Sexuelle Anziehung ist eine individuelle Angelegenheit. Es gibt Menschen, die ihre sexuelle Freiheit in allen Zügen genießen und ausleben. Menschen, die sich ausprobieren und Sex haben, einfach weil es ihnen Spaß macht.
Doch genauso gibt es einen Teil in unserer Gesellschaft, für den sexuelle Anziehung und Emotionen Hand in Hand gehen. Das heißt so viel wie: One Night Stands – oder in manchen Fällen auch – Küsse mit Fremden sind ein No-Go. Falls das auf dich zutrifft, stehen die Chancen hoch, dass du demisexuell bist.
Was versteht man unter Demisexualität?
Demisexualität ist eine sexuelle Orientierung. Auf dem Spektrum liegt sie irgendwo zwischen Allosexualität (jemand der sexuelle Anziehung verspüren kann, also das Gegenteil von Asexualität) und Asexualität. Demisexuelle Menschen fühlen sich oftmals erst von einer Person körperlich/sexuell angezogen, wenn sie eine emotionale Bindung zu dieser Person aufgebaut haben. Das heißt nicht, dass eine emotionale Verbindung gleich zu sexueller Anziehung führt. Sie ist jedoch die Voraussetzung für diese.
Der Begriff „Demisexualität“ sagt den meisten Menschen auch heutzutage relativ wenig. 2008 tauchte er zum ersten Mal auf der Website vom „Asexual Visibility and Education Network“ auf. 2019 sagte Brian Langevin, der Executive Director von „Asexual Outreach“, in einem Interview, dass Demisexualität eine sexuelle Orientierung sei, genauso wie Bi- oder Homosexualität.
Warum die Einführung des Begriffs „demisexuell“ so wichtig war, liegt vor allem daran, dass Sprache dabei helfen kann, eigene Erfahrungen zu beschreiben. Wenn jemand über die Bedeutung von Demisexualität stolpert oder Erfahrungsberichte zu dem Thema liest, kann es sein, dass die Person sich plötzlich auch als demisexuell identifizieren kann.
„Aber voll viele Menschen haben erst Sex, wenn sie eine emotionale Verbindung spüren!“
Diesen Satz bekommt man oft als Antwort auf den Begriff „Demisexualität“ zu hören. Zuallererst gibt es genug Leute, die gerne casual Sex haben. Zweitens geht es bei Demisexualität nicht um den Geschlechtsakt an sich. Es geht um sexuelle Anziehung und Emotionen.
Es ist ein großer Unterschied zwischen der Tatsache, dass man zwar sexuelle Erregung spürt, aber bewusst mit dem Sex wartet bis man jemanden besser kennt und dem Fakt, dass man keine sexuelle Anziehung spüren kann, wenn jegliche emotionale Nähe fehlt.
Viele Demisexuelle empfinden im Vergleich zum Rest der Bevölkerung eher selten sexuelle Anziehung. Einige zeigen wenig bis so gut wie gar kein Interesse an sexuellen Aktivitäten.
„Irgendetwas stimmt nicht mit mir…“
Demisexuelle Menschen merken relativ früh, dass „irgendetwas mit ihnen nicht stimmt“. Während Klassenkameraden und Freunde ihre ersten Erfahrungen machen, verbringen die meisten demisexuellen Kinder und Jugendlichen ihre Zeit mit Tagträumen. Viele haben dann ihren ersten Kuss, meistens, weil „es sich einfach gehört“, in einem bestimmten Alter bestimmte Erfahrungen zu machen.
Es können auch Beziehungen folgen, die aber nicht intensiv oder stabil genug sind, dass sexuelle Anziehung entstehen kann. Solche Erfahrungen sind der Grund, warum viele demisexuelle Menschen einen Komplex entwickeln, was ihre Sexualität betrifft.
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Demisexuelle und Dating im 21.Jahrhundert
Für viele demisexuelle Menschen ist die moderne Datingwelt so etwas wie ihre persönliche Hölle. Die meisten Datingapps basieren auf äußerlicher Anziehung. Die Aspekte, die für demisexuelle Menschen bedeutend sind, fallen somit in der digitalen Datingwelt weg. V
iele Demisexuelle haben keine konkrete Antwort, wenn man sie fragt auf welche äußerlichen Kriterien sie bei einem Partner achten. Ja klar, steht der eine mehr auf blond und sportlich und die andere eher auf dunkelhaarig und Bart. Doch für demisexuelle Menschen ist das wenig ausschlaggebend.
Es kann sein, dass man jemanden zwanzig Mal sieht und die Person beim 21. Mal dann plötzlich unglaublich attraktiv findet. Es kann sein, dass man zweihundert Fotos von einem Sänger sieht, die einen völlig kalt lassen, er dann in einem Interview mehr über sich Preis gibt und sich herausstellt, dass ihr vielleicht die gleichen Hobbies oder Interessen habt, und er plötzlich für dich zum „Sexiest Man Alive“ wird.
Datingapps – Die Hölle auf Erden
In vielen Fällen funktionieren Datingapps bei demisexuellen Menschen genau aus diesen Gründen nicht so gut. Denn, wenn die Attraktivität einer Person zum Großteil von ihren Charakterzügen und ihrem Wesen abhängig ist, sagen Fotos rein gar nichts aus. Ja klar, kann man nach äußerlichen Kriterien gehen und hoffen, dass die Gespräche die sich ergeben, stimulierend sind und somit eine Verbindung entstehen kann. Dennoch handelt es sich um einen teilweise sehr frustrierenden Prozess.
Weiters ist die heutige Datingwelt so schnelllebig geworden, dass kaum jemand die nötige Geduld aufbringen kann, die man als demisexueller Mensch so dringend braucht, um überhaupt eine sexuelle Anziehung empfinden zu können. Es ist eine Art Zwickmühle: Die demisexuelle Person braucht ein gewisses Level an nicht körperlicher Intimität, um sich auf den körperlichen Part einlassen zu können.
Dies wird oft falsch verstanden: Menschen fühlen sich zurückgewiesen von einem oder denken sie werden hingehalten. Oftmals wird die anfängliche Prüdigkeit der Demisexuellen als Verklemmtheit abgestempelt oder Leute sind überzeugt, dass man zu unerfahren sei.
Demisexualität und parasoziale Beziehungen
Da viele demisexuelle Menschen vor allem in jungen Jahren in der realen Welt mit ihrem Liebesleben zu kämpfen haben, sind parasoziale Beziehungen für viele ein enorm wichtiger Aspekt. Demisexuelle können sich zum Beispiel in Filmcharaktere oder die Musiktexte eines Musikers verlieben.
Durch Interviews und Werke des Künstlers entsteht die Illusion von Nähe. Meistens handelt es sich um eine romantische Anziehung, welche aber durchaus auch sexuelle Lustgefühle beinhalten kann.
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