Paket auspacken, Laptop anmachen, Rückerstattung beantragen, Geld und Produkt behalten. Die Refund-Masche scheint einfacher denn je. Die Scham sinkt durch die einfachen Rückgabebedingungen, die online ohne menschlichen Kontakt erfolgen. Was sind die Folgen davon und was kann man tun, wenn man selbst Opfer von Online-Betrug wurde? Das und mehr wird im Folgenden beleuchtet.
Wie funktioniert die Refund-Masche?
Bei diesem Vergehen handelt es sich um eine spezifische Form des Betrugs im E-Commerce Sektor. Die Fälle sind seit Jahren stetig hoch.
Um den Fall dieser Betrugsform verständlicher zu machen, wird ein Beispiel herangezogen.
Max bestellt das neueste iPhone über Amazon. Kurz darauf beantragt er beim Händler eine Rückerstattung, die ihm gewährt wird. Wenn sein iPhone ankommt, gibt er auf der Internetseite an, dass der Artikel gar nicht angekommen ist oder schickt etwas anderes, gleich schweres, per Post zurück. Max behält das iPhone und bekommt das Geld für den Artikel vom Händler zurück. Max hat gerade Online-Betrug begangen. Sei nicht wie Max.
Du denkst, das klingt super easy und das könntest du auch? Das stimmt vielleicht, aber dahinter steckt ein komplexeres System, als man vermutlich anfangs denkt.
Verschiedene Arten der Refund-Masche
- Artikel wird ausgetauscht: Max sendet anstatt des iPhones einen Sack Sand zurück, der genauso schwer ist, wie das iPhone. Beim Händler gibt er an, er habe das Original zurückgeschickt.
- Artikel wird absichtlich beschädigt: Max erhält das iPhone und macht es daraufhin absichtlich kaputt, in dem er es beispielsweise auf den Boden schmeißt, wodurch der Bildschirm zerspringt. Im Anschluss gibt Max beim Händler an, dass das Produkt bereits beschädigt geliefert wurde.
- Artikel ist „nie angekommen“: Max erhält sein iPhone mit der Lieferung und gibt beim Händler an, der Artikel wurde nie zugestellt. Er beantragt Rückerstattung oder fordert einen Ersatz.
- Rückerstattung durch Händler und Kreditunternehmen: Max hat bereits eine Rückerstattung von Amazon bekommen, fordert diese jedoch ebenfalls noch einmal durch beispielsweise Paypal an und erhält so die doppelte Summe.
Warum bedienen sich so viele Betrüger*innen der Refund-Masche?
Große E-Commerce Plattformen wie Amazon, Zalando und ähnliche sind sehr kundenfreundlich orientiert. Eine Rückerstattung erfolgt meist rasch, problemlos und ist mit ein paar Klicks erledigt. Zudem wird kaum bis nie persönlich nachgefragt, warum eine Rückerstattung erfolgt.
Bei den automatisierten Antwortmöglichkeiten besteht kein menschlicher Kontakt und so sinkt die Scham, diese Kundenfreundlichkeit schamlos auszunutzen. Dies bietet unzähligen Betrüger*innen eine Bühne.
Die Auswirkungen der Refund-Masche
Für viele Menschen scheint es ein Verbrechen zu sein, bei dem sie scheinbar niemandem wehtun. Sie nehmen den Großkonzernen etwas weg, denen es nicht „weh tut“.
Ganz so einfach ist das aber nicht! Denn die Leittragenden sind im weiteren Sinn nämlich die aufrichtigen Kund*innen. Die Folgen belaufen sich direkt und direkt auf folgendes:
- Rückerstattungen dauern länger: Durch vermehrt aufkommende Betrugsfälle könnten die Händler*innen veranlassen, die Rücksendungen genauer zu überprüfen. Infolgedessen müssen (auch loyale) Konsument*innen länger auf ihre Rückerstattung warten.
- Regeln für Rückgaben werden verschärft: Die Refundbetrügereien vermehren sich, so müssen Händler*innen ihre Rückgaberichtlinien verschärfen. Aus diesem Grund könnten für die Rücksendungen Gebühren anfallen oder die Dauer der Rückgabefrist sinken.
- Preise steigen: Die Konzerne müssen die Einbußen durch die Betrüge ausgleichen und erhöhen somit ihre Preise. Loyale Kund*innen müssen also mehr bezahlen, um die Betrügereien auszugleichen.
- Accounts werden gesperrt: Wenn Kund*innen vermehrt Rücksendungen vornehmen, könnte dies zur Folge haben, dass auch Konten von ehrliche Kund*innen gesperrt werden, um Betrug zu verhindern.
Online-Betrug im lokalen Handlungssektor
Auch auf Plattformen wie Vinted (früher Kleiderkreisel), Ebay Kleinanzeigen oder Willhaben findet E-Commerce Betrug statt, nur auf andere Weisen. Diese Plattformen sind grundsätzlich für den lokalen Handel unter Privatpersonen gedacht.
Beim persönlichen Verkauf wird dann mit Falschgeld bezahlt, welches auf den ersten Blick nicht als unecht erkennbar ist.
Falschüberweisungen
Beim Online-Betrug wird auch oft auf gefälschte Überweisungen gesetzt. So bittet der/die Betrüger*in den Käufer zum Beispiel, einem Link zu seiner Bank zu folgen, die ident zu der echten aussieht. Dabei wird der Käufer aufgefordert, seine Bankdaten anzugeben, wobei er in Folge um sein Geld betrogen wird. In den meisten Fällen werden dann nicht nur der angegebene Betrag, sondern viel höhere Summen abgebucht.
Geld kommt nie an
Anders kann es auch passieren, dass dem oder der Käufer*in sagt wird, das Geld sei bereits unterwegs und gebeten wird, das Paket schon zu versenden. Das Geld kommt dann aber nie an und der Account des Betrügenden wird gelöscht.
Betrug wird immer professioneller
Die E-Commerce Betrüger*innen feilen immer wieder an der Professionalität ihres Betrugs, was es immer schwieriger für ehrliche User*innen macht, einen Betrug zu erkennen. Den Betrug können zudem sowohl Käufer*in, als auch Verkäufer*in treffen.
Wie kann man sich davor schützen?
- Vor dem Kauf ist es immer gut, den Anbieter abzuchecken. Auf Websites ist ein Impressum sehr wichtig und wenn du privat etwas kaufst, solltest du das Profil des Verkäufers nochmals genauer unter die Lupe nehmen und beispielsweise Bewertungen durchlesen.
- Verwende ausschließlich die gängigen und sicheren Zahlungsmethoden wie die deiner Bank, PayPal oder Klarna. Diese können dir im Fall der Fälle auch dabei helfen, dein Geld vielleicht wieder zurückzubekommen, wenn du betrogen wurdest.
- Solltest du persönliche beziehungsweise vertrauliche Daten auf einer Website eingeben müssen, solltest du das nur auf verschlüsselten Seiten tun. Diese sind durch https/SLL erkennbar.
Was kann man tun, wenn man betrogen wurde?
Solltest du Opfer von Online-Betrug geworden sein, gibt es ein paar Stellen, die sich diesem Vergehen annehmen. E-Commerce Betrug findet tagtäglich statt, weshalb du nicht davor zurückscheuen solltest, dir professionelle Hilfe zu holen.
In erster Linie ist der Weg zur Polizei auf alle Fälle ratsam, zudem können das Bundeskriminalamt sowie Verbraucherschutzorganisationen bei weiteren Schritten behilflich sein.
Um besser vorbereitet zu sein, schau doch einfach bei unserem Artikel über Online-Betrugs-Maschen vorbei.
Bilder © Shutterstock
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