Die Südafrika-Mutation (B.1.351) sorgt in Tirol aktuell für ordentlich Unruhe. Seitens der Bundesregierung kommt es in der Maßnahmensetzung mit Sonntag zu einer Entscheidung. Die Tiroler Landesregierung weist eine mögliche Isolation entschieden zurück. Was feststeht: Erneut fällt Tirol nicht nur österreichweit sondern in ganz Europa negativ auf. Von ungünstigen Aussagen, über eine wiederkehrende Farce, bis hin zur Frage: wie sehe die Sache aus, wenn Tirol Wien wäre?
„Eine Isolation Tirols hilft uns in Tirol nichts, derzeit, muss man ehrlich sagen, die täte andere vor Tirol schützen, aber nützt uns ja nix. Wir müssen ja schauen, wie verbreitet sich die Mutation in Tirol nicht weiter. Da brauchen wir Maßnahmen.“, wie es Gebhard Mair, Klubobmann der Grünen in Tirol, im Interview mit dem ORF festhält. Demgegenüber stehen ein zweites Ischgl und zu späte Reaktion erneut im Raum. Dass Tirol beim Testen weit vorne mit dabei ist, macht hier reichlich wenig zur Sache. Denn: Tests allein verhindern noch keine Ausbreitung.
Ist das etwa nicht Grund genug? Oder halten wir es wie bei Ischgl und werden wieder zum europäischen Superspreaderland? Damit wir 1 mal die Besten sind.
Ausschnit ZiB2, 04.02. @ORF#tirol #zib2 #COVID19 pic.twitter.com/KxoIpozdJG— Fabian Petschnig (@FabiDoe) February 5, 2021
Durch die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit bewirken die Tests auch nicht mehr als temporäre Sicherheit darüber, wie die Infektionszahlen bei den Getesteten aussehen. Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck sieht das ähnlich und warnt vor einer Ausbreitung der Variante. Dies vor allem deshalb, weil es eine schwächere Impfwirkung für die Mutation B.1.351 gäbe und es daher möglich ist, sich zu „reinfizieren“.
Tirol sieht das natürlich anders
„Die einhellige Meinung war: Finger weg von Tirol. Das kann man aus meiner Sicht der Wiener Regierung einmal ausrichten“, sagt der FPÖ Klubobmann Markus Abwerzger gegenüber dem ORF in Bezug auf die Frage nach einem ausgeweiteten Lockdown. Auch im Falle Ischgl erinnert man sich an solch eine Haltung inklusive Uneinsichtigkeit danach – das unantastbare Tirol.
Die Experten vertreten zumindest zweierlei Lager. Dr. Ralf Herwig, Chef der HG Pharma, sagte gegenüber der APA, die Kurve der Südafrika Fälle sei rückläufig. Immerhin ist sein Labor jenes, dass den Großteil der Tiroler PCR-Proben auswertet. Doch, wie bereits im Fall Ischgl können sich Infektionen auch abseits des Sichtbaren ausbreiten. Vorsicht ist bekanntlich besser als Nachsicht, denn mit Sicherheit kann niemand vorhersagen, wohin die Reise dieses Mal geht.
Zudem kommt da ein kurzer Gedanke – ein Labor profitiert weit mehr von Testungen als von einem ausgeweiteten Lockdown, aber von Profitbestrebungen gehen wir mal lieber nicht aus.
Schnelle Reaktion oder erneut nur Politikum?
Die Lockerungen stehen bereits für Gesamtösterreich seitens vieler Expert*innen in Kritik – es sei anlässlich der aktuellen Zahlen noch zu früh. Umso mehr bekommt die Tiroler Farce einen noch bittereren Beigeschmack.
Auch ausländische Medien stehen der Tiroler Politik verständlicherweise äußerst kritisch gegenüber, zumal bereits das Corona-Cluster der „Skilehrer“ nicht nur hierzulande für einigen Unmut sorgte. Laut Süddeutscher Zeitung seien auch deutsche Zweitwohnungsbesitzer trotz in Deutschland geltender Beschränkungen nach Tirol gereist. Verständlich die Sorge also, dass sich das Virus erneut von Tirol aus verbreitet.
Wiens Corona-Ampel schaltet auf "Orange". Und in Tirol stellt sich die Regierung gegen jene Virologin, die wegen der Südafrika-Mutation das Bundesland unter Quarantäne gestellt wissen will. Wie wäre jetzt im Land der Teufel los, wenn Wien schwarz und Tirol rot regiert wäre.
— Florian Klenk (@florianklenk) February 4, 2021
Spekulationen um die Schließung Tirols führen klar zur Verlagerung der Debatte in eine falsche Richtung. Es entsteht ein Politikum, das wieder davon ablenkt, welches Risiko besteht – nicht politisch sondern gesundheitlich.
Immerhin hat Tirol nicht erst einmal bewiesen, in seinen Handlungen inkonsequent und auch zu spät dran zu sein. Man stelle sich vor, Wien wäre der Ursprung eines neuen Clusters und das unter den Augen der aktuellen Regierung. Das Bashing gegen die Bundeshauptstadt war auch im letzten Jahr schon bei weit geringeren Problemen ein gern genutztes Mittel der Regierung.
Statt jedoch erneut auf politischer Ebene zu verschlafen und bis zum Sankt Nimmerleinstag zu warten, steht eines fest: Es besteht Handlungsbedarf, nicht erst am Sonntag.
Wie heißt die Hauptstadt von Virol?
Impfbruck
— MaskeMitHaube (@maskenberni) February 3, 2021
Titelbild Credits: Shutterstock
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