Samstag, 8. Februar im Flex. Eine rothaarige Sängerin, ein Multiinstrumentalist mit Stirnfransen, ein Gitarrist im 70er Jahre Hemd, ein kinetisch-dynamischer Bassist und zwei elanvolle Männer an den Schlaginstrumenten sorgen für ein stimmungsvolles Miteinander. Wer oder was ist dieser goldene Tag?
Auf Türkisch: Altin Gün – so der Name der Band. Die als anatolisch, psychedelisch-folk beschriebene Musikgruppe interpretiert ausschließlich Nummern auf Türkisch, wobei bloß zwei der sechs Mitglieder türkischer Abstammung sind. Die restlichen 2/3 sind indonesischer, holländischer und britischer Herkunft.
Jasper Verhulst formierte Altin Gün 2016 per Inserat in Amsterdam. Dementsprechend handelt es sich um eine Gruppe von Musikliebenden aus dem Niemandsland – eine sechsköpfige Repräsentation von Menschlichkeit.
Genau dieser Vibe war gestern auch im dreckigen Flex zu spüren. Ungefähr 400 individuelle Menschen auf engem Raum: sich auf Deutsch unterhaltene TürkInnen und auf türkisch mitsingende ÖsterreicherInnen. Die besondere Komposition der Instrumente – Saz (Bild unten), Synthesizer, Bass, Gitarre, Keyboard, Percussion, Schlagzeug und zwei Paar Stimmbänder – ließ niemandem die Wahl, ob man mitzutanzen möchten oder nicht. Besser gesagt – die Wahrscheinlichkeit einer Erkältung war bei der verschwitzen Zuhörerschaft während der After-Konzert-Zigarette verhältnismäßig hoch.
In der ersten Reihe, publikumsnah stand die Sängerin Merve Dasdemir auf der rechten und Erdinç Ecevit Yıldız, der Synthesizer-, Sazspieler und Sänger auf der linken Seite. Yin und Yang im Einsatz: Merve konnte keine Sekunde ruhig auf zwei Füßen stehen und interagierte leidenschaftlich – Tanzeilagen und Aufforderungen zu gemeinsamem Fingerschnipsen mit dem Publikum standen laufend am Programm. Erdinç – sichtlich unterfordert mit zwei Instrumenten und seiner Euphonie – bewegte sich allenfalls, um das Saz kurz abzulegen. Eine ideale Zusammensetzung und Ergänzung für das Auge der Zuschauer.
Altin Gün: Eine Band, die traditionell anatolischen Rock aus den 70ern wiederbelebt. Eine Band, dessen Album „Gece“ 2019 für das „Best world Music Album“ bei den Grammy Awards nominiert wurde. Eine Band, dessen Auftritt vergangenen Samstag, als ihr zum dritten Mal ausverkauftes Konzert gilt und mit dem Ausruf „Bir Daha!“ (noch einmal!) in verschiedensten Akzenten abgeschlossen wurde.
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Die besten Bars der Welt: 10 Orte, an denen Cocktails zu Kunst werden
Cocktailkunst auf höchster Stufe. Wir haben die besten Bars der Welt für dich gefunden. Von Seoul bis Mexico City. Cheers!
WARDA Club-Guide Episode 4: FLEX
Im FLEX fühlt man die Zusammengehörigkeit der Drum &Bass-Crew aus Wien. Was es sonst noch darüber zu wissen gibt, erfährst du im Artikel.
Kid Pex im Interview über sein neues Album "Pexit"
Kid Pex meldet sich mit einem lang erwarteten Album zurück. Der selbst ernannte "Tschuschenrapper" tritt mit „Pexit“ zurück im den künstlerischen Widerstand. Qualitativ hochwertig und inhaltlich eindeutig wird die Message ohne Umschweife serviert.
3 österreichische Newcomer Bands, die man unbedingt kennen sollte!
Wir alle kennen WANDA und Bilderbuch, aber welche Bands hat Österreich abseits von ihnen zu bieten? Hier drei coole „made in austria“ Bands, die ihr unbedingt kennen und lieben solltet.
Erfolgreiche Opernsängerin werden: Hila Fahima im Gespräch
Im Gespräch erzählt uns Opernstar Hila Fahima über die schönen, aber auch herausfordernden Seiten des Berufs der Opernsängerin!
WARDA Club-Guide Episode 7: die Grelle Forelle
Als Expert*innen der Wiener Eventkultur erkunden wir für euch die Nachtclubs der Stadt! Den Anfang macht die Grelle Forelle.