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Kein Markt schläft. Genauer gesagt, darf 2020 kein Markt schlafen, sofern er überleben möchte. Aus alteingesessenen Galerien, Auktionshäusern und Museen muss die Kunst weiterhin an den Mann bzw. die Frau gebracht werden – an den modernen Mann und die moderne Frau.
Wie der Kunstmarkt nicht nur in Österreich im digitalen Zeitalter ein lukratives Geschäft bleibt, welche App für Kunst-Fans zugänglich als auch vertretbar ist und wer performen muss, um den Kunstmarkt aufrecht zu erhalten.
Das weitläufigste Problem des Kunstmarktes: Er wächst nicht. Das liegt jedoch nicht daran, dass kein Interesse an ihm besteht – ganz im Gegenteil. Vor allem jüngere Generationen zeigen mehr und mehr Interesse an Kultur und Kunst – bieten sich aber fast garnicht als potentielle Käufer an. Hier fehlt nicht etwa nur das nötige Kleingeld, der internationale Kunstmarkt verfügt immerhin über eine riesige Preisspanne.
Viel mehr ist es der generelle Zugang zum Markt: Anders als beispielsweise beim Aktienmarkt werden nicht im Minutentakt essentielle Informationen online publiziert, es gibt auch kaum Berater wie in den Banken und Präsenzbörsen, am Wichtigsten aber: es gibt keine Dokumentationen und Filme auf Netflix, die den Kunstmarkt Stück für Stück an den Laien bringen. So wissen Kunstinteressenten nicht, wie es ein Künstler an den Markt schafft, wie seine Preise bestimmt werden und wann oder warum seine Schaffenswerke im Preis steigen bzw. sinken. Wären da also Foren, Websites, Apps oder Ähnliches um den interessierten aber ahnungslosen Menschen das Business zu erklären, wäre schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung getan.
Digitalisierung als Sprungbrett für kleinere KünstlerInnen?
Die Modernisierung, welche mit der Digitalisierung des Kunstmarktes gleichzustellen ist, hat nämlich auch für den Künstler per se einen Vorteil: ein größerer, breiterer Markt. Andy Warhol sagte schon: „Kunst besteht in der Kunst, Kunst zu machen. Und die Kunst, Geschäfte zu machen, kommt gleich nach der Kunst, Kunst zu machen.“ Wer nicht denselben Geschäftssinn wie die kreativen Herrschaften Warhol oder Banksy hat und ihre Werke öffentlich schafft oder in Museen einschleust, hat kaum eine Plattform bzw. eine Bühne für seine Werke.
Man kann es sich so vorstellen: Irgendwo da draußen kreiert ein Mann oder eine Frau die umwerfendsten und genialsten Bilder oder Skulpturen – nur haben wir keine Ahnung davon. Das bestimmt demnach auch deren Preise. Kann der Kunstinteressent den Preis nicht nachvollziehen, geschweige denn abschätzen, wieviel die Errungenschaft im Wert steigen wird, wird er nicht zum Kauf ausholen. Bis jetzt hatten also nur die Großen, Bekannten, durch Galerien und Kunst-Institutionen gestützten Künstler den Markt in der Hand.
Credits: Shutterstock
Eine App soll den Kunstmarkt zugänglicher machen
Der Berliner Magnus Resch hat bereits 2018 eine App zum Zweck der Demokratie am Kunstmarkt entwickelt. Das Prinzip könnte nicht einfacher sein: Man fotografiert ein Kunstwerk und bekommt nach kurzer Datenbankabfrage der App detaillierte Informationen rund um das Schaustück. In erster Linie ist das eine enorme Hilfe für den Interessenten bzw. potentiellen Käufer.
Keine unangenehmen Fragen an den Galeristen, keine nachträglichen Sorgen beim Kauf und vor allem kann man preislich nicht übers Ohr gehauen werden. „Warum gibt der Kunstmarkt sich so elitär?“, kritisiert Resch. „Ich will erreichen, dass er transparenter wird und sich für mehr Menschen öffnet, denn davon profitieren am Ende alle Beteiligten: Die Käufer, die Galerien, vor allem aber auch die Künstler selbst.“ Der Vorteil der Galerien und Künstler ist nämlich: ihre Werke werden endlich gekauft. Der Markt wird transparenter, und somit zugänglicher als auch sympathischer für den Interessenten.
Das Resch selbst von seiner App, die die Marktrevolution anführen soll, überzeugt ist, zeigt der Name seiner App: Magnus. Das Problem bei der Idee ist der Umfang der Datenbank. Diese so aufzubereiten, dass die App bei wenigstens jedem in Galerien, Museen und Vernissagen ausgestelltem Stück funktioniert, kann man sich als wahnsinnig mühselig vorstellen. Doch das ist der Preis für die Revolution. Wer digital sein will, muss eben digitalisieren. Und da ist am Kunstmarkt einiges aufzuholen.
Wer kann überhaupt am Kunstmarkt teilnehmen?
Obwohl der Kunstmarkt nahezu ein elitäres Spektakel ist, hat sich in den vergangen Jahrzehnten einiges geändert. Alleine durch die Globalisierung traten für alle potentiellen Teilnehmer des Kunstmarktes einige Vorteile auf. Der Interessent hat die Möglichkeit, Werke aus fernen Ländern kennenzulernen, zu begutachten und letztlich auch zu kaufen. Die KünstlerInnen auf der anderen Seite sind in der Lage, ihr Schaffen nicht nur heimischen Interessenten anzubieten, sondern weltweit zu werben.
So wird aber letztlich nicht nur durch die Digitalisierung, sondern auch durch die Globalisierung der analoge Markt gefährdet. Wenn eine Galerie keinen bestimmten Status oder populären Platz in der internationalen Kunstwelt hat, so ist es für den Künstler per se weniger attraktiv, seine Werke an nur einem Ort auszustellen – wo er über das Internet potentiell 4 Milliarden Menschen erreichen kann.
Hierdurch entsteht also ein moderner Kunsthandel, der bis dato noch schwer durchzuführen ist. Warum sollte ich als Laie ein Kunstwerk um 10.000€ online erwerben, wenn ich nichts über Künstler oder das Werk selbst weiß – bzw. mich kein erfahrener Galerist darüber aufklären kann? Um am analogen Markt also weder Traditionen noch Werte zu verlieren, müssen Galerien neben der Digitalisierung standhalten – es geht nicht zuletzt um den persönlichen Austausch mit Gleichgesinnten. In anderen Branchen, in denen der Online-Handel schon wenigstens die Hälfte des Gesamtmarktes eingenommen hat, wie im Modehandel zum Beispiel, stellt das für Läden und Boutiquen derzeit in großes Problem dar. So ist anzunehmen, dass genau das die Furcht von Kunstinstitutionen und Galerien bestimmt.
Die Verantwortung für die Digitalisierung des Kunstmarktes
Der Kunstmarkt ist die Gesamtheit aller Messen, Galerien und Auktionshäuser, in denen Kunst gehandelt wird. Er gilt seit seiner Gründung im 17. Jahrhundert als besonders strittig, da es bezüglich Preisbildung und künstlicherem Wert großteils um die Meinung der stärksten Teilnehmer steht. Der Kunstmarkt beruht also nicht nur auf ideellen Werten und Geschmäckern, sondern auf persönlichen Meinungen.
Kunstwerke fungieren nicht nur als Bereicherung und Dekoration, sondern stellen – vor allem Renaissance-Kunst und andere Raritäten – Statussymbole dar, die für viele Besitzer keine emotionalen, sondern viel mehr Werte der Geldanlage darstellen. Genauso wie bei Kleidung gibt es die Haute-Couture an Kunstwerken, als auch Trends, die genauso schnell verschwinden können, wie sie aufgetaucht waren. So werden Werke von Van Gogh oder Da Vinci niemals an Wert verlieren, zeitgenössische Kunst aber entweder gewaltige Möglichkeiten oder fatale Risiken darstellen.
Heute ist anzunehmen, dass 3% all dieser Renaissance-Kunst, die jährlich im Preis steigt, in Safes und Lagerräumen eingesperrt ist, um deren Sicherheit zu wahren. Fast die Hälfte aller Galerien macht Verluste mit dem rein spekulativem Geschäft der modernen Kunst. So leicht kann die Verantwortung des Überlebens des Kunstmarktes also keinem der Teilnehmer zugeschoben werden. Den ersten Schritt in Zeiten des Wandels müssen jedoch die Big-Player in der Branche machen, also Institutionen wie Museen und große Galerien, aber auch wichtige Figuren in der Kunstwelt sollten an die gesamte Branche appellieren, einen gemeinsamen Weg zu finden, die Digitalisierung des Markes gut über die Bühne zu bringen.
Titelbild Credits: Shutterstock
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