Unserer Großelterngeneration wird landläufig eine große Weisheit zugeschrieben – inklusive Wissen, das auf heute junge Menschen aufgrund ihrer zeitgenössischen Lebensgewohnheiten unzugänglich wirken kann. Für viele gibt es daher, zumindest in der Erinnerung, kaum etwas, zu dem die Oma nicht einen passenden Ratschlag auf Lager hatte. Sei es das Wetter, die Behandlung von Krankheiten, Beziehungstipps und unzählige große und kleine Ratschläge, um all die Herausforderungen des Alltagslebens und der Hausarbeit zu lösen.
Bloß stellt sich eine Frage: Wusste diese Generation tatsächlich mehr? Oder sollte man ihre Tipps und Weisheiten heute gar mit einer großen Portion Vorsicht betrachten bzw. sogar gänzlich ablehnen? Tatsächlich ist beides richtig. Warum das so ist und wo unsere Großmütter aus heutiger Sicht danebenlagen, erklären wir dir jetzt.
Warum Omas Wissen sowohl richtig als auch falsch sein kann
Zunächst: Wenn wir hier „Oma“ schreiben, dann ist damit nicht nur spezifisch deine Oma gemeint – oder überhaupt eine (heutige) Großmutter. Vielmehr meinen wir damit alle Generationen, die bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts geboren wurden und die heute Lebende noch kennenlernten – was also ebenso Urgroßmütter und Co. inkludiert.
Hier nun die pikante Wahrheit: Was du von diesen Generationen landläufig lernen kannst, kann tatsächlich drei Zustände annehmen:
- Damals wie heute absolut richtig. Etwa dann, wenn Oma schon früher wusste, dass verschiedene Pflanzen und deren Inhaltsstoffe hervorragende medizinische Wirkung entfalten können.
- Damals richtig, heute nicht mehr. Das ist dann der Fall, wenn seitdem beispielsweise in der Wissenschaft neue Erkenntnisse hinzukamen oder sich gesellschaftlich etwas veränderte. Früher beispielsweise hätte Oma mit der Aussage recht gehabt, Lesen bei schlechtem Licht würde die Augen verderben. Heute hingegen weiß man, dass das nur der Fall ist, wenn das Auge schon anderweitig angeschlagen ist.
- Damals falsch, heute falsch. Hierunter fällt alles, was frühere Generationen häufig deshalb falsch sahen, weil man sich schlichtweg noch nicht zu jedem Thema so umfassend und vielfältig informieren konnte. Oft wurde dann etwas von Generation zu Generation so lange falsch weiterverbreitet, bis es sich hartnäckig festgesetzt hatte. Allein zum Thema Lebensmittel und Kochen kursieren eine ganze Menge Mythen. Etwa, Spinat hätte das meiste Eisen, der Körper würde täglich eine warme Mahlzeit benötigen oder das Schlucken von Kirschkernen sei ungesund.
Das soll definitiv nicht bedeuten, unsere Großmütter hätten uns nur Märchen erzählt. Wohl aber sollte es dich dazu veranlassen, solchen Aussagen und vermeintlichen Kniffen nicht blind zu glauben, sondern zumindest nochmal das Internet zu bemühen – also eine zweite Meinung einzuholen.
Aus dem Reich der Märchen und Sagen: Wo Oma wirklich danebenlag
Oben im zweiten und dritten Punkt haben wir ja schon ein bisschen gespoilert, was die großmütterlichen Falschinformationen anbelangt. Weil wir jedoch bei der Recherche noch auf deutlich mehr Dinge getroffen sind, wollen wir sie dir hier zwecks umfassender Information natürlich nicht vorenthalten. Daher präsentieren wir jetzt weitere Oma-Mythen, die entweder nur damals stimmten oder niemals richtig waren:
Keinesfalls Spinat aufwärmen!
Dieser Ratschlag hatte einen realistischen Hintergrund, der heute noch stimmt – allerdings nicht mehr bedingungslos. Was richtig ist, ist folgendes: Spinat enthält Nitrat. Das steckt in vielen Lebensmitteln, macht uns in normalen Dosen nichts aus und ist sogar gesund. Aufgrund von Bakterien kann sich aus diesem Nitrat Nitrit entwickeln. Das kann zu Magen-Darm-Problemen führen.
Wahrscheinlich hatten unsere Vorfahren sowas schon erlebt und richtig konstatiert, der aufgewärmte Spinat müsse schuld sein. Längerfristig geschieht eine weitere Umwandlung zu Nitrosaminen. Die wiederum gelten als krebserregend – zumindest vermutet man das.
Doch warum gilt die Aussage nicht mehr bedingungslos? Die Umwandlung zu Nitrit erfolgt hauptsächlich bei Zimmertemperatur mit einem raschen Tempo. Je schneller Spinat abgekühlt wird und kühl bleibt, desto schneller und nachhaltiger wird die Bildung unterbunden.
Wenn du Popeye’s Lieblingsspeise rasch in den Kühlschrank stellst, hast du somit nichts zu befürchten, weil die Nitrit-bildenden Bakterien sich viel langsamer vermehren – wobei selbst dann zwei Kühlschranktage das Höchstmaß sein sollten. Höchstwahrscheinlich stammt der Mythos aus einer Zeit, in der noch nicht jeder einen Kühlschrank besaß. Damals war es also tatsächlich riskant, aufgewärmten Spinat zu verspeisen.
Übrigens: Pilze sollte man tatsächlich nicht aufwärmen, weil die Eiweiße darin durch den vorherigen Abkühlungsprozess Toxine bilden.
Backpulver macht weiße Zähne
Auch schon vor Jahrzehnten standen weiße Zähne für einen gepflegten und sympathischen Eindruck. Doch diese verfärbten sich naturgemäß damals wie heute durch das Rauchen, durch Kaffee und Tee. Professionelles Bleaching durch den/die Zahnärzt*in gab es damals aber noch nicht. Deshalb entwickelte man Hausmittel.
Eines dieser Hausmittel: leicht durch Wasser aufgeschäumtes Backpulver. Durch diese selbst hergestellte Paste schrubbte man den unschönen Zahnbelag ab – nur leider ebenso den schützenden Zahnschmelz. Folgen der Backpulverbehandlung: Erst empfindliche, später dann sogar kariöse Zahnreihen.
Heute solltest du davon die Finger lassen. Wenn es kein Termin beim Doc sein soll, findest du in der Drogerie deines Vertrauens genügend aufhellende professionelle Produkte, die wesentlich schonender für den Zahnschmelz sind.
Haare schneiden macht haariger
Manche Tipps von Oma konnte man in zweierlei Richtungen anwenden. Das Schneiden und Rasieren von Haaren ist dafür ein Paradebeispiel:
- Dünnes Haar schneiden sorgt angeblich für mehr Spannkraft und Volumen. Das klang prima in einer Zeit, in der man noch keine speziellen Shampoos für dünnes Haar kannte.
- Haare rasieren lässt sie angeblich schneller und dicker nachwachsen. Jungen glaubten deshalb einst, das würde ihren noch spärlichen Bartwuchs anregen. Andere versuchten mit derselben Aussage Mädchen und Frauen vom Rasieren abzuhalten.
Die Wahrheit? Beides ist Unfug. Wahrscheinlich geboren aus Fehlinterpretationen: Kurzgeschnittene Haare können natürlich etwas dicker und voluminöser wirken. Ebenso sind Stoppeln, wenn sie nach der Rasur wieder hervortreten, natürlich ziemlich hart und spitz. Außerdem wirkt bei so kurzen Haaren jedes Wachstum optisch stärker als, wenn sie schon eine gewisse Länge haben.
Haare sind jedoch nichts anderes als Horn, also abgestorbene Zellen. Weder merken sie Schere oder Rasierklinge, noch registriert der Körper die Häufigkeit ihres Einsatzes. Über Haardicke und der Haarwuchs bestimmen dieselben Dinge wie ihre Farbe: Erbanlagen und – zu einem gewissen Grad – die Ernährung.
Kaugummi klebt den Magen zusammen
Diese Warnung plus den erhobenen Zeigefinger hast du vielleicht noch tief im Gedächtnis. Doch stimmt das eigentlich? Kann Kaugummi den Magen zusammenkleben und außer Gefecht setzen? Nein! Natürlich nicht. Denn das Klebrige, das den Kaugummi erst ausmacht, verursacht der enthaltene Zucker. Und den filtert der Verdauungstrakt, also der Magen und der Darm, fein säuberlich heraus, um ihn zu verwerten.
Der Rest des Kaugummis besteht – das dürfte für manche nun weniger appetitlich sein – tatsächlich aus Kunststoff. Heute bieten aber diverse Anbieter auch plastikfreie, umweltfreundliche und vegane Kaugummis.
Rheuma durch Knacken der Finger
Knack. Knack. Knack. – Manche Menschen tun es gefühlt ständig: das Fingerknacken. Einen Finger nach dem anderen umfassen sie und ziehen oder biegen diese dann kräftig. Oft sind die Reaktionen darauf angespannte Nerven von anwesenden Personen. Und unsere Oma warnte, durch das Fingerknacken würde ganz sicherlich Rheuma entstehen. Oder Arthrose. Oder sogar beides. Doch solche Warnungen sind unbegründet.
Denn Rheuma als entzündliche Erkrankung hat andere Ursachen. Und Arthrose entsteht durch jahrzehntelange Abnutzung des Gelenkknorpels. Hinter dem Knacken steht jedoch bloß eine Bewegung von Flüssigkeiten und Gasen zwischen den Gelenkflächen. Das hat nichts mit Knorpel-Abnutzung zu tun. Fingerknacken schadet diesbezüglich also nicht.
Schimmel entfernen und dann weiteressen
Es mag zwar nicht so wirken, aber im Vergleich von Lebenshaltungskosten und Lohnniveau stand Omas Generation tatsächlich oft schlechter da als wir – vor allem auf Haushalte bezogen. Daher entstammt die Mentalität, alles möglichst lange weiter zu nutzen oder zu reparieren.
Wenn frühere Generationen Schimmel auf der (meist selbstgemachten) Marmelade oder auf einem Brotlaib entdeckten, entfernten sie ihn kurzerhand mit Löffel, Tuch oder Messer und aßen den Rest. Unser Rat: Absolutes No-Go.
Denn Sporen von Schimmelpilzen sind winzig. Die Eindringtiefe eines Befalls ist deshalb nur unter dem Mikroskop erkennbar. Das bedeutet, selbst, wenn du den Schimmelbefall aus der Marmelade abschöpfst oder schimmelige Brotscheibe vom betreffenden Laib abschneidest, beziehungsweise vom alten Käse kratzt, ist nicht automatisch jede potenziell gefährliche Schimmelspore entfernt.
Apropos Käse: Schimmelkäse ist insofern eine Ausnahme, weil sich auf oder in ihm sogenannter Edelschimmel befindet. Der gilt für Menschen als gesundheitlich unbedenklich (kann aber bei Haustieren sehr gefährlich sein). Einen frischen Schimmelkäse kannst du deshalb essen. Wenn sich jedoch anderer Schimmel dazugesellt, gehört der Käse ebenso – und in Gänze – in den Biomüll wie jedes andere schimmlige Lebensmittel.
Bilder © Shutterstock
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