„Mein Leben ein Mindfuck, alles was ich kriege ist nur ein unerreichbarer Steilpass… nach Steilpass… nach Steilpass …“. So lauten die ersten Worte der Hook des neuen Kollabotracks „Standby“ der Grazer Rapper Al Pone & Kizmet. In der Zeitgemäß gehaltenen Mundart-Trap Produktion wird Stagnation, im Wechsel mit dem Gefühl des „immer-bereit-sein-zu-müssen“, künstlerisch gegenüber gestellt und als standby-Zustand aufgearbeitet. Die Devise lautet sich durch den Alltagsstress nicht zu sehr vereinnahmen lassen. Das Hamsterrad der Leistungsgesellschaft als Grazer Trapbanger mit doppeltem Erzählbogen so zu sagen.
Kizmet & Al Pone gelingt es mit feinem Dialekt-Lines aufzuzeigen, dass Trap ebenso inhaltliche Tiefe und Kritik abseits von plumpen Gepose und einem Flex-Narrativ transportieren kann. Das junge Label „PulverFass“ beschert Graz mit „Standby“ einen weiteren starken Release. Was natürlich auch einen alten Mythos nährt und eine wichtige Frage weiter aufrechterhält: Ist Graz eigentlich die Hip-Hop-Hauptstadt Österreichs?
„PulverFass“ – aus dem Keller in die Fresse
Wer unsere heimische Hip-Hop-Szene verfolgt, der kennt seit einigen Jahren die qualitativen und energetischen Produktionen, welche rund um „Graz-Rap“ gedroppt wurden. Einige der vielversprechendsten heimischen Künstler:innen sammeln sich rund um den Keller, aus dem schlussendlich auch das junge Label „PulverFass“ Anfang 2021 offiziell hervorgegangen ist. Die Akteure dahinter sind seit Jahren aktiv und können mit Skillz und Know-how auftrumpfen.
So wurden unter den Namen „Graz-Rap“ im Zeitraum von 2018-2020 die Veröffentlichung von einem Album, 4 EP’s und insgesamt 13 Musikvideos auf den Weg gebracht oder wesentlich begleitet. Jetzt melden sich die beiden „PulverFass“-Mitbegründer Al Pone & Kizmet mit ihrer aktuellen Single „Standby“. Die Nummer macht Lust auf mehr und so können wir gespannt sein, was uns da aus Graz in Zukunft noch erwartet.
„Standby“: Zeitgemäßer, melodiöser Dialekt-Trap
Das Spiel mit den Genregrenzen gelingt den Rappern hier, inklusive Autotune gedippten Gesangsparts mit eleganter Leichtigkeit. In einer harmonischen Symbiose auf einer Grapejce Beatproduktion wird der Alltagsstress, sowie das Gefühl unserer Zeit- die Überforderung- einfühlsam, nachdenklich bis explosiv abgehandelt.
Der künstlerische Erzählbogen verläuft nahtlos zwischen Hook und Strophen über mehrere Ebenen. Nach einer gesungenen Hook von Al Pone übernimmt Kizmet mit stilsicheren Parts. Die für das Trapgenre typische Aufteilung zwischen Hook und Strophen wurde dabei auch beachtet.
PulverFass Mitbegründer Al Pone & Kizmet. Credits: Ramona Lavrincsik
Wobei der Track nicht zu sehr in abgedroschene Redundanzen abdriftet. Die Tatsache, dass die Nummer neben einem feinen Flow und hoher Qualität auch eine Message auf mehrere Ebenen transportiert, wertete „Standby“ zusätzlich auf. Außerdem stellt Mundart–Trap bei uns eher noch eine Ausnahme da. Man kann gespannt sein, ob es in Zukunft davon mehr geben wird. Denn die Mischung aus elektronisch schön ausproduzierten Trap-Beats und emotionalem Dialekt-Rap harmoniert hier außerordentlich gut.
„Copy N Paste“ Grazer Videoproduktion
Auch bei der Produktion des Videos ist man heimisch geblieben. Die Grazer „Copy N Paste“ waren dabei für die optische Darstellung zuständig. Hier wurde wiederum klassisch gearbeitet. Aus dem Trap/Rap oder Hip-Hop oft bekannte Elemente, inklusive Auto, schönen Menschen & Zeitlupeneinstellungen wurden eingebaut. Neben den erwähnten Elementen unterstützen die Zeitlupe auch die Grundmessage des Tracks: Entschleunigung!
„Standby“ ist eine solide Nummer, die zwischen der besagten Flucht vor dem Alltagsstress und representen hin und her schwingt. „PulverFass“ steht noch am Anfang, macht aber auf jeden Fall Lust auf mehr. Wir werden euch am Laufenden halten.
Titelbild Credits: Ramona Lavrincsik
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
The boy is back - Tourstart von Money Boy eskaliert
Money Boy hat endgültig bewiesen, dass er keine Lachnummer ist, sondern eine absolute Rampensau mit Skills, die sich wirklich sehen lassen können.
Warum du den Diversity Ball in Wien nicht verpassen darfst
Am 7. September 2024 findet der 16. Diversity Ball in Wien statt. Hier findest du sieben Gründe, warum du diesen nicht verpassen solltest.
Wenn Musik auf tiefen, inneren Schmerz trifft - Faces x Mirac - Grow EP
Independent Musik aus Österreich bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit, weshalb wir ihr wieder einmal etwas Zeit widmen. Eine EP, zwei Musiker und ein paar Fragen offenbaren, dass hinter diesen Songs sehr viel Emotion und eine schwere persönliche Geschichte stecken. Wir haben für euch reingehört, nachgefragt und hier dürft ihr jetzt lesen, was die EP von FACES x MIRAC so besonders macht.
Mit Exclusives zur Vorfreude: Maeckes kündigt neue Single an
Maeckes ist einer dieser Rapper, bei denen die Entwicklung niemals endet. Nicht auf diese „ich muss besser werden“-Art, sondern so […]
Jake Paul legt im Beef nach: Disstrack gegen UFC-Boss Dana White
Jake Paul stichelt weiter gegen die UFC und ihren Boss Dana White. Diesmal ist das Mittel der Wahl ein Rapsong, […]
EsRap im Interview: „Man hat einfach zu Wien eine Hassliebe!“
EsRap, das musikalische Duo aus Ottakring bestehend aus dem Geschwisterpaar Esra und Enes, veröffentlichen mit „Mamafih“ ihr zweites Studioalbum. Releast […]