairer zwischen Männern und Frauen aufgeteilt würde, und Frauen mehr Zeit im Beruf und Männer mehr Zeit zuhause und mit ihren Kindern verbringen könnten. Win-Win für alle, nicht zuletzt für die Kinder.
2. Weniger Gewalt, mehr Frieden und Sicherheit
- Weniger Gewalt, weil toxische Männlichkeit abgebaut wird und Männer lernen, Emotionen gesund auszudrücken, statt Aggression als Ventil zu nutzen.
- Mehr Frieden und Sicherheit, weil Länder mit mehr Gleichberechtigung stabiler und sicherer sind.
3. Mehr Freiheit für Frauen, Männer und Kinder
- Frauen können sich frei entfalten, ohne ständig gegen strukturelle Hürden zu kämpfen.
- Männer müssen nicht „stark“ oder „hart“ sein, sondern dürfen genauso fürsorglich, emotional oder familienorientiert sein, ohne verurteilt zu werden und können so glücklichere Beziehungen zu ihren Partnerinnen und zu ihren Kindern führen.
- Kinder wachsen in einer gleichberechtigteren Umgebung auf, in der Rollenbilder flexibler sind.
4. Bessere Politik und gerechtere Gesetze
- Mehr Gerechtigkeit in Gesetzgebung & Rechtsprechung, weil nicht nur eine männlich geprägte Perspektive dominiert.
- Mehr weibliche Stimmen in der Politik – was zu besseren Entscheidungen für Gesellschaft und Umwelt und zu weniger Kriegen führt.
5. Eine glücklichere und gesündere Gesellschaft
- Bessere medizinische Versorgung, weil Forschung nicht nur auf Männer ausgerichtet ist (z. B. bei Medikamenten).
- Höhere Lebenszufriedenheit, weil Menschen ohne veraltete Geschlechterzwänge das Leben führen können, das sie wirklich wollen.
Unser Fazit zur Frage “Blumen am Frauentag, ja oder nein?” lautet also:
Liebe Männer: Kauft euren Frauen und Freundinnen gerne Blumen, Schokolade und Prosecco zum Frauentag! Aber bitte informiert euch auch über Wege zur Gleichstellung von Mann und Frau, und überlegt, was IHR dazu beitragen könnt. Denn Gleichberechtigung schafft eine bessere Welt für alle, weil sie Chancen fair verteilt, Gesellschaften stabilisiert und das Zusammenleben harmonischer macht.
Titelbild © Shutterstock
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Pakete nachhaltig verschicken und empfangen: 5 Dinge, worauf du achten musst
Wenn du nachhaltig versenden und ebenso nachhaltig Pakete empfangen willst, gibt es so einiges zu bedenken. Wir von WARDA – in Kooperation mit unserem Partner und Versandspezialisten der österreichischen POST AG – zeigen dir, worauf du achten musst.
Must-See-ARTE-Doku: "Eine Geschichte des Antisemitismus"
Von den Wurzeln des Phänomens Antisemitismus hin zur heutigen Zeit, wo trotz der Holocaust-Gräueltaten die Judenfeindlichkeit nach wie vor viele […]
Die Wissenschaft hinter der Glücksspielsucht: Was ist der Auslöser für Wettsucht?
Für die meisten Menschen ist das Glücksspiel nichts weiter als ein harmloses Hobby. Sie können problemlos auf Seiten wie Verde […]
Skifahren oder Wandern? Warum nicht beides: Hinterstoder und Wurzeralm machen es möglich
Die Pyhrn-Priel-Region in Oberösterreich ist ein wahres Juwel für alle, die sich nicht zwischen Skifahren und Wandern entscheiden wollen. Mit […]
Aufruf zu Konsum: verstärkt die Coronakrise Kaufsucht?
ExpertInnen erkennen einen Zusammenhang zwischen der Pandemie und unserem Kaufverhalten. Da wir uns vermehrt zu Hause aufhalten, die Spannbreite alternativer […]
Experten warnen - Kinder kitzeln kann schwere Folgen haben
„Nein” bedeutet “Nein”, auch bei Kindern! Ein Lachen signalisiert nicht immer ein Vergnügen und Experten belegen: Kinder gegen ihren Willen […]