Jeder kennt es: Ein Kommentar unter einem Social-Media-Post, der weit über die Grenze des guten Geschmacks hinausgeht. Ein Meme, das eigentlich nur lustig sein soll, aber eine ganze Gruppe von Menschen diffamiert. Doch was viele nicht wissen: Hass im Netz kann schnell strafbar werden – und die vermeintliche Anonymität schützt Täter:innen nicht.
Was ist eigentlich „Hass im Netz“?
Hasspostings oder „Hate Speech“ sind gezielte Angriffe auf Menschen oder Gruppen – sei es durch Beleidigungen, Diskriminierung oder sogar durch Aufrufe zu Gewalt. Besonders betroffen sind oft marginalisierte Gruppen, Frauen und Minderheiten. Dabei wird häufig mit Klischees, Lügen oder Verschwörungstheorien gearbeitet, um Menschen zu diffamieren. Diese Art von Hetze kann schwerwiegende Folgen haben: Sie verstärkt Vorurteile, verbreitet Angst und schürt Gewalt. Für Betroffene bedeutet es oft psychische Belastung, Stress und im schlimmsten Fall sogar existenzielle Bedrohung. Denn Hass im Netz bleibt nicht immer nur online – er kann in die reale Welt übergreifen, zu Mobbing, Bedrohungen oder gar Angriffen führen.
„War doch nur Spaß“ – Nein, oft ist es eine Straftat
In Österreich gibt es kein eigenes „Hate Speech-Gesetz“, aber viele Hasspostings fallen unter bestehende Straftatbestände:
- Verhetzung (§ 283 StGB): Wer gegen bestimmte Gruppen hetzt oder zur Gewalt aufruft, macht sich strafbar.
- Cyber-Mobbing (§ 107c StGB): Wer wiederholt jemanden im Netz belästigt oder erniedrigt, kann angezeigt werden.
- Üble Nachrede (§ 111 StGB) und Beleidigung (§ 115 StGB): Rufschädigende oder herabwürdigende Kommentare können teuer werden.
- Gefährliche Drohung (§ 107 StGB): Wer anderen Gewalt androht, muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen.
- Verstoß gegen das Verbotsgesetz: Nationalsozialistische Inhalte sind streng verboten und können hohe Strafen nach sich ziehen.
Viele denken, sie seien im Netz unsichtbar – doch das ist ein Irrtum. Auch wenn Pseudonyme oder Fake-Accounts genutzt werden, lassen sich IP-Adressen nachverfolgen. Immer mehr Strafverfolgungsbehörden nehmen digitale Hassverbrechen ernst und Plattformen sind mittlerweile verpflichtet, Hasspostings zu prüfen und zu löschen.
Was kannst du tun?
Hass im Netz kann jeden Menschen treffen – aber man kann auch etwas dagegen tun. Wer auf Hasskommentare oder diskriminierende Inhalte stößt, sollte diese nicht einfach ignorieren. Das erste und wichtigste ist, Beweise zu sichern. Ein Screenshot kann helfen, bevor der Post oder Kommentar verschwindet. Anschließend sollten solche Inhalte den jeweiligen Plattformen gemeldet werden. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram haben Meldefunktionen, um Hasspostings zu kennzeichnen. In vielen Fällen kann es auch sinnvoll sein, eine Anzeige zu erstatten. Wer direkt von Hassrede betroffen ist, sollte nicht zögern, sich Hilfe zu holen. Es gibt Beratungsstellen, die Unterstützung bieten. Und manchmal reicht es auch schon, den oder die Verfasser:in eines Hasspostings zu blockieren, um sich selbst zu schützen.
Eine weitere effektive Methode ist es, nicht zur Verbreitung beizutragen. Hass lebt von Aufmerksamkeit, jeder Share oder Like gibt solchen Inhalten mehr Reichweite. Wer Hasskommentaren widerspricht, zeigt zudem, dass es nicht nur eine Meinung gibt und setzt ein klares Zeichen gegen Diskriminierung. Selbst wenn es nicht gelingt, die Verfasser:innen zu überzeugen, kann es Mut machen für all jene, die mitlesen und sich sonst nicht trauen, Stellung zu beziehen.
Digitale Zivilcourage: Ein Zeichen setzen
Es reicht nicht, Hass im Netz nur zu ignorieren oder zu melden. Wir alle haben die Verantwortung, ein positives Online-Klima zu schaffen. Das bedeutet, nicht wegzusehen, wenn jemand angegriffen wird, sondern sich solidarisch zu zeigen. Manchmal reicht schon ein Kommentar, um Betroffenen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Wer selbst Hassrede begegnet, kann durch sachliche und faktenbasierte Gegenrede eine konstruktive Debatte fördern und Vorurteile entkräften. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, bewusst positive Inhalte zu teilen. Wer Vielfalt, Respekt und Toleranz fördert, setzt gezielt ein Zeichen gegen die Verrohung der Sprache im Netz.
Wo gibt es Hilfe?
Betroffene müssen nicht alleine bleiben. Die Beratungsstelle gegen Hass im Netz (#GegenHassimNetz) von ZARA bietet kostenlose Hilfe über Meldeformular, verschlüsselte E-Mail oder Telefon. Auch Saferinternet.at unterstützt mit Infos und Beratung.
Hass im Netz ist keine Lappalie. Es geht nicht nur um „beleidigte Leberwürste“, sondern um echten Schaden, den digitale Hetze anrichtet. Also: Haltung zeigen, Beweise sichern und wenn nötig, die Polizei einschalten. Denn im Netz ist nicht alles erlaubt – und das ist auch gut so!
Titelbild © Shutterstock
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