Kid Pex feat. Disorder „Gefangen zwischen Wänden (prod. by Koolade)“ Politrap 2.0
Kid Pex, über dessen letzte Album-Singleauskopplung „Nazis feat. JB Rabitsch, Fuchs MC & Def Ill“ wir hier berichtet hatten, präsentiert uns mit „Kid Pex feat. Disorder – Gefangen zwischen Wänden (prod. by Koolade)“ nun eine zweite Nummer aus seinem bald kommenden Album „Pexit“. Damit macht der politisch aktive Balkan-Wiener und Obmann der Flüchtlingshilfsorganisation „SOS Balkanroute“ einen weiteren Schritt Richtung Release. Ein genaues Veröffentlichungsdatum steht zwar noch nicht fest, aber Fans können sich inzwischen an den aussagekräftigen und gelungenen Produktionen, die uns bis jetzt kredenzt wurden, erfreuen.
Als Verstärkung für „Gefangen zwischen Wänden“ hat sich Kid Pex diesmal den Linzer Rapper Disorder dazu geholt. Gemeinsam beweisen sie auf einer wunderschön minimalistisch gehaltenen Trap Produktion der kroatischen Produzentenlegende „Koolade“, dass politischer Rap im Jahr 2021 absolut radiotauglich und melodisch klingeln kann.
Die beiden Rapper, die eigentlich für harte politische Texte und eine energiegeladene delivery bekannt sind, servieren uns als kleine Überraschung eine gelungene Gesangseinlage. So wird uns zeitgemäß und elegant der ohrwurmlastige Text in den Schädel tätowiert. „Gefangen zwischen Wänden“ ist Next Level Politrap 2.0. Dieser Track klärt zudem auch die ewige Frage der Zweifler, ob politischer Rap aussagekräftig und gut zugleich klingen kann. Denn auf dem Track wird diese Frage von Kid Pex & Disorder mit einem klaren und eindeutigen „Ja!“ beantwortet.
Kid Pex & Disorder mit einem eindeutigen „Ja“
Kid Pex mit Featuregast Disorder
Bei Disorder kann man getrost die Frage stellen, ist das noch Hip-Hop oder schon Punk. Und das meine ich an dieser Stelle im absolut positiven Sinne. Denn egal, ob bei Soloprojekten oder mit seinem Musikerkollegen Overflow als Rapduo bei der Antifamilia, er liefert kompromisslos ab. Eine klare politische Haltung, dem Humanismus hingewandt, wird ohne Rücksicht auf Verluste transportiert. Explizite Texte und Systemkritik verpackt Disorder in gnadenlosen Raps.
Das Schöne dabei ist: Es wird ziemlich drauf gepfiffen, ob man dadurch Hörer:innen vergrault oder völkische Emotionen verletzt. Denn hier spricht eine neue Generation von politischen Rappern. Die Defintionen und Abgrenzungen sind vollkommen beabsichtigt. Und dass diese kompromisslose Haltung durchaus wiederrum anderen gut gefällt und auch eine neue Hörer:innenschaft erschließt, lässt sich aus den ständig weiter wachsenden Reichweitezahlen bei Disorder gut beobachten. So passt es auch wie die Faust aufs Auge, dass Kid Pex hier Disorder den er schon lange kennt, als Featuerpartner eingeladen hat.
Szene beim Videordreh „Gefangen zwischen Wänden“
Kunst mit so einer klaren Haltung ist in der Mehrheitsgesellschaft zwar nicht sehr beliebt. Beweist aber gerade im Hinblick auf die politische gesamtgesellschaftliche Situation ihre dringende Notwendigkeit. Es ist auch einfach schön zu sehen, dass sich in solchen Zeiten junge Menschen dafür begeistern können, für ihre Haltung einzutreten und gegen antihmuanistische Tendenzen sozialkritisch aufzutreten.
Umso schöner ist es, wenn dann mit melodischen und inhaltsstarken Tracks wie „Gefangen zwischen Wänden“ neues Zielpublikum erschlossen werden kann. Ein Wandel, den Disorder bereits die letzten Jahre durchlaufen hat, da die Produktionen immer melodischer wurden, was teilweise den kritischen Inhalt eine größeres Spannungsfeld gibt und ihn stärker wirken lässt. Man kann bei dem Linzer Rapper nur weiter auf die Zukunft gespannt sein.
Starke Metapher
„Gefangen zwischen Wänden“ punktet mit einer ruhigen Tonalität. Und genau das verleiht dem Song zusätzliche Eindringlichkeit, welche die Botschaft auf einer starken emotionalen Ebene transportiert. All diese Details lassen die Nummer damit aus der Masse des restlichen Politraps hervorstechen.
Die Verzweiflung, in die uns das Wirtschaftssystem in regelmäßigen zyklischen Abständen drängt, wird transportiert. Ebenso Anspielungen auf die Situation der Menschen in Moria und der sogenannten Balkanroute. Dass hier Metaphern naheliegend sind und es Überschneidungspunkte mit Kid Pex‘ politischem Engagement gibt, ist selbsterklärend. Wie wenn er zum Beispiel „Ob gefangen vor den Grenzen, ob gefangen im Konsumwahn, am Ende springen alle vor die gleiche U-Bahn“ rappt.
Der Beat erledigt sein Übriges und trägt den melodischen Rap zusätzlich mit. Wie eine schwere Decke senkt sich der Text über uns und zwingt uns zum Nachdenken. Alle Elemente greifen hier ineinander. Die optische Darstellung von „Gefangen zwischen Wänden“ wurde vom dem in Linz ansässigen Kollapz Studio verwirklicht. Das Video glänzt durch gut gesetzte Schnitte und eine moderne Kameraführung. Hinter dem Kollapz Studio steht der Linzer Rapper K.S.Kopfsache, der sich mit seinem Videoproduktionsprojekt vor kurzem selbstständig gemacht hat.
Wie feine Zahnräder, die ineinandergreifen, setzt der Track „Gefangen zwischen Wänden“ die Gedanken wie in einem Uhrwerk in Gang. Disorder als Featurepartner einzuladen war eine weise Entscheidung, was man auch am Endresultat hört. Sein Stil harmoniert hier Perfekt. Kid Pex präsentierte uns mit „Gefangen zwischen Wänden“ eine weitere Veröffentlichungen, aus seinem bald kommenden Album „Pexit“ und in dem Sinne kann man nur auf mehr gespannt sein. Man kann nur hoffen, dass der selbst ernannte „Tschuschenrapper“ noch vor dem Release einiges auskoppelt.
Titelbild Credits: Kollapz Studio / K.S.Kopfsache
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