Als gebe es nicht schon ausreichend catchy Termini im Bezugsverhältnis zwischen Frauen und Männern, kommt nun auch noch das „Golden Penis“-Syndrom um die Begriffsecke gebogen. Was es damit auf sich hat, erfährt ihr hier. Wir von WARDA gehen nämlich jedem Trend auf den Grund.
Das Dating-Life der akademischen Mittelschicht
Das „Golden Penis-Syndrom“ beschreibt ein Dating-Phänomen aus den USA, das vor allem heterosexuelle Männer aus dem universitären Leben betrifft. Und daraus folgernd auch einen Einfluss auf gebildete Frauen hat, die mit diesen Männern verkehren. Jon Birger hat das Phänomen etwas genauer untersucht und ist dabei zu folgendem Ergebnis gekommen.
Das Golden Penis-Syndrom
Bei diesem Trend oder (etwas präziser formuliert) gesellschaftlichen und klassenbedingten Phänomen geht es im Grunde darum, dass Männer ein (zu) großes Ego entwickeln, wenn sich mehrere Frauen für sie interessieren. Beziehungsweise, wenn ein soziologisches Ungleichgewicht der Geschlechter dazu führt, dass das eine Geschlecht in der Unterzahl ist und daher viel mehr Auswahlmöglichkeiten hat, als umgekehrt. Wir kennen das Phänomen beispielsweise aus China.
Ungleichgewicht der Geschlechterverteilung in China
Aufgrund der Verherrlichung des männlichen Geschlechts, aber vor allem aufgrund der staatlich verordneten Ein-Kind-Politik (von 1979 bis 2015) wurden dort Mädchen selektiv abgetrieben, um gezielt Jungen großgezogen. Da ein Sohn bzw. männlicher Nachkomme einen höheren Status in der Familie, aber auch in der Gesellschaft hat.
Jahrzehnte später kommt es aufgrund dessen zu einem sozialen Umschwung, bei dem heute viele Männer um wenige Frauen „konkurrieren“ müssen. Mit dem Ziel eine traditionelle Familie mit Nachkommen zu gründen. Was in China natürlich auch extrem Prestigeträchtig ist bzw. von den Männern gefordert wird.
In einem Umkehrschluss können diese wenigen Frauen sich nun die besten unter diesen vielen Männern aussuchen. Heißt: Männer mit gutem Job und viel Geld. (Wie schon gesagt: Status). Alle ärmeren Männer (wobei es extrem viele davon gibt) bleiben da natürlich „auf der Strecke“.
Da sie auf Familie bzw. Nachkommen aus statussymbolischen Gründen aber nicht verzichten wollen oder können, kaufen sie sich einfach billige Ehefrauen aus den ärmeren benachbarten Regionen wie z.B. Vietnam oder Laos. Diese gekauften Bräute werden Großteils zu diesen Ehen gezwungen. Heißt: sehr oft entführt und wie Sklavinnen verkauft. Der Menschenhandel ist ein großes und leider auch immer noch sehr unterschätztes Problem in diesen Regionen.
Die Geschlechterverteilung an den US-amerikanischen Colleges
Ein ähnliches Phänomen – wenn natürlich nicht ganz so extrem wie in China –, findet sich nun auch auf US-amerikanischen Colleges. Denn laut einer Studie sind fast 60 Prozent der Studierenden in den USA Frauen. Und das ist nur ein Durchschnitt. Man denke vor allem an geisteswissenschaftliche Studienzweige, wo das Verhältnis noch einmal um einiges dramatischer ausfällt.
Studien belegen, dass Frauen mit einem höheren Bildungsabschluss eher mit ähnlich oder noch gebildeteren Männern ausgehen wollen. Fair enough! Das führt nun natürlich dazu, dass Männer mit höheren Abschlüssen auf dem Dating-Markt recht begehrt sind, wie man sich denken kann.
Da diese nun aber in der Unterzahl sind und so etwas wie Seltenheitsstatus genießen (im Vergleich zu gebildeten Frauen), erhöht sich natürlich auch die Nachfrage nach diesen. Zugleich ist aber auch das Angebot begrenzt. Wenn Männer darüber auch noch Bescheid wissen, ist eine recht unvorteilhafte Entwicklung des Egos da natürlich vorprogrammiert.
Schlechtes männliches Verhalten aufgrund des Überangebots an Frauen
Fazit dieser gesellschaftlichen Entwicklungen: gebildete Männer, sich ihrer Seltenheit aber vor allem ihrer Begehrtheit beim anderen Geschlecht bewusst, nutzen diese Tatsache aus und werden arrogant und respektlos. Da ihnen ein proportional höherer Pool an möglichen Dating-Material zur Verfügung steht, sind sie nicht mehr dazu gezwungen, sich Frauen nett zu verhalten. (Wozu eigentlich niemand gezwungen sein sollte, da es zu den Grundzügen eines jeden Menschen gehören sollte, nett zu sein. Aber egal!)
Dieser „fehlende Wettbewerb“ auf dem Dating-Markt führt nun dazu, dass Männer mit schlechtem Verhalten (wie z.B. Fremdgehen oder Ghosting) eher davonkommen, da sie sicher sein können, dass es immer ausreichend Interessentinnen für sie geben wird.
Das Golden Penis-Syndrom in mathematischen Zahlen
Für Jon Birger ist das eine fatale Entwicklung, wie er an einem Beispiel vorrechnet. Seiner Meinung nach betrifft das Golden Penis-Syndrom wahrscheinlich häufiger gebildete Männer in den Dreißigern und Vierzigern als Männer in den Zwanzigern. Zumindest die heterosexuellen.
„Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Dating-Pool, der mit 40 Frauen und 30 Männern beginnt, was einem Verhältnis von 4:3 entspricht. Sobald die Hälfte der Frauen heiratet – sobald 20 der Frauen mit 20 der Männer verheiratet sind – wird der Dating-Pool unter den verbleibenden Singles zu 20 Frauen und 10 Männern – ein Verhältnis von 2:1. Aus diesem Grund kennen wir alle so viele fabelhafte Frauen in ihren 30ern und 40ern, die scheinbar keinen anständigen Mann finden.“, wie der Autor des Buches „Date-onomics: How Dating Became a Lopsided Game“, erklärt.
Männer in diesen Situationen gewinnen die Oberhand und nutzen dieses Ungleichgewicht auch schamlos für sich aus. Sie behandeln Frauen eher als Sexobjekte und betrachten Beziehungen als Wegwerfartikel, so die Annahme.
College-Guys – aufgeblasenes Ego und nichts dahinter?
Interessanter Nebeneffekt dieser Entwicklung: Dieselben egomanischen Männer, die so heißbegehrt und gleichzeitig auch so unverschämt arrogant sind, verfügen Birger zufolge jedoch auch über geringere soziale und sexuelle Fähigkeiten. Warum?
Weil sie aufgrund der Tatsache, dass immer eine Frau „für sie da ist“, nie das Gefühl haben, sich verbessern zu müssen, um Verabredungen zu bekommen oder Frauen zu beeindrucken. Es reicht scheinbar aus, einfach da zu sein und mit seinem Abschlusszeugnis zu wedeln.
Trügerische Selbstsicherheit
Weiterer sideeffect dieser Umverteilung ist auch das gesteigerte Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit dieser Männer, die sich den Frauen auch noch überlegen fühlen. Problem dabei ist leider auch, dass viele Frauen sich von dieser Selbstsicherheit angezogen fühlen und sich daher auch leichter verführen lassen, wie die Beziehungstherapeutin Charisse Cooke erläutert.
Endergebnis dieser Dating-Ökonomie scheint zu sein, dass Universitäten mit einem hohen Frauenanteil leider Männer hervorzubringen scheinen, die überheblich sind, sich selbst überschätzen, Frauen schlecht behandeln und anscheinend wirklich (fälschlicherweise!) annehmen, sie hätten einen goldenen Penis, schließt Birger seine Rechnung.
Titelbild © Shutterstock
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