Ihr steht vor dem schwülstig-pompös inszenierten Bio-Nachhaltigkeits-Regal im Supermarkt. Starrt in eure Brieftasche. Oder checkt schnell euren Kontostand. Dann wieder der Blick zum Regal und auf die Preisschilder. Die Zahlen? Mindestens genauso fürstlich hoch angeschrieben wie die Bewerbung aufwendig gestaltet worden ist. Nachhaltigkeit. Fairtrade. Bio. Das alles hat seinen Preis, klar. Einen Preis, der oft verdammt hoch ist. Das muss man sich erst einmal leisten können. Nachhaltig leben mit wenig Geld? Unmöglich! Oder? NEIN!!! Ganz und gar nicht. Hier erfährt ihr, wie ihr „arm“ sein, aber trotzdem nachhaltig leben könnt.
Denn es gibt durchaus Möglichkeiten, euren Alltag nachhaltiger zu gestalten und dabei sogar Geld zu sparen. Und das nur mit ein paar Umstellungen in eurem Leben. Hört sich an, als ob wir euch etwas verkaufen wollen? Ganz und gar nicht! Diese Ideen sind 100% for free. Aber alles andere als umsonst. Check it out
Lebensmittel – Nachhaltigkeit am Teller
Nachhaltige und fair-trade–gebrandete Lebensmittel kosten im Supermarkt (leider!) oft ein Vielfaches der nicht-nachhaltigen Alternativen. Wie kommt ihr also zu dem gesünderen und ethisch schmackhaften Stoff? Eine Möglichkeit, auch mit AMS-Budget bewusst „einzukaufen“, ist das Foodsharing. Ungewollte und überproduzierte Lebensmittel werden hierbei gerettet und verteilt. An Verteilerstellen kann jeder/ jede Lebensmittel hinbringen und entnehmen. Eine internationale Bewegung, getragen von 1000en von Freiwilligen. Geld sparen. Etwas Gutes tun. Und nachhaltig leben mit wenig Geld. As simple as that!
Eine andere Alternative ist die App Too Good To Go. Hier bietet eine Vielzahl an Betrieben gegen Ladenschlusszeiten ihre nicht verkaufte Ware an. Stark vergünstigt natürlich. So kommt ihr ganz easy und für wenig Geld an fair-trade-Produkte.
Immer noch krasser Underdog unter diesen Plattformen ist Mundraub. Worum geht es kurz erklärt? Mundraub konzentriert sich auf Obst, Kräuter und Nüsse, die im öffentlichen Raum wachsen. Auf einer eigens dafür kreierten Karte sind Bäume und Sträucher verzeichnet, bei denen jede*r einfach zugreifen kann. MitgliederInnen, die noch nicht verzeichnete Food-Quellen finden, sind eingeladen, diese selbst zu markieren. Doch markiert ihr diese Bäume und Sträucher natürlich nicht wie Hunde, sondern fügt den Standort einfach in die Online-Karte ein 😉 Ein genialer Ansatz.
Ein weiterer Tipp. Es lohnt sich, auf Saisonalität zu achten. Außerhalb ihrer Saison sind Obst und Gemüse meist teurer. Und durch die Produktion in Gewächshäusern und lange Transportwege vor allem eines: klimaschädlicher. Wenn ihr euren Eigenbedarf gut strukturiert, vermeidet ihr, dass Lebensmittel schlecht werden und weggeworfen werden müssen. Etwas, das viele vergessen: Viele Lebensmittel lassen sich gut einfrieren.
Wenn ihr einen Balkon haben solltet, könnt ihr euer Gemüse auch selbst anbauen. Die Zahl der Gemüsesorten oder Kräuter, bei denen das sogar im Winter funktioniert, wird stark unterschätzt. Glaubt’s ruhig! Aus den Resten einiger Sorten kann man sogar Nachschub wachsen lassen. Home. This is where the magic happens.
Kosmetik und Hygiene
Zu Beginn erscheint es vielleicht nicht ganz so billig. Doch vor allem in den Bereichen Kosmetik und Hygiene ist es sinnvoll, auf wiederverwendbare Produkte zu setzen. Diesbezüglich für Frauen sehr empfehlenswert: Periodenunterwäsche von Ooia. Wenn man bedenkt, dass eine Frau in ihrem Leben um die 12.000 Tampons verbraucht, erscheinen diese Slips im Aspekt der Zero-Waste-Bewegung noch einmal umso genialer.
Und wer an der Ästhetik dieser Flüssigkeit absorbierenden Slips noch zweifelt. Diese sind mittlerweile zum Lifestyle geworden. Nicht zu vergessen der Müll und das CO2, dem damit Einhalt geboten wird. Und auf lange Sicht natürlich, hat man auch noch Geld gespart. Die Kleinen Dinge machen oft den Unterschied. Beim nachhaltig leben mit wenig Geld. Als Alternative zu Abschminkpads aus Baumwolle sind Pads aus Stoff eine gute Idee. Diese kann man kaufen oder selbst aus Stoffresten zusammennähen. So spart man Geld und Verpackungsmüll.
DIY – das Tao zum nachhaltig leben mit wenig Geld
Vor allem im Drogeriebereich sind die home-made bzw. self-made Möglichkeiten extrem vielfältig. Im Internet gibt es massenhaft Anleitungen, um Shampoo, Duschgel, Spülung oder Haargel selbst herzustellen. Wer weniger Do-it-yourself-affin ist und nicht zufällig das MacGyver-Gen in sich trägt, kann auf feste Shampoos, Spülungen und Duschgels umsteigen.
Nicht nur das diese Produkte ganz ohne Plastikverpackungen und meist ohne Konservierungsstoffe auskommen. Viele Selbsttests bestätigen, dass die festen Alternativen viel ergiebiger sind. Das bedeutet, dass man diese seltener nachkaufen muss. Eindeutig einer der wichtigsten Punkte, wie ihr es schafft: nachhaltig leben mit wenig Geld.
Kleidung
Brennpunkt Mode. Unser Einkleidungs-verhalten ist definitiv eine der größten Klimasünden überhaupt. Wir pumpen massenhaft Geld in die Fashionindustrie. Und diese pumpt dafür 1,2 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Vielen herzlichen Dank! Der negative Einfluss, den dieser Industriezweig hat, ist gravierender als jener von internationalen Flügen und Seeschifffahrten zusammen. Doch nachhaltige und fair produzierte Kleidung kostet leider. Und das bei weitem mehr als die Fast-Fashion Version vieler Textilhandelsunternehmen.
Daher ein immerwährend heißer Tipp: Vintage. Einfach gebrauchte Kleidung kaufen. As simple as that! Hier besonders zu empfehlen: Flohmärkte. Teurer sind Sachen aus dem Second-Hand-Laden. Dafür lässt sich dort jedoch vor allem gezielter suchen. Wer selbst initiativ werden will, der kann auch eine Kleidertauschparty mit den Bekannten organisieren. Wir haben für euch übrigen auch die 10 besten Vintage Stores in Wien zusammengetragen.
Home sweet home – Problemzone Haushalt
Traurig aber wahr. Am Ende sitzt der Feind meist doch in den eigenen vier Wänden. Also aufgepasst! Ohnehin schon vielen bewusst, muss man dennoch immer wieder daran erinnert werden. Aber klar ist: Konventionelle Reinigungsmittel sind oft extrem schädlich für die Umwelt. Die darin enthaltenen Chemikalien gelangen ins Abwasser. Und landen in den Kläranlagen. Da leider nicht alle von ihnen abbaubar sind, können sich diese Chemikalien in der Umwelt anreichern und somit Gewässerorganismen schädigen. Daher gilt: eine nachhaltige Reinigung ermöglichen und dabei die Gesundheit und die Umwelt geringer belasten. Aber wie?
Für all jene, die für nachhaltige Putzmittel nicht zu tief in die Tasche greifen wollen. Ein Tipp: Putzmittel können oftmals durch ganz gewöhnliche Hausmittel ersetzt werden. So kann man den Entkalker weglassen und einfach auf Essig zurückgreifen. Essigessenz oder Zitronensäure können auch benutzt werden.
Ein verstopfter Abfluss? Kein Problem. Lässt sich auch mit Soda (Natriumcarbonat) gut reinigen. Dieses lässt sich auch als Wasch- und Spülmittel verwenden. Genauso vielseitig ist Natron. Vermischt mit Wasser, könnt ihr damit ausgezeichnet den Backofen reinigen. Vermischt mit ein wenig Kernseife kann Natron auch als Allzweckreiniger oder Geschirrspülmittel verwendet werden. Doch das ist nicht alles. Das Internet ist voll von Ideen für euren perfekten DIY Reiniger. Und Tipps zum nachhaltig leben mit wenig Geld.
Problembereich Urlaub
Urlaub, wir wissen es alle, ist leider gerade nicht möglich. Doch lässt sich die reisefreie Zeit sehr gut nutzen, um euren kommenden Urlaub nachhaltiger zu planen. Aber vor allem kostengünstiger. Das Problem numero uno: der Weg mit dem Flugzeug scheint der billigste. Doch der frühe Vogel fängt den Wurm. Heißt, wenn ihr früh genug bucht, könnt ihr auch bei Zügen und Bussen sehr günstig zuschlagen. Wer körperlich dazu in der Lage ist, könnte sogar einen Fahrradurlaub in Betracht ziehen. Nachhaltiger geht wohl kaum. Wer nicht gerade in einer Fahrradfreundlichen Gegend lebt, dem ist die Kombination Zug + Fahrrad sehr zu empfehlen.
Wer nicht so lange warten kann und schon zu Lockdown-Zeiten auf Urlaub gehen will, der findet eine Anleitung hier!
Alternative Camping – nachhaltig leben mit wenig Geld
CO2-Emissionen, die bei Hotelurlauben entstehen, lassen sich verhindern. Wie? Ganz einfach! Indem ihr auf Camping umsteigt. Liegt voll im Trend, by the way. Vor allem ist es nachhaltig und ihr spart eine Menge Geld. Vieles von dem dafür nötigen Equipment lässt sich gebraucht kaufen. Wer jedoch unbedingt in einer Stadt Urlauben will, dem ist das Housesitting zu empfehlen. Hierbei passen die Urlaubenden auf ein Grundstück, Haus oder Wohnung bzw. auf die Haustiere der eigentlichen Besitzenden auf. Für diesen Zeitraum darf man dann dort wohnen. Auf Trusted Housesitters, Mind my House oder Nomador findet man, in der Regel für eine Jahresgebühr, eine kostenlose Unterkunft.
In südeuropäischen Ländern verbreitet: Agritourismi. Hierfür wurden auf kleineren landwirtschaftlichen Betrieben Teile der Häuser zu Gästezimmern umfunktioniert. Diese Unterkünfte gibt es natürlich in verschiedenen Preisklassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man mit einem Besuch einen lokalen Betrieb unterstützt anstatt eine Hotelkette.
Preisgünstiger geht wohl kaum. Wem das alles aber immer noch zu Teuer ist, dem können wir nur noch das Reisen mit dem Kopf empfehlen.
Titelbild Credits: Shutterstock
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