Ob die Beziehungs-Lachnummer Hollywoods Leonardo DiCaprio, mit seinen ewig gleich jungen Partnerinnen. Oder die Regisseurin Sam Taylor-Johnson, deren Mann, der Schauspieler Aaron Taylor-Johnson, 23 Jahre jünger ist als sie. Paare mit einem großen Altersunterschied sind längst keine Seltenheit mehr. Doch können größere Altersunterschiede zwischen Paaren zur Problemstelle werden?
Spielen Altersunterschiede in Beziehungen eine Rolle?
Die wohl bekannteste Partnervermittlung Parship hat sich in einer umfassenden Umfrage, gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG, mit dem Altersunterschied in Beziehungen auseinandergesetzt. Im März 2019 wurden 1.039 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren in ganz Deutschland zu dem Thema befragt, davon waren 680 in einer Partnerschaft.
Die Ergebnisse zeigten, dass für viele Deutsche das Alter ihres Partners keine große Rolle spielt: 20 Prozent der Befragten gaben an, dass sie überhaupt nicht auf das Geburtsjahr ihres Partners achten. Jedoch wünschen sich ähnlich viele Personen einen Partner im gleichen Lebensabschnitt: 18 Prozent bevorzugen einen Partner, der gleichaltrig ist.
Leonardo DiCaprio-Komplex? Männer lieben jünger und Frauen?
In Bezug auf die Partner*innenwahl sind sich die Deutschen in einer bestimmten Hinsicht jedoch geradezu klischeehaft einig: Während viele Männer tendenziell eine jüngere Partnerin bevorzugen, ziehen es viele Frauen vor, einen älteren Partner zu haben.
Für 55 Prozent der Männer ist es ideal, der Ältere in einer Beziehung zu sein. Unter ihnen präferieren 30 Prozent einen Altersunterschied von ein bis fünf Jahren, während 18 Prozent eine Partnerin bevorzugen, die sechs bis zehn Jahre jünger ist. Im Gegensatz dazu ziehen 38 Prozent der Frauen einen älteren Mann vor, während nur 22 Prozent sich einen jüngeren Partner wünschen. Für 27 Prozent der Frauen ist ein Altersunterschied von ein bis fünf Jahren ideal.
Interessanterweise können sich sowohl Männer als auch Frauen in Deutschland kaum vorstellen, einen Partner mit einem Altersunterschied von mehr als zehn Jahren zu haben. Nur zwei Prozent der Männer und ein Prozent der Frauen finden eine solche große Altersdifferenz akzeptabel, so zumindest die Parship-Untersuchung.
Das ideale Alter: eine Frage des Geschlechts
Andere Informationsquellen widersprechen dieser Selbst-Einschätzung der Deutschen jedoch. Hauptsächlich die Männer betreffend. Denn eine Umfrage der Dating-App OkCupid zufolge, scheint der ideale Altersunterschied in Beziehungen vor allem eine Frage des Geschlechts zu sein.
Im Jahr 2017 wurde unter 3.000 Singles diesbezüglich eine Umfrage durchgeführt. Ergebnis: Nutzerinnen zeigten dabei eher Interesse an Männern, die ungefähr im gleichen Alter waren wie sie selbst, während Männer Frauen im frühen Zwanziger-Alter bevorzugten. Und das unabhängig von ihrem eigenen Alter. Dieser Trend verstärkte sich dabei sogar noch mit zunehmendem Alter der Männer. Frauen hingegen suchen der Umfrage zufolge konsequent nach Partnern, die bis zu zwei Jahre älter oder jünger sind. Der Leonardo DiCaprio-Komplex: eine wissenschaftliche Tatsache?
By the way: Wie erfolgreich Beziehungen, die diesen Vorlieben entsprechen, jedoch wirklich sind, darüber gibt die Umfrage keinerlei Auskunft.
Problemfeld Altersunterschied?
Theoretisch gibt es viele Gründe, warum ein geringer Altersunterschied für eine Beziehung von Vorteil sein könnte. Zum Beispiel können ähnliche Kindheitserinnerungen, ein gemeinsamer Freundeskreis und ähnliche Hobbys und Interessen, Prägungen das Auftreten von Konflikten in einer Beziehung reduzieren.
Eine Studie der Emory University Atlanta in den USA unterstützt diese Annahmen auch. In dieser Studie wurden ebenfalls 3.000 Personen zu ihrem Beziehungsstatus befragt. Dabei stellte sich heraus, dass Paare mit einem Altersunterschied von fünf Jahren eine um 18 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit hatten, sich zu trennen. Im Vergleich zu gleichaltrigen Paaren.
Mit zunehmendem Altersunterschied steigen laut der Studie die Probleme in Beziehungen: Bei einem Altersunterschied von zehn Jahren ist die Wahrscheinlichkeit einer Trennung um 39 Prozent höher, während ein Altersunterschied von 20 Jahren mit einer Trennungswahrscheinlichkeit von 95 Prozent einhergeht.
Der ideale Unterschied?
Gemäß dieser Studie ist ein Altersunterschied von einem Jahr optimal, da bei dieser Konstellation das Trennungsrisiko lediglich bei drei Prozent liegt. Warum genau der Altersunterschied letztendlich zur Trennung führt, wird in der Studie jedoch nicht explizit beleuchtet.
Möglicherweise spielen gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Paaren mit großem Altersunterschied eine Rolle und führen gerade daher zu Spannungen. Also Probleme, die in einer wirklich offenen Gesellschaft nicht existieren dürften. In der Parship-Studie gaben 41 Prozent der Befragten sogar an, dass Vorurteile in der Familie eine Hürde bei Paaren mit größerer Altersdifferenz sind. Nach Themen wie Familienplanung (Kinderwunsch) (55 Prozent) und der Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft (42 Prozent).
Die Forscher, die an der Emory University-Studie beteiligt waren, vermuten jedoch auch, dass Menschen, die sich für eine*n Partner*in mit erheblichem Altersunterschied entscheiden, möglicherweise nicht ausreichend darüber nachdenken, welche Bedürfnisse und Erwartungen sie an eine Beziehung haben, was zu Scheitern führen könnte. Hier finden wir wiederum die gesellschaftlichen Vorurteile bestätigt.
Altersunterschied in Beziehungen: der ökonomische Faktor
Ein Bericht des Magazins „Economist“ legt weiteres nahe, dass einige Ökonomen die Ansicht vertreten, dass geringe Altersunterschiede in Beziehungen potenziell einen größeren Nutzen für die Gesellschaft haben könnten. Diese Beziehungen könnten nämlich dazu beitragen, das geschlechtsspezifische Einkommensgefälle innerhalb von Beziehungen zu verringern.
Da das Einkommen mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern steigt, könnten Frauen, die Beziehungen mit älteren Männern eingehen, möglicherweise einem subtilen Druck ausgesetzt sein, ihren Job aufzugeben, wenn ein Kinderwunsch besteht, da der Mann natürlich mehr Geld „nach Hause bringt“. Dass der Gender Pay Gap jedoch dazu führt, dass Frauen im gleichen Alter wie Männer schon weniger verdienen als diese, relativiert die Ansicht der Ökonomen natürlich.
Fazit: anders als erwartet
Die Ergebnisse all dieser Studien sind jetzt natürlich mehr als ernüchternd. Eindeutige Aussagen darüber, wie problematisch Altersunterschiede in einer Beziehung nun wirklich sind und ob sie es denn überhaupt sind, lassen sich dennoch nicht machen. Denn eine andere Studie aus dem Jahre 2020 hat nämlich 12.000 Paare analysiert und herausgefunden, dass für das Gelingen einer Partnerschaft objektive Faktoren wie Alter, Status und Interessen nicht wirklich ausschlaggebend sind.
Viel wichtiger ist es, wie die Partner*innen ihre Beziehung selbst wahrnehmen. Die Persönlichkeiten der Beteiligten, die Kommunikation zwischen den Menschen und die Fähigkeit, Probleme gemeinsam lösen zu können und auch lösen zu wollen, spielen hierbei eine viel bedeutendere Rolle.
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