Nein, Overthinking ist keine neue Krankheit, kann aber krank machen. Das ins Deutsch übersetzte „Grübeln” ist kein zielgerichtetes Nachdenken, sondern vielmehr ein tiefes Nachsinnen. Schön wäre es, wenn das intensive Beschäftigen eine Problemlösung herbeiführen würde, jedoch ist dies ein Irrglaube. Studien belegen, dass das ständige zerlegen von Gedanken zu genauso viel Stress führt, wie der Auslöser selbst. Das „Gedankenkarussell” zu stoppen, gestaltet sich als äußerst schwierig. Nur ein Umdenken und Lenken des alltäglichen Analysierens kann zu einer entlastenden Wirkung führen.
Oftmals spiegeln Gedanken nicht die wahrhaftige Realität dar. Unbeholfen sein eigenes Denken zu hinterfragen, hilft nicht dabei seine „negativen”, unkontrollierten und wirren Gedanken zu sammeln und in etwas Brauchbares umzupolen. Durch die Ansammlung einzelner negativer Gedankenstränge verliert man die Kontrolle und wandert hilflos von einem Szenario zum anderen. So gelingt es einem nicht dem gedanklichen Teufelskreis zu entkommen.
Das Gegenteil zum negativ belasteten „Overthinking“ wäre das Ausmalen von schönen Ereignissen wie dem geplanten Urlaub oder der ersehnten Auszeit nach einem langen anstrengenden Arbeitstag. Den Stress hinter sich lassen und Ausgleich im Sport zu suchen, macht den Kopf frei und schafft Platz für einen kreativen, ausgleichenden und beruhigenden Prozess im Hirn.
Overthinkink alias Kopfschmerzen
Niemand kann die Zukunft voraussagen oder sich auf diese vorbereiten. Psychologin Susan Nolen-Hoeksema unterteilt das Grübeln in drei Formen, dem übertriebenen, chaotischen und sich selbst verstärkenden Nachsinnen.
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Während bei der ersten genannten Form eine offenbarte Kritik überbewertet wird, werden im zweiten Fall Gedanken miteinander verbunden, die nichts miteinander zu tun haben. Bei der letzten Variante versteifen sich die Grübler auf eindeutig bewiesene Annahmen und quälen sich aufgrund der belastenden Wirkung. „Ich bin nichts wert” oder „Alle sind gegen mich” sind übliche Ausdrucksformen der dritten Variante.
Kopf aus, Bauchgefühl an
Sich von seinen Gedanken frei zu machen, ist leichter gesagt als getan. Denn wer kann schon seinen Kopf ausschalten? Niemand! Das ewige „was wäre, wenn…” kennen Grübler nur zu gut. Sie beschäftigen sich gerne und intensiv mit bevorstehenden Situationen und wägen ganz genau jedes Szenario ab.
In ihrem Kopf gehen sie alle möglichen Endungen durch, als wäre es ein Roman mit verschiedenen Wahl-Optionen. Sich zu entscheiden fällt schwer, sodass diese Herangehensweise nur noch mehr Kopfschmerzen verursacht, als einen logischen Lösungsweg herauskristallisiert.
„Einfach” Loslassen – Overthinking beenden
Wenn es um das Loslassen geht, denken viele es sei ein reines Frauenproblem, doch Studien zufolge sind auch Männer von dem Übel betroffen. Frauen leiden bis zu dreimal häufiger an depressiven Verstimmungen, allzumal sie stärker ihre linke Gehirnhälfte beanspruchen und diese zu einer logisch strukturierten und analytischen Auffassung hinführt. Männer hingegen aktivieren bei Entscheidungen die rechte Gehirnhälfte und begegnen Problemen gegenüber intuitiv und auf emotionaler Ebene. Folglich wollen Männer Probleme wegdrücken und Frauen über diese sprechen.
Ängste und Sorgen
Alles zerdenken ist weder hilfreich noch gesund! Gegenwärtige Sorgen und Ängste, sowie vergangene Schicksalsschläge können fatale Schäden verursachen und zu Blockaden führen.
Verdrängte oder gefürchtete Situationen können die Vergangenheit wieder aufwirbeln und für den Betroffenen bedrohlich wirken. Hierbei gilt Ruhe zu wahren, bekräftigende Worte zu finden und der Realität ins Auge zu blicken. Unterbewusst malt man sich nämlich, besonders in eingeprägten Konfrontationen, die schlimmsten Dimensionen aus und glaubt diese durch vorbeugendes Denken zu beherrschen, was jedoch das Gegenteil anzieht.
Der Ausweg
Einen Ausblick aus der Grübelfalle, dem Overthinking oder den Versagensängsten sieht die Schriftstellerin Gwendoline Smith im Wahrheitscheck. “Überprüfe, ob deine Gedanken auf Fakten, Wahrheit und Realität beruhen, und frage dich, ob sie dir in irgendeiner Weise wirklich helfen”, rät Smith.
Schrei dich frei von gefangenen und festgefahrenen Gedanken und lenke deine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche hier und jetzt. Der laut ausgesprochene Satz „Meine Gedanken sind keine Fakten”, soll einen wieder auf den Boden der Tatsachen bringen und eine lösungsorientiert Sichtweise einleiten.
The Book of Overthinking
Das Buch “The Book of Overthinking: How to Stop the Cycle of Worry” liefert den essentiellen Inhalt für einen Fluchtweg aus unseren Gedanken. Die Autorin Gwendoline Smith schildert in ihrem Buch, was genau in den Köpfen von Grüblern vor sich geht und versucht dies anhand nützlicher Beispiele und Strategien zu lösen und einen gefilterte Blick auf die tatsächlichen Probleme zulegen. Die Lösung ist der Weg. Demnach soll auf persönlicher, geschäftlicher und Beziehungsebene gearbeitet werden, um möglichst alle problematischen Bereiche abzudecken.
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Also, viel Spaß beim ersten Teil unserer Wiener „Wuchteln“, oder einfach gesagt, wie man sich auf wienerisch verständigt.
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