Wir alle kennen ihn: Salt Bae, den Chef aus der Küche, der vergoldete Steaks serviert. Der türkische Metzger ist wohl der personifizierte Höhepunkt einer aufs Essen getrimmten Gesellschaft, die sich an Food Porn nicht mehr sattsehen kann. Seine spezielle Art Salz aufs Fleisch zu streuen und das Vergolden der Steaks sind sein Markenzeichen. Und der Geschmack? Spielt keine Rolle mehr. Denn alles, was zählt, ist die Show.
Salt Bae Chef: the Beginning
Wie alles begann: Nusret Gökçe ist ein einfacher Metzger – nicht einmal Koch! – bis er plötzlich einen viralen Internethit landet und als Salt Bae Chef berühmt wird. Doch dazu kommen wir später, denn ein bestimmter Wille ist ihm nicht abzusprechen. Gökçe besuchte zwischen 2007 und 2010 diverse Länder, unter anderem auch Argentinien und die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er gratis in Restaurants arbeitete, um sich das nötige Knowhow als Koch anzueignen. Zurück in der Türkei, eröffnet er sein erstes Restaurant in Istanbul (2010). Später folgt ein Restaurant in Dubai (2014).
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Der frühe Ruhm des Salt Bae Chefs
Wir schreiben den Januar 2017, wo alles recht schnell geht. Salt Bae wird berühmt. Nicht wegen der Kochkünste, sondern eine Serie viral gehender Posts katapultiert ihn in den Bereich des Kultigen und krönt ihn mit einem kulinarischen Legendenstatus, den er für seine Kochkünste vermutlich nicht so sehr verdient wie für die Fähigkeit, sich ins Rampenlicht zu positionieren. Er wird sogar zum Meme.
Doch das war erst der Anfang. Von da an wollte sich jeder von ihm das Gold-Steak salzen lassen. Erster Star in dieser Runde war der damalige Fußballer und Bayern München-Star Franck Ribéry, der sich in Salt Baes „Nusr-Et“ in Dubai ein Gold-Steak gönnte. Genauer gesagt salzte sich der Bayern-Star sein mit Blattgold verziertes Steak einfach selbst.
Die Folge: ein Shitstorm! Nicht der Erste. Doch für Salt Bae, den Goldsteak-Chef genau die richtige Brise in der Suppe des Erfolgs. Die Sportstars standen von da an Schlange, um sich bei ihm den Bauch goldig zu schlagen. Und ja, sie stehen immer noch Schlange.
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Salt Bae Chef: Der Durchbruch
Es passierte dann natürlich das, was immer passiert: der Mensch gewordene und extravaganteste Salzstreuer in der Geschichte der Menschheit, der sich wie selten jemand zu inszenieren vermag, wird von vielen belächelt. Von noch viel mehr Leuten jedoch zur Ikone erhoben und kopiert wie karikiert. Das Ergebnis: Weltruhm. Ein Weltruhm, den der ehemalige Metzger natürlich zu vergolden weiß.
Binnen kurzer Zeit eröffnet Nusret Gökçe über 20 Restaurants auf der ganzen Welt. A-Promis und alle anderen Promi-Kategorien gehen bei ihm ein und aus. Wobei es hauptsächlich um den Schein geht.
Extravaganz killt Kulinarik
Die Kulinarik rückt bei Salt Bae nämlich in den Hintergrund. Hauptsache, der Prunk regiert. Es geht bei diesem Chef schon lange nicht mehr darum, gut zu essen, sondern darum zu zeigen, dass man es sich leisten kann, absurd teuer zu essen. Salt Bae hat den Luxuswagen in die Küche geparkt. Wo es bei vielen teuren Lokalen immer noch auch um die Kulinarik geht, hat sich dieser Aspekt bei Salt Bae vollkommen verflüchtigt. Dieser wurde sozusagen unter einer Goldschicht begraben.
Verkaufsschlager bei ihm: Steaks, die mit 24-karätigem Blattgold überzogen sind und auf eine affektierte Art gesalzen werden. That’s it! Der Koch selbst lockt mit Extravaganz, Dekadenz und Reichweite und scheut sich nicht, seinen Signatur-Move immer und immer wieder vorzuführen.
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Viel Geld, Show und mieses Essen
Obwohl der Fußballstar Franck Ribéry sehr viel Kritik einstecken musste, dafür, dass er 1.200 Euro für ein Gold-Steak ausgegeben hat, hat das an Salt Baes Aufstieg nichts geändert. Die Bilder von Salt Bae und seinen berühmten Fußball-Gästen gehen regelmäßig um die Welt. Wobei, wie schon erwähnt, die Gäste hauptsächlich für die Show bezahlen und weniger fürs Gericht.
Denn bei Food-Kritikern fallen Salt Baes Restaurants reihenweise durch! Ein Gastro-Kritiker von „The Telegraph“ bezeichnete das Thunfischtartar in einem seiner Lokale als schlichtweg „inexcusable“ (unentschuldbar). Auf Tripadvisor sind die schlechten Kommentare nahezu unzählbar. Wie die Salzkörner, die Salt Bae als Chef der Küche in Massen auf die Steaks verstreut. Ergebnis: Auf TripAdvisor befindet sich Salt Baes Restaurant auf Platz 16,978 von 17,465 in ganz London. Da ist nicht mehr wirklich viel Luft nach unten.
Salt Bae: es regnet Gold
Doch der Erfolg des einstigen Metzgers ist ungebrochen. Allein sein besagtes Steakhouse in London macht Millionenumsätze. Tendenz weiter steigend. Das Nusr-Et soll 2021 in seinen ersten vier Monaten nach Eröffnung mehr als acht Millionen Euro Umsatz gemacht haben. 2022 soll sich der Umsatz auf insgesamt etwa 15,8 Millionen Euro belaufen haben, wie „The Telegraph“ berichtet.
Und das in Zeiten von Corona! Später kam dann noch die Inflation hinzu. Zeitgleich mussten viele andere Restaurants schließen. Während Salt Bae mit seiner vergoldeten und kulinarischen Mogelpackung abcasht, musste der etablierte Starkoch Gordon Ramsay zum Beispiel im selben Zeitraum Millionen-Verluste schreiben. Man darf nicht vergessen, dass Ramsey ein echter Haubenkoch ist. Vier seiner Restaurants sind vom Guide Michelin sogar mit Sternen ausgezeichnet.
Erfolgreich ohne Ende
Auch wenn Salt Bae sich immer öfter zum Affen macht, wie bei der WM 2022 zum Beispiel. Oder vor allem Negativ-Schlagzeilen macht — Ehemalige Mitarbeiter werfen ihm Trinkgelddiebstahl und Diskriminierung vor, — so ist sein Erfolg ungebremst. Neidlos muss man bei diesem Salt Bae Chef-Phänomen anerkennen, dass wir immer mehr in Zeiten leben, in denen Erfolg und Qualität nicht immer Hand in Hand gehen müssen.
Salt Bae hat begriffen, dass eine gute PR (egal ob negativ oder positiv) und die künstliche Erzeugung von so etwas wie Ruhm, die Leute am besten bei der Stange hält. Während andere mit Qualität punkten wollen und scheitern, setzt der vergoldete Chef auf viel, viel Show. Mit dem Fazit, dass wirklich alles, was er anfasst, zu Gold wird. Die Kulinarik jedoch auf der Strecke bleibt. Fragwürdig ist das allemal, erfolgreich leider ebenso.
Titelbild © Shutterstock
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