Mit einem Traum im Gepäck und viel Engagement nutzt Neiyla ihr Talent, um eine ordentliche Portion persönlicher Erfahrungen mit einer unaufdringlichen und doch eingängigen Musik in harmonisch perfekter Komposition zu vereinen. Doch ist für sie Musik nicht nur das Melodische. Es ist so viel mehr. Und genau deshalb haben wir das aufgehenden Pop- und RnB-Sternchen Neiyla – mit bürgerlichem Namen Lena – zu einem Interview getroffen und sie gefragt, woher ihr Antrieb und ihr unbedingter Wille kommen, was sie persönlich beeinflusst und warum konkrete Ziele für sie eher hinderlich sind.
Talent allein macht bekanntlich noch nicht berühmt. Begonnen hatte Neiyla mit Coversongs, die sie um die Welt geführt und schon einige Auftritte rund um den Globus ermöglicht hatten. Immer selbst an der Organisation beteiligt – wenn nicht sogar vollkommen selbst übernommen – blieb es aber für uns erstaunlich lange bei den Coversongs.
„Seitdem ich 15 bin, habe ich schon Songs geschrieben. Aber ich war zu schüchtern, zu unsicher. Und es gab in meinem Kopf so viel Gründe, warum man es nicht macht, warum man nicht mit den eigenen Songs nach draußen geht.“
Das Selbstbewusstsein fehlte. Obwohl sie musikalisch bereits sattelfest war. „2020 war das Jahr für mich. Das Jahr, wo wirklich der eigene Weg begann. Und die eigenen Songs umgesetzt wurden.“ Was besonders erstaunlich daran ist – Neiyla produziert und organisiert mit gerade mal 22 Jahren alles in Eigenregie mit einem Produzenten und verzichtet auf die Vertretung durch ein Label.
Die sympathische und aufgeweckte Sängerin Neiyla zu Besuch bei uns im Büro
Der Weg zum Song: was zeichnet die Musik von Neiyla aus?
Das Songwriting liegt ganz und gar in den Händen von Neiyla. Autodidakt die Gitarre erlernt, übernimmt sie zwar die Kreation, bei der Ausführung greift sie dennoch auf weitere Musiker:innen zurück. „Ich spiele Gitarre. Aber nur zum Songschreiben. Für Auftritte eine coole Band gefunden – da spielen wir zu zweit, zu dritt oder zu fünft.“
Aber die Songs bleiben zu hundert Prozent Neiyla. Denn die Themen holt sie aus dem eigenen Leben, den eigenen Erfahrungen. „Natürlich sind es persönliche Themen. Ich offenbare einen tiefen Einblick. Aber dennoch denke ich nicht darüber nach, was andere denken könnten. Denn vielmehr habe ich das Gefühl, dass die Themen, die mich beschäftigen, auch andere beschäftigen. Und so können sie sich verstanden oder gehört fühlen.“
Nebenbei – und mittlerweile ist es wirklich nur ein zweites Standbein – studiert Neiyla Psychologie. Ob es ihr auch beim Songwriting oder dem Ausdruck ihrer eigenen Gefühle hilft? „Eventuell hilft das Studium dabei, gewisse Dinge besser zu verstehen, die in mir vorgehen. Indirekt. Denn Reflexion erleichtert natürlich das Zwischenmenschliche.“
Persönlichkeit, Erfahrung und das Arrangieren in Erzählungen
„Für mich selbst war Musik schon immer mehr. Sie besteht nicht nur aus dem Musikalischen, sie erzählt stets auch eine Geschichte. Ich selbst habe mir sehr viel Persönliches und Wissen über Songtexte geholt.“ Aber auch die eigene Musik trägt zur Entwicklung von Neiyla bei.
„Jeder meiner Songs beinhaltet für mich auch ein von der Seele Schreiben. Ich bin grundsätzlich positiv, aber ich schreibe über schmerzliche Dinge. Der Song „Good Thing“ ist ein gutes Beispiel. Hier geht es um die Situation, für selbstverständlich genommen zu werden. Natürlich etwas Trauriges. Aber der Song ist eher als Warnschuss gemeint. Es ist ein selbstbewusstes Lied, das auch andere mitreißen und motivieren soll.“
Es dreht sich viel um Herzschmerz, doch ist dieser nicht Leitmotiv Neiylas Musik. Melancholie steht nicht im Vordergrund der emotionalen Musik, sondern das Bestärken und Verarbeiten. Mit einem weiteren positiven Aspekt für Neiyla selbst. „In zehn Jahren kann ich auf viele der Lieder zurückblicken und die Erzählung meines eigenen Lebens sehen.“
Inspiration aus dem Nichts und konkrete Ziele als Hindernis
Jede:r Musiker:in hat andere Quellen der Inspiration, doch jene von Neiyla kannte ich bisher in dieser Form nicht. „Bei mir schießen Ideen einfach ein – wenn mir ein bisschen langweilig ist, dann setze ich mich zur Gitarre und es entsteht etwas. Songs sind stets ein Prozess.“
Denn beim Songwriting lernt sich Neiyla auch selbst musikalisch und menschlich besser kennen. Sie hat es aufgegeben, ganz konkrete Vorstellungen vom Sein und auch der Zukunft zu haben – musikalisch und auch in Bezug auf ihre eigene Entwicklung.
„Früher habe ich mir immer niedrige Ziele gesetzt. Und ich habe mir selbst sehr wenig zugetraut, muss ich ehrlich eingestehen. Lustigerweise habe ich meine Ziele aber nicht nur erreicht, sondern meist übertroffen.“
Genau das führte zu einem Umdenken bei der Musikerin. Sie setzt sich keine konkreten Ziele mehr. „Einzig, dass ich mich stets verbessere und meine nächsten Songs noch besser werden. So finde ich mehr über mich und meinen Stil heraus. Auch, was mein Sound ist. Der Weg ist das Ziel, denn nur so komme ich wirklich voran.“ Denn letztlich sind für sie Ziele nur eine Art von Barriere, ein Hindernis, das unnötig limitiert. Außerdem führen unerreichte Ziele nur zu Enttäuschungen.
Uns hat Neiyla auf jeden Fall nicht enttäuscht und wir freuen uns schon darauf, was von der Selfmade-Musikerin noch kommt. Denn für sie ist klar – so lange nicht das große Label winkt, organisiert und arrangiert sie weiterhin selbst. Auf eigenen Beinen hat sie aber schon unser musikalisches Herz erobert und wir sind uns sicher: Neiyla wird noch richtig groß!
Titelbild Credits: Florian Purkarthofer
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