Anfang der 2000er Jahre sorgte die Serie CSI Las Vegas für Furore. Die Spin-offs waren dabei nicht minder erfolgreich. Dem Remake oder Revival-Trend folgend, startet man nun mit einem Reboot. Was kann die Neuauflage CSI Las Vegas?
CSI Las Vegas: kriminelle Revolution am Bildschirm
Das Jahr 2000 war, was TV-Serien betraf, geradezu kriminell revolutionär. Bis dahin war das Krimigenre ziemlich festgefahren in seinen Strukturen und vor allem eines: überschaubar. Doch dann hatte Serienerfinder Anthony E. Zuiker – zu der Zeit noch Straßenbahnfahrer in Las Vegas – eine Idee, heute als CSI bekannt.
Keine Ahnung davon, wie man Krimis für das Fernsehen schreibt, stürzte er sich einfach ins Tun, brach so ziemlich alle Regeln, die man bis dahin kannte, und führe das CSI charakteristische visuelle Storytelling ein. Danach ging sein Pilot durch etliche Produzentenhände, bis es schließlich von Jerry Bruckheimer produziert wurde. Der Rest ist Seriengeschichte, wie man so schön sagt.
CSI Las Vegas: Liebesgrüße der Kulturindustrie
Zugegeben man kann vom CSI-Storytelling halten, was man will. Auf intellektueller Ebene ist es alles andere als eine Herausforderung. Konnte man bei Krimi-Klassikern wie Mord ist ihr Hobby, Diagnose Mord und Co noch die Mörder*innen selbst „erraten“ oder regte ein Columbo mit seinen Ermittlungen den kreativen Geist der Zusehenden an, so ist CSI ein visuelles und technophiles Spektakel, bei dem man eigentlich nur 45 Minuten lang auf ein Laborergebnis wartet. Mehr zu dieser kulturindustriellen Interpretation des CSI-Franchise liest man bitte hier: Zum aktuellen Stand des Immergleichen. Dialektik der Kulturindustrie – vom Tatort zur Matrix
Nichts destotrotz war CSI so erfolgreich, dass man diese Serienkuh noch mit zwei Spin-offs geradezu tot melken wollte. Doch waren CSI: Miami und CSI: New York auch extrem erfolgreich. Während das Original von 2000 bis 2015 ausgestrahlt wurde, brachten es die Ableger auf 10 bzw. auf 9 Staffeln.
Beachtlich auch das Timing, CSI: Miami erblickte 2002 die Serienwelt, also gerade einmal 2 Jahre nach CSI. CSI: New York folgte 2004. Mit dem Sprung auf ein erfolgreiches Konzept hat man also nicht lange gewartet. Den Ableger CSI: Cyber sollte man auch erwähnen, war aber ein Flop (2015 – 2016).
Tread lightly this Friday the 13th. Remember — the house always wins. #CSIVegas pic.twitter.com/yJJbtHuSyU
— CSI: Vegas (@CSICBS) May 13, 2022
CSI Las Vegas: Reboot
Wie es mittlerweile geradezu Sitte geworden ist, einst erfolgreiche Serien noch einmal wiederzubeleben oder besser gesagt wiederzukäuen, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch CSI auf diesen Zug aufspringt. Im Gegensatz zu anderen Formaten, wo man alles so neu macht, dass der einzige Bezugspunkt zum Original der Titel ist, siehe MacGyver, Magnum und viele mehr, so hat man bei CSI Las Vegas diesen Fehler zum Glück vermeiden können. Denn fast alle bekannten Gesichter des Originals konnten für die Neuauflage gewonnen werden. Das ist einmal ziemlich gut. Oder? Ist es das?
Aus der Versenkung
Auch werden Fäden von früher gekonnt wieder aufgenommen und schreckliche Geheimnisse gelüftet, sodass es so aussieht, als hätte Hodges (Wallace Langham), Regular im Original, auf einmal Dreck am Stecken. Hat dieser wirklich Akten versteckt, Hinweise vernichtet und Beweise gefälscht? Plötzlich steht das Ergebnis von über tausend Fällen infrage, bei denen Laborergebnisse zur Verurteilung geführt haben. Es droht eine Befreiungswelle, bei der auch zahlreiche Mörder freigesprochen werden könnten.
Um diesen Fall aufzuklären, ist es der neuen Chefin geglückt, die miteinander verheirateten Ex-Ermittler Gil Grissom (William Petersen) und Sara Sidle (Jorja Fox) aus dem Aussteigerleben zu holen, um die Ehre des Labors zu retten.
CSI Las Vegas: alt und neu und alt
So hat CSI Las Vegas erstens, ein neues Team (neu, sodass die Zusehenden dieses noch nicht kennen), zweitens aber auch das Auftauchen der Alten und Bekannten. Es ist klar, dass man versucht, mit Vertrautheit und Neuem an frühere Erfolge anzuknüpfen. Doch was ist, außer dem neuen Team, wirklich neu?
Hier muss man ganz klar sagen: nichts! CSI Las Vegas ist das, was man schon kennt, nur noch einmal intensiviert. Close-up, Zooms, Hektik, Zeitdruck und fette Mucke brillierend in bekannter Videoclip Ästhetik und ja, viele Cuts. Außer, dass sich die Schlagzahl erhöht, bleibt CSI Las Vegas seinem Vorgänger treu. Klar gibt es neue technische Spielereien und der Heldenstatus der Alten wird gefühlt in jeder Szene heraufbeschworen, doch im Grunde …
Fazit
In CSI Las Vegas ist leider nichts wirklich neu, geschweige denn innovativ. Alles ist bekannt und bedauerlicherweise geradezu fad. Wer eine zweite Revolution in der Krimi-Serienwelt erwartet hat, wird mehr als bitterlich enttäuscht werden. Wer altbekannte Gesichter sehen will und dem oder der die CSI-Geschichten vorher schon gefallen haben, ist hier willkommen und auch gut aufgehoben.
Die Frage ist eben, ob man als Zuseher*in dann wirklich erwachsen geworden ist, denn die Serie ist es enttäuschenderweise nicht. Nichts ist hier erwachsen geworden, nur wilder, hektischer, einfach nur ein Kind, dem man am Abend zu viel Süßes gegeben hat. Ansonsten ist alles dasselbe geblieben.
Titelbild © Shutterstock
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