Die luxuriöse Fußballmannschaft Paris Saint Germain (PSG) gönnt sich einen unnötigen Kurzstreckenflug und verhöhnt auf der Pressekonferenz den Klimaschutz. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn das Privatjet-Business boomt. Während viele auf Flüge verzichten, fliegen die Reichen munter weiter und zerstören den Planeten.
Hintergrund Info
Die Mannschaft des Paris Saint Germain – einer der wertvollsten Fußballvereine der Welt (3,2 Milliarden US-Dollar) – hat für das Ligaspiel im 380 Kilometer entfernten Nantes auf die Dienste eines Privatjets zurückgegriffen. By the way: Mit dem Mannschaftsbus bräuchte man für diese Strecke 4 Stunden. Mit dem TGV-Schnellzug soll man die Strecke in unter zwei Stunden bewältigen.
Ans Licht kam dieses unnötige Kurzstreckenflug-Intermezzo unabsichtlich „dank“ eines PSG Spielers (Marco Verratti) der die Mannschaft im Flieger gefilmt hat. Bei einer Pressekonferenz auf die fehlende Nachhaltigkeit angesprochen, bekommt Star-Spieler Kylian Mbappé (Gehalt: 100 Millionen Euro im Jahr!) einen Lachanfall. Weil er dieses Thema (Klimawandel!) vermutlich als lächerlich empfindet. Der Trainer, Christophe Galtier, hat diesbezüglich auch nicht mehr als eine ironische Bemerkung übrig. Die Folge: Ein Shitstorm!
Train ou avion ?
10 % des plus riches sont responsables de 52 % des émissions de dioxyde de carbone…#Mbappe #Galtier #verratti #psg #WorldCup #sncf #krakovitch pic.twitter.com/CjQIRuZJh6— sebcouf 🌍 (@sebcouf) September 5, 2022
Spatzenhirne und das Geschäft mit den Privatflügen
Ganz ehrlich! Es war nicht wirklich zu erwarten, dass die Problematik der Erderwärmung zu den Spatzenhirnen der überbezahlten Sportstars durchgedrungen ist. Ihre Bubble scheint, was das betrifft, extrem resistent zu sein. Kleine Info: Der ebenfalls bei PSG spielende Fußballstar Lionel Messi hat laut Attac von Juni bis August 52 Flüge mit seinem Privatjet durchgeführt! 52 Flüge in drei Monaten!!! Das entspricht 1.502 Tonnen CO₂. Dass Fußball, Menschenrechte, Klimaschutz und Co. immer noch nicht vereinbar zu sein scheinen, haben wir schon in einem Artikel erwähnt: 5 Gründe, warum du die WM in Katar boykottieren solltest.
Sieht man sich die Sache mit den Privatjets etwas genauer an, dann merkt man schnell, dass das Geschäft mit den Privatjets boomt. Trotz Klimakrise! Und zudem – was besonders überraschend erscheint – auch nicht einmal so teuer ist, wie man annehmen möchte.
Die Seite von Aviation Broker zum Beispiel bietet diesbezüglich diverse Angebote an. Einen Very Light Jet kann man schon für 1.500 Euro pro Stunde mieten. Einen Light Jet für 2.500 Euro pro Stunde, den Midsize Jet für 3.400 Euro und den Heavy Jet gibt es ab 6.500 Euro pro Stunde. Natürlich kein Schnäppchen. Aber immer noch viel billiger, als man im Allgemeinen so annehmen würde.
Privatjets in Zahlen
Hat man als normal sterbliche Person beim Thema Privatjet eher Superstars und Superreiche im Sinn, zeigen die globalen Privatjet-Zahlen jedoch ein erschütternd umfangreicheres Bild. Während man annimmt, Privatjets leisten sich nur die reichsten ein Prozent der Welt, ist das Chartern von Privatflugzeugen wohl eher ein Luxus, den sich auch die weniger reichen leisten können. Wie wir am erwähnten Beispielangebot gesehen haben.
Laut Stratosjets gab es im Jahr 2019 weltweit 21.979 aktive Privatflugzeuge. 71 Prozent davon entfielen auf Nordamerika (15,547). Europa ist mit 13 Prozent dabei (2,760). Das alles sind Zahlen, die wirklich verwundern. Vor allem auch die Information, dass die Privatjetindustrie 2019 27.54 Milliarden US-Dollar umsetzen konnte. Dieser Umsatz ging aufgrund von Covid auf 24.21 Milliarden zurück (was immer noch verdammt viel ist!). Dennoch rechnet man damit, dass in den nächsten Jahren die Umsätze wieder wachsen werden. Aufgrund der eben großen Nachfrage nach Privatjets. In den nächsten 10 Jahren sollen zwischen 6.362 und 7.300 neue Privatjets ausgeliefert werden, mit einem Wert von 236 Milliarden US-Dollar.
Fazit
Die Superreichen galten ja schon lange als die größten Klimasünder*innen, die mit ihren Yachten, Weltraumflügen und Privatjets einen enormen Teil dazu beitragen, dass die globalen Klimaziele nicht erreicht werden können. Nun zeigt sich aber, dass auch die weniger Reichen einen Großteil dazu beitragen, dass bezüglich Klimaschutz nicht viel weitergeht.
Denn sinnbefreite und klimaschädliche Luxusobjekte, wie der erwähnte Privatjet, sind leider viel günstiger zu haben, als man im Allgemeinen so annimmt. In Frankreich wird daher schon seit einige Zeit darüber diskutiert, den Gebrauch von Privatjets gesetzlich einzuschränken. Das ist ein erster Schritt. Dennoch wird es aber schon langsam auch Zeit, dass es nicht mehr nur beim Diskutieren bleibt.
Titelbild © Shutterstock
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