Haferflocken gelten schon lange als Superfood und haben eigentlich den Ruf eines gesunden Sattmachers. Sie enthalten viele Ballaststoffe, Vitamine und wichtige Mineralstoffe, welche gut für die Haut und den Darm sind. Seit einiger Zeit tummeln sich aber viele wanna-be-Ärzt*innen und Influencer*innen in den sozialen Medien, die vom Gegenteil überzeugt sind. Stichwort: Medfluencer. In diesem Artikel gehen wir dieser Haferflockenverschwörung gemeinsam auf den Grund.
Die einen wollen einen gar zum Konsum zwingen, andere raten dringend davon ab. Und dann gibt es da noch mich, die sich fragt, ob wir uns nun ernsthaft über Haferflocken streiten.
Hafer: die Facts
Hafer ist in seinen verschiedenen Formen ein gesundes Lebensmittel und eines der gesündesten Getreidearten. Besonders wertvoll sind die enthaltenen Beta-Glucane, womit viele Hersteller*innen werben. Diese senken den Cholesterinspiegel und sind gut für den Blutzucker. Die Konsistenz der eingeweichten Haferflocken entsteht übrigens auch durch Glucane, da sie Wasser binden können und so das Volumen der Mahlzeit ausbreiten. Das wiederum macht uns länger satt, dick aber nicht.
Die „bösen“ Inhaltsstoffe des geflockten Hafers
Öko-Test nahm im Jahr 2022 29 kernige Haferflocken etwas genauer unter die Lupe. 18 der getesteten Produkte wurden mit „sehr gut“ bewertet, weitere drei Produkte bekamen ein „gut“, „befriedigend“ waren vier Produkte, und vier weitere getestete Produkte waren „ungenügend“. Dabei wurde nachgewiesen, dass manche Haferflocken Schimmelpilze und Glyphosat beinhalten.
Schimmelpilzbelastung
Im Fall der Schimmelpilze handelt es sich um T2– und HT-2 Toxine. Das sind Gifte von Pilzen, welche den Hafer bereits am Feld befallen. Diese wiederum können das Immunsystem schwächen. Bei einigen Produkten, welche den Test durchliefen, wurde der Gehalt des Giftes als „stark erhöht“ eingestuft.
Man nehme ein Beispiel: Ein Erwachsener mit 60 kg Körpergewicht isst eine 40g-Portion Haferflocken. Die Belastung überschreitet somit die festgelegte täglich tolerierbar Aufnahmemenge (TDI), welche durch die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit festgelegt wurde. Ein Kind im Alter von 3 Jahren mit 15 Kilogramm überschreitet bei den belasteten Produkten dabei bereits das Vierfache des TDIs.
Wir halten also fest: Schimmelpilzbelastungen sind nicht akut gefährlich für uns Menschen, stark belastete Produkte empfehlen sich trotzdem nicht für den täglichen Gebrauch. Eine Liste mit stark belasteten Produkten findest du hier.
Glyphosat und das verbundene Artensterben
Das nachgewiesene Glyphosat stellt mögliche Risiken für den Menschen dar. Doch nicht nur das. Vor 2 Jahren veröffentlichte die Uni Konstanz im Fachmagazin Science bereits eine Studie, welche darauf hinweist, dass Glyphosat für den drastischen Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich sein könnte. In der Studie wurden Hummeln untersucht, welche ihr Brut durch die Ressourcenknappheit schlechter warm halten konnte.
Fazit
Viele TikToker*innen, darunter auch bekannte Ärzte wie Paul Saladino, welcher mehrere hunderttausende Follower*innen hat, tätigen willkürliche Aussagen zur Haferflocke. In jenem Video erläutert Saladino beispielsweise, dass Haferflocken Phytinsäure enthalten. Dies stimmt auch so, jedoch ist diese nicht gleich schlecht oder gar gefährlich. Phytinsäure kann in der Theorie die Aufnahme von Nährstoffen hemmen, in der Praxis sieht das jedoch anders aus.
Außerdem verschwindet beim Aufkochen ein Großteil dieser Phytinsäure. Da Haferflocken zum Großteil als Porridge, zum Backen oder zum Braten verwendet werden, ist diese Phytinsäure für den Menschen absolut unbedenklich. Auch beim Einweichen der Haferflocken, zum Beispiel bei Overnight Oats, verringert sich der Gehalt des Phytins. Doch auch wenn du Haferflocken roh isst, ist das nicht gesundheitsschädigend. Für uns Konsument*innen ist es wichtig, solche Aussagen zu überprüfen und nicht alles zu glauben, was im ersten Moment vielleicht einleuchtend klingt.
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