Maria* begann relativ spät damit, regelmäßig Marihuana zu konsumieren – genauer gesagt erst während ihres Studiums. Obwohl es recht harmlos begann, musste sie Jahre später mitten im Arbeitsleben feststellen, dass sie an einem kritischen Punkt war. Doch durch einen Zufall hatte sie einen Weg hinausgefunden. Eine Geschichte, die zeigen soll, dass auch die vermeintlich harmlose Droge Marihuana nicht unterschätzt werden darf.
„Das erste Mal hatte ich schon mit 14 einen Joint in der Hand, doch damals war ich derart fertig davon, mir war schlecht und die Wirkung gefiel mir überhaupt nicht, weshalb ich mir geschworen hatte, es nie wieder zu probieren.“ Dieses Versprechen hatte sie jedoch gebrochen. Während ihres Rechtswissenschaftsstudiums kam sie erneut in Kontakt damit, nur dieses Mal verlief es ganz anders.
Unter Studenten sind diverse Selbstversuche vollkommen normal und das Hantieren mit verschiedenen Substanzen wie auch mit Alkohol gehört genauso zum Studentenleben, wie das Lernen für Prüfungen. Legt man die Debatte um Marihuana als Einstiegdroge beiseite – denn die Volksdroge Nummer 1 in unserer Gesellschaft ist immerhin Zucker -, bleibt noch die Frage nach dem individuellen Suchtpotential. Und dieses kann, obwohl es wesentlich suchterregendere Substanzen gibt, nicht geleugnet werden, wie diverse Studien und auch Einzelerfahrungen darlegen.
„Ich hatte mir vorgenommen, auf der Party nicht zu trinken. Es war kurz vor den Prüfungswochen und ich wollte fit sein fürs Lernen. Ich kam ins Gespräch mit einem Typen, der zwei Monate später dann auch mein Freund wurde, aber damals begann alles noch recht locker. Prüfungszeit, da habe ich auch keine Zeit für einen Freund.“ Maria befand sich zu diesem Zeitpunkt noch am Ende des ersten Abschnittes ihres Studiums und war durchaus ambitioniert, dieses auch rasch und möglichst in Mindeststudienzeit abzuschließen.
Wie die Sucht nach Marihuana begann
„Wir unterhielten uns darüber, warum ich nüchtern bleibe, und er meinte dann zu mir, dass es harmlos wäre, Gras zu rauchen. Am nächsten Tag sollte ich davon nicht mehr viel merken und könnte heute dennoch etwas leichter loslassen. Ich gab Marihuana also eine zweite Chance und mir gefiel die Wirkung an diesem Abend, wodurch meine generelle Abneigung verflog.“ Am nächsten Tag war Maria in der Tat frisch und munter, so dass sie ihrem Lernpensum gerecht wurde. „Wir hatten uns daraufhin ein paar Mal verabredet, wobei jedes Mal auch geraucht wurde.“
Maria machte sich während all der Zeit keine Gedanken darüber, welche langfristigen Auswirkungen ein regelmäßiger Konsum haben könnte. „Nachdem es mir anfangs am nächsten Tag immer gut ging, dachte ich, dass Gras eh vollkommen harmlos sei. Während der Prüfungswochen habe ich dann abends immer geraucht, um meinen Kopf abzuschalten. Das Einschlafen gelang mir besser, doch ein wenig litt die Schlafqualität schon damals darunter. Das war es mir jedoch wert.“
Die Studienjahre vergingen, Maria rauchte zunehmend regelmäßiger und dann kam ihr Abschluss. „Ich habe nach meinem Magister sofort einen Job in einem Ministerium bekommen. Gerade in der Anfangszeit tat ich mir richtig schwer, mir die Sachen zu merken und mich gut einzuarbeiten. Der Stress, der durch die Schwierigkeiten in der Arbeit erzeugt wurde, verleitete mich wiederum dazu, am Abend noch mehr zu rauchen. Schlechte Idee, aber in dem Moment war das für mich dennoch das Logischste. Rückblickend greife ich mir da echt auf die Stirn.“
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Was folgte – Maria geriet in einen Kreislauf aus Stress- und Drucksituationen und der Flucht vor den Schwierigkeiten mit Hilfe einer Droge – auch Alkohol wäre hier keine adäquate Lösung. Damit war der Missbrauch endgültig gegeben. „Mir war nicht bewusst, was ich anrichte. Anstatt meinen Fehler beim Konsum zu suchen, habe ich die Schuld bei allen anderen Dingen gesucht: Der Job sei grundlegend zu stressig, er wäre einfach nichts für mich oder eine weitere Ausrede war, dass ich einfach noch nicht bereit für das Arbeitsleben sei. So entschied ich, nach nicht ganz zwei Jahren zu kündigen – rückblickend die nächste ganz dumme Idee.“
Wenn die Sucht nach Marihuana die Überhand nimmt
Als Maria ihre Routine verlor, ging es weiter bergab. „Ich fühlte mich schon nach kurzer Zeit nutzlos. Die Besuche beim Arbeitsamt waren meine einzige Routine und mein Freund, den ich damals auf der Party kennengelernt hatte und der noch immer aktuell war, hatte zu diesem Zeitpunkt auch keinen Job. Beide also durchgehend zu Hause. Wir stritten viel. Dann rauchten wir viel. Kurz die heile Welt. Dann wieder Streit.“
„Nach drei Monaten die Trennung. Ich war allein, ich war gefühlt nutzlos und mein einziger Antrieb war es, den Tag zu überstehen, bis ich abends rauchen konnte – die einzige Regel, mit der ich dachte, alles im Griff zu haben. Doch, wenn du den ganzen Tag nur daran denkst, Gras zu rauchen, hast du in Wirklichkeit nichts im Griff. Zu diesem Problem gesellten sich auch zunehmend Depressionen, schlechter Schlaf und eine gewisse Form des Selbsthasses.“
Nachdem Marias Freunde bemerkten, dass sie mehr und mehr auch aus dem gemeinsamen Sozialleben verschwand, hatten sie interveniert. „Eigentlich war das längst überfällig. Doch ich schien stets wie eine vernünftige Person. Jusstudium, bisher immer ein geregeltes Leben, sehr konsequent und eigentlich wahnsinnig strebsam. All das verlor ich langsam.“ Ihr bester Freund machte sich ernsthaft Sorgen um sie, aber wusste bis dahin nicht, dass sie derart regelmäßig Marihuana konsumiert hatte. „Es war nicht so, dass ich es bewusst geheim halten wollte, ich empfand es einfach als unwichtig. In dieser Phase wurde mir aber bewusst, dass dies eine wichtige Information gewesen wäre. Ich war süchtig.“
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Der Weg aus der Sucht nach Marihuana
Entgegen ihrer Erwartungen war es das aber nicht. „Ich war nicht high oder so. Es hat sich auch an meiner Wahrnehmung nichts verändert, doch ich blieb ruhig. Keine Nervosität, keine Gereiztheit. Ich war verwundert, dass ich ohne spürbare Wirkung dennoch eine subtile Wirkung hatte. Und das Krasseste: Ich war am nächsten Tag richtig fit, also so ausgeschlafen, wie ich es seit Jahren nicht mehr war.“
Der Beginn des Endes, denn ab diesem Zeitpunkt nahm sich Maria vor, im Alltag nur noch CBD zu konsumieren. „Es war am Anfang schon ein bisschen hart, muss ich gestehen. Doch nach einem Monat hatte ich keine Sehnsucht mehr nach normalem Gras. Ich rauche heute schon noch ab und zu was, aber nicht mehr regelmäßig. Das war zu arg. Ich träumte nicht mehr, war jeden Tag wie erschlagen, zum Teil lief alles nur wie ein Film ab. Man tötet sich und seine Emotionen auf eine gewisse Art und Weise.“
„Wenn ich heute also runterkommen möchte von einem gestressten Tag, dann mit CBD. Manche Vorteile von Gras bleiben und dann auf Partys oder so greif ich wieder zu einem normalen Joint, denn da geht es ja dann auch um das Vergnügen, da darfs dann ruhig wilder sein.“
*Name von der Redaktion geändert
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