Streetart-Künstler kreieren Wandbilder als symbolischen Widerstand gegen den Krieg

Das Streetart-Projekt The Wall wird als Zeichen des Widerstands und der Einigkeit in fünf Städten sogenannte „Murals“ (Wandbilder) kreieren. Am 2. November wurde das erste dieser Murals im Zentrum von Wien enthüllt. Es folgen weitere in Berlin, Genf, Marseille und Ankara.
The Wall – ein Symbol des Widerstands
Das vom Ukrainischen Institut und der Kulturagentur Port. ins Leben gerufene Streetart-Projekt The Wall ist ein Symbol des Widerstands, der Stabilität sowie auch Sinnbild einer Rüstung, die Europa vor dem Krieg beschützen soll.
In seiner intertextuellen Verspieltheit verweist der Projekttitel darüber hinaus auch auf das Kult-Album der englischen Rockband Pink Floyd, welche mit ihrer Musik, aber vor allem auch mit der visuellen Gestaltung ihrer Platten und Bühnenauftritte einen neuartigen Stil in der Musikbranche erschaffen konnten.
Pink Floyd und das Einreißen der Wände
Besagte Rockoper von Pink Floyd, handelt von der Person Pink, die durch eine selbst errichtete Mauer von der Welt abgegrenzt ist. Innerhalb dieser Wall muss sich Pink mit seinen inneren Dämonen auseinandersetzt. Die Ukraine währenddessen hat mit einem äußeren Dämon zu tun. Dennoch geht das Sinnbild der Trennung im Kunstkonzept voll auf.
“Die Metapher ermöglicht es uns, einen Dialog über die Haltung der Welt gegenüber der Ukraine als „wir und sie“ in Gang zu setzen. Wir möchten die mentale und historische Mauer überdenken, die uns immer noch trennt. Und die beseitigt werden muss, damit wir uns als eine Gemeinschaft fühlen“, erklärt Katya Taylor, CEO und Gründerin von Port., sowie Kuratorin von The Wall.
Streetart in the making © Warda Network
The Wall als Zeichen der Verbundenheit
Das Projekt soll zeigen und unterstreichen, dass die Ukraine ein Teil der EU-Gemeinschaft ist. Denn die Ukraine und die EU haben viel Gemeinsames und Verbindendes. Dieselben Werte, Ziele und Rechte. Um dieses Gemeinsame zu betonen und gleichzeitig die Individualität jeder Seite nicht zu vernachlässigen, hat Port. 10 bekannte ukrainische und europäische Streetart-Künstler eingeladen, in ihren Projekten zu zeigen, dass die Idee von Interaktion und Synergie nicht nur in der Theorie existiert, sondern auch in diesem Projekt verkörpert wird. Ein Symbol für Zusammenarbeit, Bündnis und den gegenseitigen Nutzen. Ein Sinnbild, wie man es sich auch in einem größeren Rahmen wie in der Zusammenarbeit zwischen Ländern wünscht.
The Wall als Antwort auf barbarische Aggression
Ein weiterer Aspekt dieser Streetart-Initiative ist neben der Verbundenheit auch die „Antwort auf die barbarische russische Aggression an der kulturellen Front im zivilisatorischen Krieg, den Putin begonnen hat.“, so Emine Dzhaparova, stellvertretende Außenministerin der Ukraine. Denn die Politik der Zerstörung der Ukraine als Land macht auch vor der Vernichtung der ukrainischen Identität nicht halt. Der Identitätskrieg ist sogar eines der „Schlüsselelemente des russischen Krieges gegen die Ukraine.“
In den von Russland besetzten Gebieten schließen die Besatzer nämlich ukrainische Schulen und zwingen den Besetzten ihre Sprache und Geschichte auf. Seit dem 24. Februar haben russische Besatzungstruppen 87 religiöse Stätten, 13 Museen, 38 historische Gebäude, 38 Gebäude für kulturelle Aktivitäten, 18 Denkmäler, 10 Bibliotheken und 2660 Bildungseinrichtungen zerstört. Und diese Zahlen sind nur eine Momentaufnahme, wie die stellvertretende Außenministerin der Ukraine weiter versichert, denn diese Liste wird jeden Tag länger.
© Warda Network
Ukrainischer Künstler und französischer Comiczeichner denken Klimt neu
Aber zurück zu Kunst: In Wien haben der ukrainische Künstler Nikita Kravtsov in Zusammenarbeit mit dem französischen Comiczeichner und Filmemacher Vincent Paronnaud Klimts Porträts neu überdacht, wollen dem österreichischen Künstler dadurch Tribut zollen und ukrainische und europäische Symbole neu verbinden. Eine Verbindung, welche die gemeinsame Vergangenheit widerspiegeln soll. Das Mural stellt glänzende Zukunft, Freiheit und positives Denken dar.
Ermöglicht wird das Streetart-Projekt The Wall vor allem durch den Verein Calle Libre. Gegründet im Jahre 2014 ist dieser in Wien vor allem für seine gleichnamigen Festivals und Kunstprojekte bekannt, welche zeitgenössische Formen von Graffiti und andere Formen der Straßenkunst auf kuratierte Wände in der Stadt bringt. Der Verein scheut sich auch nicht davor, nicht nur ästhetisch, sondern auch politisch aktiv zu werden.
„Vor ein paar Jahren hat Calle Libre mit dem Österreichischen Kulturforum im friedlichen Kyjiw zusammengearbeitet, und jetzt ist es für uns ein äußerst wichtiges künstlerisches Statement, die Menschen in Österreich mit der harten Realität der Ukrainer zu konfrontieren“, sagt Jakob Kattner, Gründer von Calle Libre und Kurator von The Wall.
Titelbild © Warda Network
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