Knapp 90% der ÖsterreicherInnen ab 14 Jahren nutzen das Internet. 93% der NutzerInnen kommen ausschließlich über Suchmaschinen auf gewünschte Informationen. Durchschnittlich verbringen Menschen zweieinhalb Stunden täglich an ihren Handys. Alle zwölf Minuten wird zu den Smartphones gegriffen und entsperrt werden die Geräte rund 80 Mal am Tag. Klingt doch, als hätten wir alles im Griff!
Momentane Wirklichkeit mit Chancen und Risiken
Es ist nahezu unmöglich der digitalen Welt vollständig den Rücken zu kehren. Ein Alltag ohne unsere Smartphones, Laptops oder unseren Internetzugang wäre für die meisten unvorstellbar und unaushaltbar. Warum sollte man auch radikal auf all die bereichernden Aspekte der „Mediengesellschaft“ verzichten?
Etliche Informationen auf Knopfdruck, Freundschaften und überhaupt Beziehungen über riesige Distanzen, Konservierung von Informationen, rasche Kommunikation, Homeoffice als Arbeitsform, Apps für „weiß ich was alles“, welche die Komplexität bei alltäglichen Aufgaben reduzieren, uvm.
Man könnte doch aber genauso einen pessimistischen Blick auf den Wandlungsprozess werfen. Statt einfacher Informationsbeschaffung, eine überfordernde Informationsüberflutung, statt der Möglichkeit einer Fernbeziehung, ein mit Druck verbundenes Gefühl ständiger Verfügbarkeit, statt der praktischen Informationskonservierung, Sorgen um Datenmissbrauch und Verlust der Anonymität.
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Digitale Demenz und ihr Antidot: Digital Detox
Neben der Inanspruchnahme unserer Zeit legt die digitale Durchdringung der Gesellschaft möglicherweise weitere, diskussionswürdige Folgen an den Tag – Stichwort digitale Demenz. Der Begriff ist erstmals 2012 erschienen und steht bis heute zur Debatte. Hirnforscher und Medienpsychologen sprechen dabei von einer veränderten Gehirnstruktur durch die vermehrte Nutzung des Internets.
Dabei sollen kognitive Fertigkeiten wie das Denkvermögen, die Aufmerksamkeit, die Kapazität des Gedächtnisses, aber auch soziale Kompetenzen nach und nach verfallen. Opponenten leugnen nicht die Veränderung der Gehirnstrukturen durch die exzessive Nutzung digitaler Medien. Vielmehr lenken sie den Fokus darauf, dass es sich um subtile und unschädliche Veränderungen handelt, wie sie im Gehirn eines leidenschaftlichen Berufsmusikers auch vorkommen.
Gleichgültig was auf wissenschaftlicher Ebene im Bereich der Medizin, der Medien, oder der Psychologie diskutiert wird, können wir nicht anders, als die unkontrollierte Nutzung digitaler Medien in der heutigen Gesellschaft als ein Faktum zu betiteln. Schlussendlich geht es doch darum, die Vorteile der digitalen Welt auszuschöpfen, den Konsum auf stressfreiem Level zu halten, Medien zu genießen und konstruktiv zu nutzen.
Als „Hilfestellung“ gibt es den Trend des Digital Detox. Der Begriff wurde bereits in einigen englischsprachigen Wörterbüchern aufgenommen und die Methode von mehreren Menschen ausgetestet. Digital Detox beschreibt den für eine bestimmte Zeitspanne vollständigen Verzicht auf digitale Geräte und Medien. Der Entzug geschieht bewusst und das Ziel ist die Reduktion von Stress und Angstzuständen, das Eliminieren von Multitasking, die Zuwendung zum „realen Leben“ und zu „offline-Interaktionen“, sowie zur Natur. Klingt eigentlich ziemlich vielversprechend.
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Der Jojo-Effekt des Digital Detox
Es mag sein, dass das Gefühl während der Detox-Phase genau das herbeigesehnte ist. Es klingt nicht abwegig, dass während der sieben oder zehn Tage Entschlackungskur neue Erkenntnisse über das Nutzungsverhalten, oder weitere persönliche Einsichten gewonnen werden.
Doch was geschieht nachdem der „Urlaub“ vorbei ist? Wie lang hält dieses Gefühl an? Was geschieht, wenn das Smartphone wieder in der Hand liegt und alle fünf Minuten eine Benachrichtigung oder ein Mail ankommt? Gehen Menschen reflektierter und bewusster damit um, oder verfallen sie in die altgewohnte Nutzungsroutine? Denken wir doch ein wenig Nachhaltiger. Wieso von 100 auf Null, um dann wieder von Null auf 100 zu springen?
Medienkompetenz und digitale Kompetenz statt Digital Detox
Es wäre reduktionistisch die Methode des Digital Detox auszuschließen. Letztendlich wird es einen guten Grund für den Trend geben und die Kur gibt es in extremeren, sowie auch in lighten Versionen. Es lohnt sich womöglich trotzdem, einen dritten Weg gegen die zwanghafte Nutzung in Betracht zu ziehen und präventiv dagegen zu wirken.
Der Weg der Medien- und digitalen Kompetenz. Wissen in Form von Strategien und Verhaltensweisen, wie man sich im digitalen Umfeld am klügsten bewegt. Wissen, welche Informationen persönlich gefiltert werden müssen, um Stress zu reduzieren. Wissen, kritisch und emotional distanziert (digitale) Medien zu nutzen. Wissen, auf Basis eigener Bedürfnisse zu konsumieren und Wissen, wann endlich genug ist!
Einfach ist es sicher nicht. Die Gesellschaft befindet sich im stetigen Wandel, weshalb konstant neues Wissen angeeignet werden muss. Mit Sicherheit wäre es aber ein Fortschritt den Versuch zu unternehmen, sich in der digitalen Welt selbstbewusster zu bewegen und das auf individuelle Bedürfnisse angepasste Wissen auf den Alltag, statt nur auf eine festgelegte Zeitspanne umzusetzen.
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Wie sagt man so schön? Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck!
Klar, auf der oberflächlichsten Plattform des Jahrhunderts muss man sich schon in den ersten Sekunden von der Masse abheben können, um dem richtigen ersten Eindruck eines Treffens überhaupt näher zu kommen.
Ich benutze Tinder ja ab und an ganz gerne, offiziell habe ich mich für den heutigen Beitrag aber einem wahren "Swipe-Marathon“ unterzogen. Nach gefühlt tausend gelesenen Informationen, Beschreibungen und Emojis der „Single Sahnehäubchen" der Stadt, konnte ich Tendenzen zu verschiedenen Typen erkennen.
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