Lugatti & 9ine sind lange schon mehr als nur ein lokaler Geheimtipp der deutschen Hip-Hop-Szene. Wir trafen die beiden Legenden bei ihrem Konzert im Exil Club und baten die Hip-Hop-Underground-Größen zum Interview.
Von der Geilheit analoger CDs, Pferdequälerei und Bier
Wien ist ja bekannt für seinen Wiener Grant. Wofür ist denn Köln so bekannt?
Lugatti: Eigentlich genau für das Gegenteil: Die Herzlichkeit und den Fact, dass wir alle Leute willkommen heißen und lieben. Viele Leute, die nicht aus Köln kommen, sagen uns immer, wie herzlich es dort ist. Also genau das Gegenteil von Wien (lacht).
Angefangen hat bei euch ja alles mit SoundCloud und mit CDs. Heute gibt es ja praktisch keine CDs und Laufwerke mehr. Wie wichtig sind jetzt Streams für euch?
Lugatti: Mehr oder weniger leider, sind Streams natürlich sehr wichtig, weil einfach die Zeit sich so krass verändert hat. Am Anfang war es noch echt richtig geil, als wir noch CDs am Rhein verkauft haben.
9ine: Einmal. Bei unserem ersten Album. Hundert CDs gibt es davon.
Lugatti: Und jetzt sind Streams natürlich mega wichtig geworden und Klicks und der ganze Scheiß, alles nachdem wir uns eigentlich nie richten wollten. Aber ja.
Ihr habt auf euren Tracks oft so Seitenhiebe gegen die Deutschrap-Szene, aber um bei der Herzlichkeit zu bleiben, wen feiert ihr?
Lugatti: Woa. Ich würde sagen alle, mit denen wir bis jetzt Musik gemacht haben. Auch viele andere, mit denen wir noch keine Musik gemacht haben. Zum Beispiel Luvre (Anm. d. Red: Luvre47) Ski (Anm. d. Red: Ski Aggu).. Boah. Viele Kölner sind krass. Ich weiß nicht, sag du mal, wen findest du noch hart.
9ine: Deutschrap, weiß ich jetzt grad nicht so wirklich. Sagen wir einmal von hier, aus Österreich feiere ich Verifiziert. Ein sehr nicer Act.
Was verbindet ihr sonst so mit Wien
9ine: Boah, schöne Stadt. Aber das Erste, was mir in den Sinn kommt: Pferdequälerei, Alter! Weil die Pferde die ganzen Kutschen da herumschleppen müssen, wie im18 Jahrhundert und teilweise sterben dabei. Im Sommer bei so 40 Grad. Aber ansonsten echt eine schöne Stadt, gutes Bier.
Lugatti: Da kommt mir direkt Ottakringer in den Sinn, wenn ich daran denken. Aber ansonsten, safe, schöne Stadt und nicht so gute Massagen leider. Aber schöne Parks und so.
Gaffel Kölsch und Karneval
Wenn wir schon beim Stichwort Bier sind: In Köln trinkt man ja gerne Bier. Was sind die besten Kölsch?
9ine: Das beste Kölsch ist Gaffel Kölsch, das Beste.
Lugatti: Auf jeden Fall. Aber man kann auch Reissdorf. Aber wir sind ja Team Gaffel.
No Sponsoring, bitte!
Lugatti: Doch, doch! Yes Sponsoring, denn Gaffel feiern wir.
9ine: Aber nicht erst wegen des Sponsorings, sondern weil wir es einfach so feiern, hat sich das dann einfach entwickelt. Weil es immer schon unser Lieblingsbier ist. Aber ich glaube, man kann jedes Kölsch geil saufen.
Was wir so kennen von Köln ist ja der Karneval, ist das bei euch so Thema, was machen die coolen Kids zu Karneval?
Lugatti: Das ändert sich gerade sehr krass. Ich fühle es im Moment nicht mehr so, weil es einen krassen Wandel genommen hat. Klar kommen an den Tagen zu Karneval immer schon viele Touristen nach Köln, um zu feiern. Aber es hat gefühlt überhandgenommen und überall wo man eigentlich schön feiern könnte, läuft halt keine Kölsche Musik mehr und so, deshalb ist gerade ein bisschen schwierig.
9ine: Ich feiere es sehr. Aber da wo wir am 11.11 am Brunn waren, war doch geil?
Lugatti: Ich war eine Minute da … eigentlich sind wir auf jeden Fall Karnevalisten, seit Tag eins, weil, wenn man in Köln geboren wird, dann ist das halt einfach so. Aber so gerade, im Moment, ist es auf so einem Mittelding. Bis vor ein paar Jahren war es eben nur noch so richtig krass saufen … Davon abgesehen, dass ich keinen Bock habe, fünf Tage hintereinander richtig krank Alkohol zu trinken, ohne wirklichen Sinn dahinter. Bei einem Auftritt ist es schon legitimier zu saufen … also Karneval ist super, legende, und ich liebe es, dass es das gibt, und bin dankbar für meine Stadt, dass wir das haben. Aber ja, ist schwierig gerade.
Von frühen Inspirationen und kommenden Projekten
Traya ist ja quasi euer Produzent. Ihr arbeitet aber auch mit FunkVaterFrank und anderen Produzenten zusammen. Was prägt eueren Sound? Ist es der Producer oder seid ihr offen für andere?
Lugatti: Wir sind auf jeden Fall offen für andere. Wir machen auch viel mit anderen Leuten. Ich weiß nicht, auf dem ersten Album war es nur Traya und auf dem zweiten auch, aber dann kam auch schon zum Beispiel Snice1 dazu. Und auch sonst arbeiten wir mit diversen anderen Produzenten zusammen. Aber was uns geprägt hat? Am Anfang da hat uns Memphis-Rap am meisten geprägt und die Suicideboys und jetzt haben wir einfach Bock viele Sachen zu machen.
808 gemischt mit Samples, was würdet ihr sagen macht euren Stil ästhetisch aus, auf dem Soundlevel.
9ine: Da sind wir schon am Punkt: Kommt echt darauf an. Wenn es ein Traya-Beat ist würden wir das genauso unterschreiben. Also wir samplen am besten das goldene Sample, wie wir es nennen. Wir sind zwar immer auf der Suche, aber vielleicht finden wir das noch irgendwann, und dann haut Traya noch fette Drums darunter. Natürlich würde ein Producer aufschreien wir machen noch dieses und jenes aber. Ich habe das jetzt sehr plump ausgedrückt, aber das ist basically das.
Lugatti: Leute die sagen Samples sind scheiße, oder Sachen zu sampeln ist scheiße sind komplett komisch und haben gar nichts von Hip Hop verstanden.
Ausblick 2023?
Lugatti: Erstens kann man sagen, kommt ein geisteskranker Track von 9ine. Am 20 Januar mit Dienst&Schulter zusammen. Und dann Anfang des Jahres werde ich ein Tape droppen, zusammen mit Fiudor ein bisschen Detroit Wave und Flint Musik. Mal gucken. Das ist erstmal der Plan für nächstes Jahr. Und ansonsten natürlich jedes Festival auseinandernehmen und geile Musik produzieren, und rausbringen und ja Mann …
Letzte Worte?
9ine: Leben und leben lassen, Kinder der Küste.
Lugatti: Fick die Bullen!
Titelbild © Jan Sour
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