Ob man es glaubt oder nicht, Algen sind so etwas wie Wunderwaffen in Sachen Nachhaltigkeit. Obwohl diese Wunderpflanzen noch weitestgehend unerforscht sind, können sie CO₂ binden, zu gesunden Lebensmitteln verarbeitet werden, unser Plastik ersetzen und medizinisch sogar einiges bewirken. In diesem Artikel erfährst du, was Algen so alles drauf haben im Kampf gegen den Klimawandel.
Die Welt der Algen: über 400.000 Arten
Bei Algen denken viele von uns vermutlich an Sushi (aka Nori Algenblätter). Doch diese außergewöhnlichen Wasserpflanzen gibt es in allen möglichen Größen, Formen und Farben. Viele davon sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Andere werden in Form des Seetangs oftmals über 40 Meter groß. In der Wissenschaft geht man davon aus, dass es mehr als 400.000 Algenarten gibt – weltweit. Doch lediglich 20 Prozent davon sind uns heute bekannt.
Aufgrund des Chlorophyll sind alle Algen grundsätzlich grün. Doch nicht allen sieht man das auch an. Das liegt vor allem an den zusätzlichen Farbpigmenten, die das Chlorophyll überlagern. Auch die Fähigkeit zu Leuchten zeichnet einige Algen aus. Eine Enzymreaktion, aufgrund der Bewegung des sogenannten Dinoflagellat „Noctiluca“ bedingt das uns bekannte Meeresleuchten.
So viel einmal zu den grundlegenden Algen-Vorkommen in der Welt. Doch Algen haben es schon lange geschafft, für den Menschen nutzbar zu sein. Zuerst als Nahrungsquelle, aber das ist nicht alles. Hier erfährst du, was diese Wunderpflanzen so alles können, außer grün zu sein und zu leuchten. Sie sind wahre Wundermittel in den Bereichen Nahrung, Medizin, Co2-Bindung, Kosmetik und vieles mehr.
Die Wasserpflanze als Nahrungsmittel
Sushi bzw. die japanische Küche (Nori) ist natürlich das Erste, woran man bei Algen denkt. Dennoch sind Algen auf dem Teller hierzulande immer noch recht exotisch und nicht jede*r ist ein Freund des strengen Aromas. Doch ist Nori nicht das Einzige, was Algen kulinarisch so draufhaben.
Algen haben sich in der Lebensmittelindustrie schon lange als vielseitige und nährstoffreiche Ressource etabliert. Sie werden als natürliche Quelle für Lebensmittelzusatzstoffe wie Alginate, Carrageenane und Agar-Agar verwendet, die als Verdickungsmittel, Stabilisatoren und Geliermittel in einer Vielzahl von Produkten wie Desserts, Saucen und Milchprodukten dienen.
Zusätzlich enthalten einige Arten natürliche Geschmacksverstärker, die den Geschmack von Lebensmitteln verbessern können, und werden als Alternative zu künstlichen Aromen eingesetzt. Darüber hinaus sind Algen eine reiche Quelle von Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralien und Omega-3-Fettsäuren, die als Nahrungsergänzungsmittel konsumiert werden können. Algen dienen auch als veganer Ersatz für tierische Produkte. Insgesamt tragen diese Wunderpflanzen dazu bei, die Lebensmittelindustrie zu bereichern, indem sie eine nachhaltige und gesunde Alternative zu herkömmlichen Lebensmittelzutaten bieten.
Wie Algen das CO₂ binden
Etwa die Hälfte allen Sauerstoffs in der Erdatmosphäre stammt von Algen. Ohne Algen wäre die Luft für uns Menschen unerträglich dünn. Algen binden das CO₂ durch den Prozess der Photosynthese. Während dieses Prozesses verwenden Algen das Sonnenlicht, um Wasser und CO₂ in Glukose und Sauerstoff umzuwandeln.
Dieser Prozess findet in den Chloroplasten der Algenzellen statt und ermöglicht es den Algen, CO₂ aus der Umgebung aufzunehmen und in organische Verbindungen umzuwandeln, die als Nahrung für das Algenwachstum dienen. Auf diese Weise tragen Algen zur Reduzierung des CO₂-Gehalts in der Atmosphäre bei und können als potenzielle Kohlenstoffsenken betrachtet werden. Dennoch sollte man den Algen natürlich nicht die alleinige Rettung der Klimakrise aufbürden.
Wunderpflanze als Plastikersatz
Algen können darüber hinaus auch als Ersatz für Plastik in verschiedenen Anwendungen dienen. Ihre natürlichen Eigenschaften machen sie biologisch abbaubar und umweltfreundlich, im Gegensatz zu herkömmlichem Plastik, das oft schwer abbaubar ist und zu Umweltverschmutzung führt.
Algen können, was das betrifft, zur Herstellung von biologisch abbaubaren Verpackungsmaterialien verwendet werden, wie zum Beispiel Algenfolien oder Algenverpackungen, die eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Plastikverpackungen darstellen.
Darüber hinaus können diese außergewöhnlichen Pflanzen auch zur Herstellung von biologisch abbaubaren Einwegprodukten wie Geschirr, Besteck oder Trinkhalmen verwendet werden. Diese Produkte können nach Gebrauch einfach kompostiert werden, was zu einer Reduzierung des Plastikmülls und einer Verringerung der Umweltbelastung führt.
Insgesamt bieten Algen eine vielversprechende Lösung für die Problematik des Plastikmülls und können dazu beitragen, eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Zukunft zu gestalten.
Algen in der Medizin
Doch auch in der Medizin können Algen ihre Stärken ausspielen. Sie enthalten aktive Inhaltsstoffe, die gegen Viren, Bakterien und Pilze wirksam sind, was auch das Interesse der Pharmaindustrie weckt.
So spielen Algen in der Pharmaindustrie eine vielseitige Rolle. Sie dienen als Quelle für die Herstellung von Wirkstoffen, die bei der Entwicklung von Arzneimitteln gegen verschiedene Krankheiten wie Krebs, Entzündungen und Infektionen eingesetzt werden. Darüber hinaus werden Algen in der biotechnologischen Forschung als Modellsysteme verwendet, um die Wirkung von Arzneimitteln zu untersuchen und neue Wirkstoffe zu identifizieren.
Einige Algenarten enthalten auch nützliche Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamine und Mineralien, die in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zur Förderung der Gesundheit genutzt werden. Zusätzlich zeigen bestimmte Inhaltsstoffe in Algen antibakterielle und antivirale Eigenschaften, die zur Entwicklung von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten genutzt werden können. Insgesamt bieten diese Pflanzen eine breite Palette von Möglichkeiten für die Pharmaindustrie und tragen zur Weiterentwicklung neuer Medikamente und Therapien bei.
Revolution in der Kosmetik
Weiterer Punkt ist die Herstellung von Kosmetika. Dafür werden Algen aus der Ernte gewaschen, zerkleinert und mit Hefe und Bakterien zur Gärung gebracht, um Cremes, Hautöle und Lotionen herzustellen. Der daraus resultierende Algenextrakt enthält alle natürlichen Wirkstoffe, die den Algen im Meer das Überleben ermöglichen, jedoch in konzentrierter Form.
Diese Wirkstoffe bieten Schutz vor UV-Strahlung und Feuchtigkeitsverlust, wirken entzündungshemmend und regenerierend. Sie können sogar bei Hautproblemen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte positive Ergebnisse erzielen. Die Effekte der Algen auf die Hautpflege sind dabei recht beeindruckend.
Wunderpflanze als alternative Energiequelle
Doch auch was Treibstoff angeht, können Algen den Unterschied machen. Ethanol, der derzeit hauptsächlich aus Mais für Biosprit gewonnen wird, könnte genauso gut aus Algen gewonnen werden. Und das, ohne die knappen Anbauflächen an Land zu beanspruchen. Dies macht Algen zu einer vielversprechenden alternativen Energiequelle, insbesondere angesichts der steigenden Weltbevölkerung.
In zahlreichen Arten sind neben Vitaminen und Nährstoffen auch reichlich Fette, Kohlenhydrate und Proteine enthalten – Rohstoffe, die das Potenzial für eine nachhaltige Energiegewinnung bieten. Durch verschiedene Verfahren wie Zentrifugieren, Filtern, Ausflocken oder Sedimentieren können diese Bestandteile extrahiert und weiterverarbeitet werden.
So kann aus den Fettanteilen Bio-Diesel und aus den Kohlenhydraten Bio-Ethanol hergestellt werden. Die Gärung der Biomasse führt darüber hinaus zur Produktion von Biogas. Einige Algenarten produzieren sogar Wasserstoff, der als vielversprechender Kandidat für die grüne Energiegewinnung gilt.
Fazit
Der Wandel unseres Lebensstils hat den Planeten aus dem Gleichgewicht gebracht, was sich in Form von Hitzewellen, Dürren und dem Aussterben vieler Tierarten zeigt. Aber nicht nur das. Der Klimawandel ist allgegenwärtig. Doch in seiner Aussichtslosigkeit sind Algen zu einem Hoffnungsträger geworden. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Bindung von CO₂ aus der Atmosphäre, bieten alternative Energiequellen, können als nachhaltiger Ersatz für Plastik dienen und werden als pestizidfreier Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt.
Einige Algenarten sind so nährstoffreich und wachsen so schnell, dass sie potenziell sogar den weltweiten Hunger bekämpfen könnten. Darüber hinaus liefern Algen neue medizinische Wirkstoffe, was ihr Potenzial als vielseitige Lösung für viele der Herausforderungen unseres Planeten unterstreicht. Algen sind daher wirklich ein Wundermittel, das dazu beitragen kann, die Welt nachhaltiger zu machen.
Titelbild © Shutterstock
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