Wien eilt schon seit geraumer Zeit der Ruf voraus eine Kultur-Hauptstadt zu sein. Das ist kein Geheimnis. Die Wiener Oper ist weltbekannt, doch heute erzählen wir euch etwas über Wien als Theaterstadt und was diese zu bieten hat, abseits des Kommerz. Wir stellen euch 7 alternative Theater und Bühnen in Wien vor.
Prunkvolle Gebäude und altehrwürdige Gemäuer, hinter denen seit vielen Jahren Geschichten erzählt werden. Es gibt große Theater, die wir alle kennen wie z.b das Raimund Theater, das Burg- oder das Volkstheater. Doch neben diesen großen Bühnen hat Wien noch einiges mehr zu bieten. Wir werfen heute einen Blick auf die kleinen aber feinen Spielstätten unser Stadt. Also Bühne frei.
1. Werk X, 1010 und 1120 Wien
Starten wir mit dem Werk X. Dieser Schauplatz besteht als modernes Wiener Sprechtheater mit internationaler Anbindung aus zwei Spielstätten mit jeweils zwei Sälen: Das WERK X in Meidling, das in zwei Sälen bis zu 600 Zuschauer:innen fasst. Und das Werk X – Petersplatz in der Inneren Stadt, das ebenfalls in zwei Sälen rund 250 Zuschauer:innen fasst.
Eine moderne Inszenierung von Schillers Räuber im Werk X, Schauspieler:innen: Hanna Binder, Dennis Cubic | © Yasmina Haddad
Bereits seit 2008 werden in den neuen Räumen erfolgreich eine Vielzahl unterschiedlichster Kulturprojekte realisiert. Mit der Zusammenlegung des alten Palais Kabelwerk mit der ehemaligen Garage X am Petersplatz zum WERK X können die Potenziale der Räume nun in vollem Umfang genutzt werden.
An der Spielstätte in Meidling stehen in erster Linie Eigenproduktionen und Kooperationen mit den spannendsten Stadt- und Staatstheatern im deutschsprachigen Raum am Programm, während die Spielstätte am Petersplatz Inszenierungen der Freien Szene zeigt.
2. Kosmos Theater, 1070 Wien
Das Kosmos Theater gilt als feministische Spielstätte und Förderer der weiblichen Stimme. Das Angebot ist heute sehr breit gefächert und umfasst zeitgenössisches Theater, Performances, Tanz, Musik, bildende Kunst, Comedy, Kabarett und Clownerie.
Der Saal der Kosmos Theater in Wien, Neubau | © Bettina Frenzel
Eröffnet wurde das Theater im Jahr 2000 am Siebensternplatz im 7. Bezirk. Ursprünglich hieß es Cosmos.Frauenraum, wurde aber 2002 unbenannt als heute bekanntes Kosmos Theater. Unterhaltend, irritierend, ermutigend setzt sich das Kosmos Theater mit Rollenklischees auseinander, bricht stereotype Bilder von Geschlecht und Sexualität auf und schafft positive Identifikationsfiguren.
3. Das Off Theater, 1070 Wien
Das Off Theater – ebenso im 7. Bezirk angesiedelt – erfuhr seine Gründung im Jahr 2006 in den Räumen der ehemaligen Stadtinitiative Wien. Ziel war es, einen freien Veranstaltungsort zu schaffen. Einen, der dem Bernhard Ensemble eine ständige Heimat sein kann. Aber es ist zugleich auch als offener Ort konzipiert, der vielen Gastkünstler:innen die Möglichkeit bieten soll, ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen. Dabei stellt das Theater weder inhaltliche noch ästhetische Anforderungen an die Künstler.
Bildausschnitt aus dem aktuell gezeigten Stück DER.SEMMELWEIS.REFLEX im Off Theater | © Barbara Palffy
Binnen kürzester Zeit konnte sich das Off unter den Wiener Bühnen behaupten und sich einen Namen machen. Das Bernhard Ensemble ist u.a für seine Mashups bekannt.
4. Theater zum Fürchten in der Scala, 1050 Wien
Das Scala in der Wiedner Hauptstraße war schon vieles: Was heute Bühnenraum ist, war früher über 40 Jahre lang das Atlantis-Kino, danach Diskothek, Supermarkt und Boxclub. 1995 hat das Ensemble „Theater zum Fürchten“ unter der Leitung von Regisseur Bruno Max die Räumlichkeiten zu ihrer Homebase in Wien umfunktioniert.
Hier bekommt ihr zeitgenössisches Theater, innovative Konzepte und eine bunte Mischung aus Klassischem und Modernem geboten. Vor allem aber schreibt sich das große Ensemble seine politische und kommerzielle Unabhängigkeit auf die Fahnen. Relativ neu ist außerdem das zugehörige Untergrund-Theater SCALARAMA.
5. Bronski und Grünberg, 1090 Wien
Die noch relativ junge Bühne wurde 2016 von vier Theatermachern gegründet. Einer davon ist der ehemalige „Kommissar Rex“ und Publikumsliebling Alexander Pschill. Der Theatersaal ist überschaubar mit knapp 80m2 und trotzdem denken und spielen Bronski & Grünberg groß und auf sehr hohem Niveau.
Das Team um Kaja Dymnicki, Julia Edtmeier, Alexander Pschill (v.l.n.rr) | © Tim Hüning
Inszeniert werden hauptsächlich bekannte Stoffe in neuer, komödiantischer Bearbeitung. Das Bronski & Grünberg ist eines der spannendsten Off-Komödientheater im deutschsprachigen Raum.
6. TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße, 1060 Wien
Das Theater an der Gumpendorfer Straße wurde 2006 eröffnet. Das TAG entwickelt Theaterabende, die von großen Vorlagen oder dramatischen Stoffen ausgehen, die neu interpretiert und ins Heute „überschrieben“ werden.
„Die Überflüssigen“ bespielen bis zum 30. Mai die Bühne des TAG | © Anna Stöcher
Es hat gedauert, bis das Theater eine Bühne mit Profil wurde. Mittlerweile ist von den Anfangsschwierigkeiten nichts mehr zu spüren. Das TAG hat sich mit den Überschreibungen klassischer Stoffe einen Namen gemacht. Es zeigt pro Saison (Mitte September bis Mitte Juni) drei bis fünf Eigenproduktionen, ergänzt durch Gastproduktionen und sein Improvisationstheater.
7. Theater Drachengasse, 1010 Wien
Die Adresse ist Programm, das Theater in der Drachengasse im 1. Bezirk ist längst schon ein Fixum in der zeitgenössischen Szene. Man versteht sich als anspruchsvolles Theater, das aber dennoch für alle zugänglich sein soll.
Hier findet ihr vornehmlich neues Autor:innentheater und aufstrebende Theatermacher:innen. Diese Spielstätte zeigt in vier bis fünf Eigenproduktionen pro Jahr zeitgenössische Dramatik, hauptsächlich Erst- und Uraufführungen.
Bar&Co bietet Raum für Theaterproduktionen der freien Szene, die ihre Projekte als Gastspiele oder Koproduktionen mit der Drachengasse zeigt. Ergänzt wird das Programm durch Aufführungen aus den Bereichen Musik, Improvisation, Comedy, sowie Late Night Specials. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählen gesellschaftspolitisch relevante Themen, besonderes Interesse gilt dabei – ob bei Inhalt, Stückwahl oder Regie – den Frauen. Seit 2008 wird jährlich ein Nachwuchswettbewerb ausgeschrieben.
Fazit
Diese Theater sind nur ein paar in der großen Theaterlandschaft der Hauptstadt. Es wird also höchste Zeit, mal wieder Kinotickets gegen Theaterkarten einzutauschen und die Gehirne mit etwas Kultur zu füttern. Anstatt mit TikTok oder Netflix.
Denn die Wiener Bühnen bieten wirklich etwas für jeden Geschmack und es gibt immer Neues zu entdecken. Besonders unsere kleinen aber ehrgeizigen Theaterbühnen sind es wert, also seid gespannt bis es heisst – Vorhang auf.
Titelbild © unsplash | Hulki Okan Tabak
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