Entwurmungsmittel für Pferde als Corona-Gegenmittel. In einem Dorf stellen Bewohner ein gigantisches Kreuz auf, um sich vor dem Covid-Virus zu schützen. Energetiker wollen mit Heilzahlen das Coronavirus bekämpfen. Angesichts dieser und ähnlich stupider Corona-Lösungen drängt sich mehr und mehr die Frage auf: Werden wir immer dümmer? Passend zum Thema hat der Wissenschaftler Jakob Pietschnig ein Buch über Intelligenz geschrieben. Und macht Hoffnung, dass es vielleicht doch noch nicht so schlecht steht um unseren Verstand.
Männerhirne sind größer – so what!?
Fakt: Männerhirne sind größer als jene der Frauen. Zahlreiche Mythen und falsche Vorstellungen entwickelten sich aus dieser Tatsache. Unzählige Theorien kämpfen diesbezüglich um eine Vormachtstellung. Unwissenschaftliche Theorien (natürlich von Männern ins Leben gerufen!), die natürlich Männern aufgrund des größeren Gehirns einen Vorteil bezüglich deren Intelligenz bescheinigen wollen. Alles bullshit!
Denn ein weiterer Fakt ist: Wenn es um die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten geht, gibt es keine relevanten Daten dafür, dass es diesbezüglich Geschlechterunterschiede gibt. Weiteres lässt ein Gehirn, an sich betrachtet, auch kaum erkennen, ob es einem Mann oder einer Frau gehört.
same same but different
Doch in vereinzelten Fähigkeitsdomänen sind Unterschiede wissenschaftlich sehr wohl belegt und gut untersucht. Man weiß z.B., dass Frauen eine eindeutige Stärke im verbalen Gedächtnis haben. Männer im Gegenzug verfügen dafür über ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen als Frauen. Was sich unter anderem jedoch auf psychosoziale Faktoren zurückführen lässt.
„Allerdings“, so Pietschnig, „wissen wir auch, dass Frauen mit einem hohen Testosteronspiegel ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen haben als jene mit einem niedrigen. Wogegen Männer mit einem relativ niedrigen Testosteronspiegel ein besseres haben als Frauen mit einem hohen. Man kann also davon ausgehen, dass Geschlechtshormone etwas mit diesen Stärken bzw. Schwächen zu tun haben.“
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Ein anderer interessanter Punkt: in ärmeren Gegenden sind Mädchen und Burschen in Mathematik gleich gut. (Untersucht in Italien.) Mit steigendem Wohlstand steigen jedoch auch der Unterschied und das Gefälle zugunsten der Jungen. Das Mädchen im Lesen besser sind, ist jedoch unabhängig von wirtschaftlichen Begebenheiten eine Konstante, die sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht.
Mythos Millionenshow – Faktenwissen alleine ist zu wenig
Was sich viele von uns schon gedacht haben, wird auch in Pietschnigs Buch noch einmal wissenschaftlich untermauert. In der Millionenshow weit(er) zu kommen, hat nichts mit Intelligenz zu tun. Als Zuschauerin oder Zuseher die Antworten auf die Fragen zu wissen auch nicht.
In diesem Gameshow-Format geht es nämlich „nur“ um Faktenwissen. Faktenwissen hat natürlich mit Intelligenz zu tun. Intelligenz lässt sich jedoch nicht auf ein bloßes Reproduzieren des Gelernten beschränken. Die Schnittmengen von Begabung, Klugheit und Weisheit lassen uns da, laut Pietschnig, dem Phänomen Intelligenz schon näherkommen. Eine formale Definition gibt es dennoch nicht.
Der Mozart-Effekt – Wahrheit und Mythos
Das Hören klassischer Musik macht intelligent, so die Annahme. Und es gibt durchaus eine wissenschaftlich anerkannte Studie aus dem Jahr 1993 zu diesem Thema. Damals hatten 36 Studierende in drei Sitzungen einen Raumvorstellungstest zu absolvieren. Bei einer Sitzung hörten sie Mozart (den ersten Satz allegro con spirito). Bei einer zweiten Sitzung eine Aufnahme mit Entspannungseinheiten. Und bei einer dritten Sitzung gar nichts, Stille. (Effekte bezüglich der Reihenfolge wurden natürlich ausgeschlossen!)
Ergebnis: Laut Studie erbrachten die Studierenden nach dem Anhören der Mozart-Sonate eine Leistung, die durchschnittlich um acht bis neun IQ-Punkte höher lag als nach den anderen Sitzungen. Mozart hören macht also intelligent?
Mehr Milch mithilfe von Mozart
Doch nicht nur bei Menschen soll Mozart Wunder bewirken. Kühe sollen mithilfe seiner Musik mehr Milch geben und unreife Früchte, die man der Musik Mozarts aussetzte, sollen süßer geworden sein. Eine wahre Mozart Hysterie. Tatsache ist jedoch: dass sich die Studie aus dem Jahr 1993 nicht auf die Intelligenz im Allgemeinen bezog, sondern explizit auf die Raumvorstellungsfähigkeit.
Und nur in diesem Bereich konnte eine kurzfristige Verbesserung der Leistung festgestellt werden. Es gibt somit keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass man mit Mozarts Musik wirklich intelligenter wird. Auch die Studie von 1993 ist laut Pietschnig mit Skepsis und Vorbehalt zu genießen.
Fazit – sind wir dümmer geworden?
In seinem faszinierenden Buch räumt Jakob Pietschnig mit zahlreichen Legenden rund um das Thema Intelligenz auf. Und nebenbei hat er auch noch ein paar gute Nachrichten für uns: Man kann seine geistigen Fähigkeiten stetig trainieren und die Leistungsfähigkeit verbessern. Und das in jedem Lebensalter. Ein das Gehirn sprengendes Buch also.
Und eines ist sicher: Mit diesem Buch werden wir alle klüger! Und klug zu sein ist nicht schlecht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein positives Abschneiden auf einen Intelligenztest mit körperlicher und geistiger Gesundheit, einem geringeren Risiko zu verunfallen, längerer Lebensdauer, höherem Gehalt und höherer Lebenszufriedenheit zusammenhängt. Der weitere Vorzug eines intelligenten Gehirns ist es auch, mehr leisten zu können und dennoch weniger Energie zu verbrauchen als ein weniger intelligentes Gehirn. Na dann!
Wenn ihr nun aber auch noch wissen wollt, ob die Menschen über die Jahre und Jahrzehnte dümmer geworden sind oder nicht, verweisen wir euch gerne an das Buch. Wie ihr gesehen habt, tut euch ein Lesen bestimmt gut, egal wie intelligent ihr schon seid oder auch nicht.
Titelbild Credits: Shutterstock
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