Hoffnung für heimische Musikszene: Produzent Phil Speiser im Interview
Österreich hat seinen verlorenen Sohn zurück! Produzenten stehen nicht so stark im Fokus, wie es die MusikerInnen tun, doch sind sie es, die in den Köpfen die einprägsamen Melodien und Texte zusammenspinnen. Phil Speiser ist einer davon. Der österreichische Produzent darf sich schon zahlreiche Top 10 Alben auf seine Kappe schreiben und nun treibt er wieder in Wien sein Unwesen.
Er hat unter anderem mit Snoop Dogg und Wiz Khalifa, Scooter, Skrillex und weiteren bekannten Namen des Musikbusiness zusammengearbeitet. Jetzt ist er zurück in Österreich. Die heimische Musikszene darf sich darauf freuen, eine echte Größe zurückzuhaben. Und die MusikerInnen dürfen sich darauf freuen, von ihm entdeckt zu werden.
Einen hat Phil Speiser schon unter seine Fittiche genommen. Mit Marcel beginnt der Produzent seine Reise in der Heimat. Der erste Song ist schon released und weitere sollen folgen. Die erste Produktion fährt unter die Haut und man sieht sofort, dass dieser Mann sein Handwerk beherrscht.
Wir haben Phil gefragt, was ihn zurück nach Österreich gebracht hat, wie er mit den digitalen Herausforderungen des Musikbusiness umgeht und wo die Reise hingeht.
Kannst du uns einen kleinen Einblick in deine Biographie gewähren?
Ich habe quasi schon immer Musik gemacht. So richtig ging es aber mit 15 los, als Star-DJ Steve Aoki mein erstes Musikprojekt „Dirty Disco Youth“ auf seinem Label in LA unter Vertrag genommen hatte. Von dem Moment an war ich eigentlich meine ganze Jugend lang als DJ weltweit auf Tour.
Nach einer Weile wurde mir jedoch klar, dass das Leben auf Tour in dieser Art und Weise nicht das Richtige für mich war. Ich wollte eher mehr hinter den Kulissen arbeiten. Also fing ich an, für andere Künstler zu schreiben und zu produzieren. Ich gründete Musiklabels, eine Musikproduktionsfirma mit mehreren Angestellten und managte verschiedene Musiker.
Mir wurde das Glück zuteil, mit vielen international erfolgreichen Künstlern arbeiten zu dürfen. Ich konnte zahlreiche Top 10 Alben in diversen Ländern produzieren und meine Arbeiten haben hunderte Millionen von Streams generiert.
Wie siehst du den österreichischen Musikmarkt?
Ich selbst bin ja Wiener und muss sagen, dass ich am Anfang meiner Karriere auch viel lokalen Support bekommen hab. Trotzdem habe ich schnell die Limitationen des Musikmarktes im Land gespürt und bin mit 17 nach Deutschland gezogen.
Ein Land mit über 80 Millionen Einwohnern bietet dann halt doch erstmal andere Möglichkeiten. Meine neue Homebase war nun Hamburg und durch meinen Beruf war ich hunderte Tage im Jahr unterwegs. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich nicht nur einerseits ein gewisses kulturelles Heimweh nach Österreich entwickle, sondern auch, dass es mich immer mehr geärgert hat, dass Österreich und Wien auf der internationalen Musikkarte so schlecht vertreten sind.
Warum hast du dich dennoch entschlossen, es in Österreich zu probieren?
Vor etwas über einem Jahr habe ich mich dann aus privaten Gründen dazu entschieden, ein paar Gänge herunterzuschalten und nach 11 Jahren wieder zurück nach Wien zu kommen. Mir ging es eigentlich hauptsächlich nur darum, wieder in Österreich zu leben.
Umso mehr hat es mich aber gefreut, dass ich schnell realisieren durfte, dass das Land einige unentdeckte Künstler mit enormem Potential hat. Ich glaube, die meisten dieser Talente haben das gleiche infrastrukturelle Problem wie ich damals und finden schwer das Sprungbrett, das sie benötigen würden, um Bekanntheit zu erlangen.
Ich versuche jetzt neben meinen internationalen Projekten meine langjährige Erfahrung und mein globales Netzwerk dafür zu nutzen genau diese Künstler direkt von Österreich aus aufzubauen.
Welche Musikrichtungen produzierst du?
Bezüglich der Musikrichtungen habe ich mich nie so richtig festgelegt. Im Großen und Ganzen ist es dann aber doch Popmusik in allen ihren Variationen. An einem Tag sitze ich an einem US Rap Track, an einem anderen arbeite ich an einer traurigen Ballade.
Wie siehst du generell die Veränderung des Musikmarktes? Viel Online, weniger CDs, Potential oder Gefahr?
Auch wenn man in den Medien ja oft nur Beschwerden hört, wie wenig Künstler durch Musikstreaming einnehmen, bin ich der Überzeugung, dass wir in einer der besten Zeiten seit Langem leben, um mit Musik Geld zu verdienen.
Auch wenn ein einzelner Stream nicht viel Geld bringt, steigen die Nutzerzahlen stetig. Es gibt immer mehr Interpreten, die wieder hohe Millionenumsätze mit ihrer Musik generieren. Nach jahrelanger Rezession hat Musikstreaming endlich wieder für eine Trendwende gesorgt und wir leben, was das betrifft, definitiv in einer Zeit des Aufschwungs.
Wie beginnt deine Reise in Österreich und wo geht sie hin?
Der erste österreichische Künstler, den ich nun unter meine Fittiche genommen habe, heißt Marcel und unser erster Song ist vor Kurzem erschienen. Es ist schön zu sehen, dass wir direkt erste Achtungserfolge erzielen konnten und nicht nur viel Support aus Österreich bekommen, sondern auch direkt sehr gute Streamingzahlen aus Deutschland und vielen anderen Ländern generiert haben.
Every little mark on your skin’s like a piece of art for me.. – I want to be yours berührt und hat das Potential, als Hit durch die Decke zu gehen.
Das Projekt steht aber noch ganz am Anfang und das Ziel ist es, über die kommenden Monate mit weiteren Singles und einer EP Marcel als Künstler zu etablieren, der auch über die Grenzen Österreichs bekannt ist. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn Marcel, sobald es wieder möglich ist, auch auf den Bühnen dieser Welt sein Talent als Liveperformer zeigen kann.
Danke für deine Zeit und wir sind nach deiner ersten Produktion schon sehr gespannt, was da noch nachkommt.
Gänsehaut hat Phil auf jeden Fall drauf. Den Song habe ich auf und ab gespielt, während ich an dem Interview saß. Mit Marcel steht auch der ideale heimische Künstler an seiner Seite. Für uns ist es schön zu sehen, dass auch aus Österreich ein Gesamtpaket kommt, dass es nicht nur in die österreichischen Charts schaffen kann, sondern das Potential hat, über die Grenzen hinaus richtig große Bekanntheit zu erlangen.
Titelbild Credits: Phil Speiser
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