In den letzten Jahrzehnten sind die Gewinne der Rüstungskonzerne ins Unermessliche gestiegen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, die internationale geopolitische Lage verspricht für Rüstungskonzerne eine blendende Zukunft. Aber wer sind eigentlich die Firmen, welche vom organisierten Massensterben profitieren? Hier eine Übersicht der acht größten internationalen Rüstungskonzerne.
„Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende„, hat John F. Kennedy einst gesagt. Aber wie wir wissen, wurde John F. Kennedy abgeknallt. Das Leben des damaligen US-Präsidenten wurde mit dem Produkt eines Rüstungskonzerns beendet. Das war bereits im Jahre 1963 und seitdem haben sich internationale Rüstungskonzerne um ein Vielfaches vergrößert. Verständlich seit der Ermordung des US-Präsidenten hat die Welt sieben Kriege gesehen mit mehr als 10 000 Todesfällen und 14 Kriege mit nachweislich mehr als 1000 Todesopfern. Dazu unzählige bewaffnete Konflikte und anhaltende Auseinandersetzungen.
Der Krieg in der Ukraine hat uns im Jahr 2022 im Europa wieder bitter daran erinnert, wie zerbrechlich auch Frieden in unserer Nähe sein kann. Seitdem schwindet das Gefühl der Unverwundbarkeit auch bei vielen Mitteleuropäer*innen. Es gibt zwar die These, dass im Krieg in Wirklichkeit niemand gewinnt. Doch leider ist das schlichtweg Bullshit. Denn Rüstungskonzerne profitieren immer von Krieg und bewaffneten Konflikten. Was könnte es also für Händler des Todes Besseres geben als die Nachfrage nach Maschinen und Instrumente zum Töten?
Neue Waffen für noch mehr Krieg
Zum ersten Mal seit über 30 Jahren stellten die USA vor Kurzem einen neuen Bomber vor. Der nuklearfähige B-21 Raider soll ab 2027 verfügbar sein und wird als wichtiger Bestandteil der Reaktion auf die militärische Aufrüstung Chinas angesehen.
Auch die geschätzten Kosten wurden bekannt gegeben: Der Hersteller des Flugzeugs, Northrop Grumman, kann mit 700 Millionen Dollar pro Flugzeug rechnen. Auch viele andere Unternehmen werden von dem Projekt profitieren, 400 Zulieferer seien nach Angaben des Rüstungskonzerns an dem Projekt beteiligt. Eines davon ist Raytheon Technologies. Dessen Tochtergesellschaft Pratt & Whitney die Triebwerke für den neuen Stealth-Jet herstellen wird. Sowohl Northrop Grumman als auch Raytheon tauchen in der Rangliste der weltgrößten Rüstungsunternehmen auf.
Wie ein Blick auf diese Infografik zeigt, dominieren US-Unternehmen die Spitze der Liste, und zwar mit Platz 1-5. Zwei chinesische Unternehmen schaffen es unter die Top 8. Nachdem Norinco und Avic beide im Jahr 2021 ein starkes Wachstum verzeichnet hatten, haben beide im vergangenen Jahr zusammen mit Waffenverkäufen über 40 Milliarden US-Dollar erzielt.
Platz 8: AVIC 20,11 Mrd. China – vorne mit dabei beim Geschäft mit dem Krieg
Auf den letzten Platz rangiert der eben erwähnte chinesische Rüstungskonzern AVIC. Die Aviation Industry Corporation of China ist eine staatliche Gruppe von Luft- und Raumfahrtunternehmen mit Sitz in Peking. AVIC ist ein wichtiger Akteur auf dem Weltmarkt. Mit seinen über 100 Niederlassungen und 27 Tochtergesellschaften zählt AVIC zu den zehn größten Industrie- und Rüstungskonzernen Chinas.
Das Geschäft mit dem Krieg scheint sich also zu lohnen. Neben Kampfflugzeuge und Zubehör für den Krieg ist das Unternehmen unter anderem in den Bereichen Passagier- und Transportflugzeuge, Hubschrauber, Kraftfahrzeuge und Elektronik tätig. 2016 beschäftigte AVIC weltweit 450.000 Mitarbeiter.
Platz 7: NORINCO 21,57 Mrd. China – Armeeausstatter unter den Top 8
NORINCO spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von „destruktiven Angriffsgeräten“. So bezeichnet das Unternehmen sein Kriegsgerät. Ebenso fungiert das Unternehmen als wichtiger Hersteller von Ausrüstung für die chinesische Armee. Die NORINCO-Gruppe verfolgt laut Werbetext auf ihrer Homepage „konsequent nationale Interessen“. Neben der Bereitstellung von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen, Langstrecken-Unterdrückungswaffen, Luftverteidigung und Raketenabwehr sowie anderer Hauptkampfausrüstung für die Armee bietet die Norinco auch strategische Produkte wie intelligente Munition. Also alles für den Krieg 2.0.
Derzeit betreibt die NORINCO mehr als 50 Untergruppen und Einheiten, die hauptsächlich in 29 Provinzen, Städten und autonomen Regionen wie Peking, Shaanxi und der Inneren Mongolei verteilt sind, und hat mehr als 100 Auslandsniederlassungen, Tochtergesellschaften und Repräsentanzen eingerichtet in mehr als 70 Ländern und Regionen auf der ganzen Welt. Ende 2020 verfügte der Konzern über 454,5 Milliarden Yuan und beschäftigt mehr als 230.000 Mitarbeiter weltweit.
Platz 6: BAE Systems 26,02 Mrd. England – Very British in den Krieg?
Nach dem 5 Uhr Tee ab in den Krieg? Als Nächstes begegnet uns ein europäischer Konzern auf der Liste der Kriegsprofiteure. Der britische Rüstungskonzern BAE Systems hat durch die Eurofighter ebenfalls Österreich Bezug. Der Konzern hat führende Positionen in den Märkten der USA, Großbritannien, Saudi-Arabien und Australien.
„Sowie etablierte Positionen in einer Reihe anderer internationaler Märkte“, wie das Unternehmen selbst auf ihrer Website angeben. Warum diese aber nicht genauer genannt angegeben werden, ist nicht näher bekannt. Als eines der größten globalen Rüstungskonzerne ist BAE Systems auch einer der größten Profiteure von Krieg und bewaffneten Auseinandersetzungen.
Platz 5: General Dynamics 26,39 Mrd. USA – America, fuck Yeah!
Der erste Kandidat der amerikanischen Rüstungskonzerne, welche die ersten 5 Plätze unserer Liste dominieren. General Dynamics ist ein globales Luftfahrt- und Verteidigungsunternehmen. Der Konzern ist in vier Geschäftsbereiche gegliedert: Luft- und Raumfahrt, marine Systeme, Kampfsysteme und Technologien. Um vom Kerngeschäft abzulenken, zeigt man sich in den sozialen Medien zugänglich und harmlos, inklusive Memes.
General Dynamics ist in den Bereichen Geschäftsflugzeuge, Land- und Amphibienkampfsysteme, Bewaffnung und Munition, Schiffbau und Marinesysteme sowie missionskritische Informationssysteme und Technologie tätig. Eines seiner Tochterunternehmen, General Dynamics Electric Boat, hat für die US-Marine Atom-U-Boote vom Typ „Ohio“ gebaut, die mit Trident-Raketen, also Interkontinentalraketen ausgestattet sind. Laut der Webseite von General Dynamics Electric Boat sind diese U-Boote „die mächtigsten Schiffe, die je zu Wasser gelassen wurden“ , was sich auf ihre atomare Sprengkraft bezieht. Das Geschäft mit dem Krieg scheint also auch zu See gut zu laufen. Das bestätigt auch der konstante Anstieg der General Dynamica Aktie in den letzten Jahren.
Platz 4: Northrop Grumman 29.39 Mrd. USA – Tarnkappenbomber B-21 Raider
Könnt ihr euch noch an den Tarnkappenbomber von der Einleitung erinnern? Northrop Grumman ist der Rüstungskonzern, der hinter dieser neuen Kreation des Todes steckt. Die neue Maschine für den Krieg ist das erste Bomber-Modell der Air Force seit Langem. Dank neuester Technologie ist der Tarnkappenbomber B-21 für gegnerische Radare noch schwieriger auszumachen und kann theoretisch autonom eingesetzt werden.
Eine gruslige Tatsache. Denn wie Northrop Grumman, produzieren andere Rüstungskonzerne für den Krieg 2.0 immer mehr automatisiere tödliche Waffensysteme. Also Maschinen, die selbstständig töten können. Eine zusätzliche grausame Facette, welche uns beim Krieg wohl nach und nach immer öfter begegnen wird. Als ob das Schrecken ohne Roboter nicht schon schlimm genug wäre.
Wenn man die statistische Umsatzentwicklung von Northrop Grumman von 2007 – 2021 betrachtet, kann man ein stetiges Wachstum feststellen. Der Tarnkappenbomber sollte den kleinen Kurseinbruch von 2021 in Zukunft üppig ausgleichen können. Ein Profit erwirtschaftet durch Produkte, die für das Auslöschen von Menschenleben im großen Stil hergestellt wurden.
Platz 3: Boeing 33,42 Mrd. USA – neben zivile Luftfahrt auch Produktion für den Krieg
Bei Boeing denkt erst mal an zivile Flugzeuge, die majestätisch über den Wolken gleiten. Was auch stimmt, aber daneben ist Boeing einer der erfolgreichsten Rüstungskonzerne der Welt. Bei Luft- und Raumfahrttechnik war Boeing 2020 gemessen am Umsatz der zweitgrößte Produzent. Und seitdem ist es rosig weitergegangen.
Das Unternehmen ist der dritte amerikanische Rüstungskonzern auf unserer Liste. Zu den Produkten des Konzerns zählen zivile und militärische Flugzeuge für den Einsatz im Krieg, Hubschrauber, Raumschiffe und Satelliten sowie Trägerraketen und Raketenwaffen. Gemeinsam mit dem europäischen Airbus bildet Boeing das weltweit größte und bekannteste Duopol für Großraumflugzeuge. Also eine Art Megakonzern.
Platz 2: Raytheon Technologies 41,85 Mrd. USA – milliardenschwere Aufträge durch den Krieg
An der Spitze wird die Luft dünner. Zwischen Platz 3 und 2 auf der Liste haben wir einen Umsatzsprung von 8,43 Mrd.. Raytheon Technologies ist ein multinationaler Mischkonzern, der in Waltham, Massachusetts ansässig ist. Der Konzern entwickelt und produziert Technologie für den Bereich Verteidigung, Luft- und Raumfahrt.
Zum Sortiment zählen Flugzeugtriebwerke, Cybertechnologie, Raketen, Luftverteidigungssysteme und Drohnen. Raytheon Technologies bezieht einen großen Teil seiner Einnahmen aus Regierungsaufträgen. Es entstand 2020 aus der Fusion von Raytheon und United Technologies. Dabei entstand der Name Raytheon Technologies. Der der Hauptsitz wurde von Hartford nach Waltham verlegt. Die Fusion hat zu einem der größten Unternehmen für Luft- und Raumfahrt weltweit geführt.
Platz 1: Lockheed Martin Corporation 60,43 Mrd. – größter Rüstungskonzern mit enormen Umsätzen
Die Lockheed Martin Corporation ist ein amerikanischer Konzern, der hauptsächlich im Bereich Rüstung und Technologie tätig ist, insbesondere in der militärischen und zivilen Luftfahrt sowie in der Raumfahrt. Im Jahr 2021 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 67 Milliarden US-Dollar, von dem etwa 71 % durch Käufe der US-Regierung erzielt wurden.
Lockheed Martin versuchte 2020 sich Zugriff auf Rohstoffe in der Tiefsee für die Entwicklungsländer Lizenzen haben zu verschaffen. Es gibt im Moment aber noch keine internationalen Regeln für den Tiefseebergbau. Die Ökosysteme am Tiefseeboden sind aber sehr empfindlich. Eingriffe in diese sind kaum rückgängig zu machen und die Auswirkungen würden noch viele Tausend Jahre spürbar sein. Ein Überblick über die Unternehmensbilanz zeigt wie lukrativ das Geschäft mit dem Krieg ist.
Titelbild © Shutterstock
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