Noch immer sind solche Praktiken traurige Realität. Vielen ist gar nicht bewusst, wie radikal mancherorts noch gegen Homosexualität vorgegangen wird. Es gibt Länder, in denen sich die Lage für die Betroffenen noch weiter verschlechtert.
HEILUNG IN RUSSLAND
In Russland gibt es Heilpraktiker und Magier, die sich darauf spezialisiert haben, Homosexualität zu heilen. Man könnte hier von einem boomenden Geschäft sprechen, das den Heilern ein sehr gutes Einkommen sichert. Die Preise für die Behandlungen und die Medizin – in den meisten Fällen bestimmte Kräuter – sind astronomisch.
Offiziell wird Homosexualität in Russland nicht mehr als psychische Störung bezeichnet, doch Homophobie ist noch immer sehr stark im System verankert.
Der russische Psychotherapeut Yan Goland behauptet, er hätte mithilfe einer Methode, die in der Sowjetunion entwickelt wurde, 78 homosexuelle und acht transsexuelle Menschen geheilt. Die Behandlung dauert zwischen acht und achtzehn Monaten, bei Transsexuellen noch länger. Golands Behandlung besteht aus drei Phasen:
Phase 1: Zuerst geht es um das Auslöschen der Anziehung zum gleichen Geschlecht. Die Hypnosesitzungen können bis zu acht Stunden am Stück dauern. Weiters wird eine Mischung aus Psychoanalyse und Identitätstherapie angewandt, um Einfluss auf das Unterbewusstsein zu erlangen.
Phase 2: Anziehung zum anderen Geschlecht schaffen. Hier werden homosexuelle Männer dazu gezwungen, Frauen in ihrem Umfeld zu sexualisieren und zu objektivieren. In Goland`s Worten: „I tell them: When you leave the session, walk down the street and take a look at all the young woman you see, take an interest in their figures and select the best.“ (Anm. d. Red.: Ich sage ihnen: „Wenn ihr die Sitzungen verlässt, geht eine Straße entlang und schaut alle jungen Frauen an, die euch begegnen, seid interessiert an ihren Figuren und sucht euch die beste aus.“
Phase 3: Beinhaltet Sex mit dem anderen Geschlecht.
Der zypriotische Priester Neofitos Masuras stellte folgende These auf: Frauen, welche während ihrer Schwangerschaft Analsex haben, übertragen ihre Lustgefühle in dem Moment auf das ungeborene Kind, was dazu führt, dass es homosexuell wird.
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DIE SITUATION IN ÖSTERREICH:
Das Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen besagt folgendes: Die österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik hat sich geschlossen gegen diese Praktiken ausgesprochen.
„Medizinische und andere Interventionen, die darauf gerichtet sind, die sexuelle Orientierung oder die selbst empfundene geschlechtliche Identität einer Person gezielt zu verändern oder zu unterdrücken (sogenannte Konversionstherapien) und das Werben hierfür sollen künftig verboten werden – das ist Ziel des Entwurfs eines „Gesetzes zum Schutz vor Konversionsbehandlungen. Verstöße sollen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einem hohen Bußgeld geahndet werden.“
„Homosexualität ist keine Krankheit. Daher ist schon der Begriff Therapie irreführend. Wir wollen sogenannte Konversionstherapien soweit wie möglich verbieten. Wo sie durchgeführt werden, entsteht oft schweres körperliches und seelisches Leid. Diese angebliche Therapie macht krank und nicht gesund. Und ein Verbot ist auch ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen an alle, die mit ihrer Homosexualität hadern: es ist ok, so wie du bist.“ – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
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VERHEERENDE FOLGEN:
Doch nicht nur Russland ist betroffen. Selbsternannte Heiler bieten weltweit Therapien an, die Homosexualität in asexuelles oder heterosexuelles Verhalten umwandeln sollen. Denn sie sehen Homosexualität als eine sexuelle Entwicklungsstörung, die durch Interventionen korrigiert werden muss.
Für Österreich sind keine Zahlen bekannt, aber laut der Magnus- Hirschfeld- Stiftung muss man in Deutschland jährlich von tausenden Fällen solcher Heilungstherapien ausgehen. Von Familien-Interventionen bis hin zum Exorzismus ist alles dabei. Oftmals werden diese Praktiken auch in religiösen Gemeinden durchgeführt. Diese Therapien können zu vielen psychischen Problemen führen, wie zum Beispiel: Depressionen, Angststörungen, selbst verletzendem Verhalten und Suizidalität.
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