Die Impfbereitschaft der ÖsterreicherInnen steigt weiter an. Die einzig mögliche Lösung der Corona-Probleme scheint auf ihrer Zielgeraden immer mehr Menschen auf ihre Seite zu bringen. Aber auch wenn die Impfung sinnvoll ist, könnte sie sich, wenn weltweit nicht alle in ihren „Genuss“ kommen, durchaus als Schuss ins Knie entpuppen – mit dem so nicht viele rechnen. Eine Art Rebound-Effekt durch Mutationen aus einem nicht flächendeckend geimpften Land könnte so die Impfung unterwandern.
Seit dem Start der Corona-Impfung in Österreich ist die dafür vielleicht ganz hilfreiche Impfbereitschaft der Bevölkerung wieder gestiegen. Dies veranschaulicht die neueste Gallup-Umfrage. Laut dieser liegt die Willigkeit der Bevölkerung mittlerweile bei 61 Prozent. Besonders eklatante Zuwächse gab es bei Frauen, bei Menschen über 50 und bei den höher Gebildeten. Was durchaus verwundert, hätte man ja annehmen können, dass just bei dieser Gruppierung die Bereitschaft ohnehin schon hoch ist.
Dennoch verdeutlicht diese Erhebung einen statistisch starken Zuwachs im Vergleich zu den schlappen Zahlen der Umfrage Anfang Dezember. Noch mehr Licht am Ende des Impftunnels: Auch der Anteil der „Verharmloser“ sinkt seit Oktober kontinuierlich. Eine Tatsache. Auch wenn man aufgrund der Berichterstattungen über Quedenker-Demos usw. etwas anderes vermuten könnte. Aber Fakt ist: die Impfbereitschaft steigt.
Doch auch wenn wir davon ausgehen, dass alle Österreicher und Österreicherinnen bald geimpft sind, so ist das natürlich ganz nett und gesund. Aber eben nur für Österreich und all jene Länder, die sich diese Luxus Impfung leisten können. Aber was ist mit den Ländern, den Impf-Losern, die sich diese eben nicht leisten konnten?
Die größte unabhängige Organisation für medizinische Nothilfe Ärzte ohne Grenzen warnt und kritisiert schon länger genau diese Form der Impfverteilung. Man könnte auch sagen: Impf-Liberalismus. Die internationale medizinische Hilfsorganisation fordert eindringlich, dass die neuen Corona-Impfstoffe allen Menschen zur Verfügung stehen sollten und nicht nur den Menschen in reicheren Ländern.
Überzeugte Systemfreunde könnten jetzt natürlich sagen: So what!? Juckt uns ja nicht, wenn die Ärmsis dort nicht genug Cash zusammenkratzen können, um sich das Zeug zu gönnen. Ein Ansatz, mit dem man sonst gut durchs Leben kommt, so scheint es. Doch gerade in Bezug auf eine Pandemie ist diese Denkrichtung wohl eine Abzweigung Richtung Sackgasse. Warum? „Eine Pandemie ist erst dann beendet, wenn sie überall auf der Welt beendet ist“, betont Marcus Bachmann, humanitärer Berater von Ärzte ohne Grenzen.
Durch diese Ungleichheit in der Impfverteilung könnte die Pandemie nämlich unnötigerweise verlängert werden. Und wieder wären die Ärmsten schuld daran. Mit ihrem unzureichenden Zugang zu ärztlicher Versorgung und Impfstoffen. Und die damit einhergehende Ungleichheit bezüglich der Besorgung des Impfstoffs, mit dem eine marktwirtschaftliche Logik der Nachfrage und des Angebots einhergeht. Was geradezu irrsinnig ist.
Reiche Industrienationen kaufen einen Großteil der Impfstoff-Vorräte auf. Und sichern sich auch gleich prompt die Mengen, die zukünftig noch nachproduziert werden sollen und noch nicht einmal auf dem Markt sind. Cash rules everything around me – C.R.E.A.M. Dabei ist es sogar bewiesen, dass der Coronavirus gerade in den armen Ländern verheerendes anrichtet.
Und auch wenn die WHO (Weltgesundheitsorganisation) die Initiative COVAX zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ins Leben gerufen hat, so ist diese nur auf dem Papier von theoretischer Solidarität gekennzeichnet. Aber praktisch gesehen haben die reichen Industrienationen den Markt an verfügbaren Impfstoffen leergekauft. Fazit: Es mangelt an globaler Solidarität. Aber klar. Jeder ist sich selbst der Nächste. Vor allem in schweren Zeiten.
Doch ist diese Ego-Attitüde ein Fehler, denn es wäre fatal die Corona-Impfstoffe nicht weltweit zum Einsatz zu bringen. Und fatal nicht einmal im Sinne der Menschlichkeit, Moral und Ethik – Themen die ohnehin schon lange keinen mehr interessieren. Eine nicht Welt-Flächendeckende Bekämpfung könnte die Zeit der Pandemie an sich verlängern. Sogar um viele Jahre. Und sollte Corona in einigen der ärmeren Länder überdauern, hätten auch die reichen Industrienationen erneut das Problem der Rückläufe von COVID-19. Vor allem neuartige Mutationen drohen zu entstehen, welche schon in ein bis zwei Jahren den Impfschutz unterwandern könnten, was im schlimmsten Fall sogar eine neue Epidemie in Gang setzen könnte.
Folgerichtig fordern Ärzte ohne Grenzen, abseits der allzeit beschworenen Solidarität, die Aussetzung der Rechte zum Schutz des geistigen Eigentums (aka Patente). Nur so können breitenwirksam und global günstige Impfstoffe zur Verfügung gestellt werden. Macht Sinn. Impfstoffe, gefördert von Milliarden an Steuergeldern, sollten vor allem den Menschen zu Verfügung stehen und nicht unter der Maxime der Gewinnmaximierung von einigen wenigen Big Playern der Pharmaindustrie missbraucht werden.
Fazit: Egoistische Ansätze können nicht erfolgreich sein im Kampf gegen einen Virus, der vor niemanden halt macht. Es gilt einmal mehr, global zu denken und auch genauso global zu handeln, um langfristig die beste Lösung zu erzielen. Und vor allem gilt es vielleicht, wie so oft, sich auf die Vergangenheit zu beziehen, in der es mit der Polio-Impfung, den Insulin-Spritzen und dem Auto-Sicherheitsgurt durchaus lukrative Erfindungen gab, bei denen jedoch zum Wohle der Menschheit auf Profite verzichtet wurde. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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Durch die Gesellschaft geht zum Teil ein Raunen. „Warum soll ich daheim bleiben, ich bin ja gar nicht krank!?“ – so oder ähnlich lauten die unsensiblen Aussagen teilweise, die ich auf sozialen Medien und bei unreflektierten Menschen wahrnehme. Wichtiger erscheint es diesem Personenkreis, sich stattdessen weiter auf Instagram in Szene zu setzen, auf jede erdenkliche Weise ihren vermeintlichen Mut zur Schau zu stellen und die Gefahr zu verharmlosen, die vom Virus ausgeht. Aber dazu habe ich nur eines zu sagen:
Am Beispiel der Lombardei und dem Interview mit Dr. Luigi Gelmi sehen wir, in Österreich wäre Demut mehr als angebracht. Wir sollten nicht so viele Gedanken daran verschwenden, dass wir womöglich einen Frühling, gar einen Sommer oder im schlimmsten Fall ein Jahr verloren haben. Denn durch die Vorsicht, die wir als Kollektiv momentan großteils an den Tag legen, verhindern wir, dass es für manche – genauer die Risikogruppe - nicht vielleicht gar ihr letztes Jahr war und es so endet, wie in anderen Teilen dieser Erde.
Neben der Debatte um die Auflösung der Demonstration und deren Zuständigkeit veröffentlichte nun das Netzwerk freier FotojournalistInnen Presseservice Wien ein […]