Psychedelische Drogen sind für manche ein Wundermittel und für andere ein beängstigendes Mysterium. Unser Redakteur hat mit dem Gründer der „Psychedelic Society“ gesprochen und berichtet darüber.
„Wir glauben, dass die Gesellschaft mehr über Psychedelika wissen sollte, aber wir garantieren nicht, dass jeder ihren Nutzen verstehen kann oder wird.“ – Daniel, Gründer der amerikanischen Webcommunity „Psychodelic Society“ und der Newsseite „Sociedelic“ hat sich mit mir über Drogen im Allgemeinen, die Wirkung und die Effekte psychedelischer Drogen unterhalten. Nachdem ich die Risiken und Nebenwirkungen beleuchtet habe, gehe ich nun den positiven Seiten des Drogenkonsums nach.
Psychodelische Drogen – Aufklärung ist das Wichtigste
Aus Daniels Worten lässt sich stets die Warnung heraushören, einen gewissenhaften Umgang mit Drogen zu pflegen. Er unterscheidet aber immer wieder zwischen Drogen und Pflanzen, sprich synthetischen Produkten und jenen der Natur.
Auf die Frage, welche die größten Probleme mit Drogen wären, antwortete er pointiert: „…ihr Missbrauch!“ Er fügt hinzu: „Die meisten Menschen benutzen sie als Freizeitdrogen, was in Ordnung ist, solange du die maßgeblichen Informationen hast und genau weißt, was du tust.“ Und genau darin sieht er die Ziele seiner Community.
„Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die neuesten Nachrichten, Forschungen und Happenings rund um die Erforschung von Psychedelika als Werkzeuge für Heilung, Genesung und Therapie zu teilen. Damit wollen wir eine Gemeinschaft aufbauen, die Gleichgesinnte weltweit verbindet, um den Austausch von Wissen und Erfahrungen zu fördern und eine Ressource für Menschen bereitzustellen, die professionell im Bereich der Psychedelika involviert sind oder daran interessiert sind, sich irgendwann zu engagieren.“, erzählt er.
Da psychedelische Drogen sich zu einem Großteil im Innersten des Konsumenten entfalten und dessen Gedanken zum Vorschein bringen – durch verstärktes Reflektieren oder gar als Halluzinationen -, ist eine tiefgehende Vorbereitung unerlässlich, um die Möglichkeit eventueller negativer Folgen zu minimieren. Des Weiteren fordert Daniel – und damit sind wir (=Daniel und ich) ganz klar einer Meinung – dass eine Entkriminalisierung unumgänglich ist. Denn dies vermindert weitere Risiken.
Sei es nun die Furcht davor, im Falle einer Überdosierung den Arzt zu rufen oder auch die Einnahme von falschen Substanzen, weil der Drogenmarkt keiner Kontrolle unterliegt und zur Gewinnsteigerung häufig zur Streckung oder Untermischung mit suchterregenden Substanzen greift. Somit ist die Legalisierung bzw. Entkriminalisierung ein zentrales Thema unseres Gesprächs.
Politik und Verbraucher – welche Drogen erfordern einen anderen Umgang
„Zunächst einmal sollte Cannabis völlig legal sein oder zumindest entkriminalisiert werden. Verschiedene Verbindungen in Marihuana haben unterschiedliche Wirkungen im menschlichen Körper. THC kann Schmerzen und Übelkeit lindern, Entzündungen reduzieren und als Antioxidant wirken. Cannabidiol (CBD) kann auch helfen, epileptische Anfälle zu kontrollieren.“, erklärt mir Daniel. Er weist im Gespräch auf diverse Möglichkeiten hin, Cannabis als therapeutisches Mittel heranzuziehen, in psychischen und physischen Behandlungen.
Er führt weiter fort: „Die gleichen Dinge können wir über LSD sagen, aber es ist ein mächtiges (!) Werkzeug und es kann sowohl gute als auch negative Auswirkungen haben. Solange es nicht richtig konsumiert wird. Es kann dich klüger, glücklicher und gesünder machen und deine Kreativität ankurbeln. Außerdem kann es auch Angst lindern und die Intensität und Dauer von Schmerzen reduzieren.“ Dabei verweist er auch auf diverse Pilzsorten, die er aber selbst den Pflanzen und nicht den Drogen zuordnet.
Jeder Droge hat seine expliziten Vor- und Nachteile
Bevor ich die Frage der therapeutischen Möglichkeiten anspreche, geht er auf eine andere Substanz ein: „Die Substanz MDMA (Ecstasy, XTC oder Molly) fördert die Freisetzung des Hormons Oxytocin, das zur Behandlung von schweren Ängsten wie PTBS (=Posttraumatische Belastungsstörung) und sozialen Angstzuständen bei Autismus beitragen kann. Es wirkt auch entzündungshemmend, kann aber Angstzustände und Depressionen verursachen, die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöhen oder der sexuellen Leistung schaden.“ Er nimmt das als Überleitung zur Kritik an sogenannten schweren Drogen (und alltäglichen Substanzen) und fügt hinzu: „Heroin, Kokain, Alkohol, Benzodiazepine, Methamphetamin und Tabak haben ein hohes oder sehr hohes Risiko von Schaden oder Missbrauchspotenzial…“
„Was gefährliche Drogen wie Heroin, Crack, Badesalze und viele andere betrifft, so fördern wir solche Informationen in keinster Weise und unsere Meinung ist, dass niemand sie versuchen, kaufen oder verkaufen sollte.“, warnt Daniel eindringlich.
Was mich natürlich nach den eigenen Recherchen interessiert, ist die Frage nach den positiven Effekten von psychedelischen Substanzen. Bei genügend geistiger Reife – so war es meine persönliche bisherige Erfahrung – und vor allem ausreichendem Respekt, stellten diese Formen des Drogenkonsums keine Langzeitgefahren für mich dar. Der schmale Grat zum Missbrauch darf dabei aber niemals außer Acht gelassen werden.
„Trotz der Tatsache, dass die US-Regierung (Anm. d. R.: wie auch der europäischen Regierungen, abgesehen von Ausnahmen wie Portugal) viele halluzinogene oder psychedelische Substanzen für gefährlich hält und diese derzeit nicht für medizinische Zwecke zulässt, haben sich verschiedene Wissenschaftler getraut, ihre Auswirkungen zu untersuchen.“, berichtet Daniel.
Die positiven Aspekte von psychodelischen Substanzen
„Psychedelika sind ein erstaunliches Werkzeug, um die Geheimnisse des menschlichen Bewusstseins zu entschlüsseln, das Gehirn auf neue Weise zu verbinden und bedeutende Veränderungen in Gedanken, Wahrnehmung und Emotionen zu bewirken. Während sie in unserer Kultur weithin mit hedonistischer oder erholsamer Verwendung in Verbindung gebracht werden, haben verschiedene andere Kulturen diese Substanzen hochgeschätzt und verwenden sie seit Jahrtausenden für spirituelle und medizinische Zwecke.
‚Wenn Sie denken, dass Sie einige Veränderungen in Ihrem Leben brauchen, können Psychedelika dir helfen, tiefe Zustände zu erreichen, die oft zu großen Einsichten und einer besseren Persönlichkeit führen.‘ – Wir denken, dass dies das Hauptmotiv für die Einnahme von psychedelischen Drogen sein sollte.“, erzählt er überzeugt.
Ich docke bei den Kulturen an, die solche Substanzen für medizinische und spirituelle Zwecke verwenden und frage genauer nach. Da ich bereits viel über DMT und Ayahuasca gelesen hatte, war seine folgende Antwort für mich von besonderer Bedeutung für das Gespräch: „Ayahuasca zum Beispiel ist die Seelenmedizin des Amazonas-Dschungels und kann veränderte Bewusstseinszustände auslösen. Menschen haben eine harmonische Beziehung zu diesen Pflanzen entwickelt und häufig haben sie einen großen Einfluss auf die menschliche und kulturelle Entwicklung vieler Gesellschaften und Zivilisationen gehabt.
Seit Jahrhunderten nutzen die indigenen Völker diese botanische Mischung in ihren Ritualen zur Heilung und Wahrsagerei. Heute wird Ayahuasca auf der ganzen Welt für religiöse, therapeutische und persönliche Wachstumszwecke verwendet. Ayahuasca verbreitet sich schnell auf der ganzen Welt wegen seiner unglaublichen Fähigkeit, Depressionen, Angstzustände, Krebs, PTSD und zahlreiche psychische und physische Gesundheitsstörungen zu behandeln und zu heilen. Es wird in traditionellen Zeremonien unter den indigenen Stämmen von Amazonien verwendet.“
Er erläutert mir auch die chemische Zusammensetzung: „P. virdris enthält DMT, ein starkes Halluzinogen und B. caapi enthält Monoaminoxidasehemmer (MAOIs), die synergistisch mit DMT arbeiten, um eine langanhaltende halluzinogene Erfahrung zu erzeugen. Aber es gibt mehrere Formen.“
„Wir glauben, dass die Gesellschaft mehr über Psychedelika wissen sollte. Aber wir garantieren nicht, dass jeder seinen Nutzen oder Nutzen in unserem Leben verstehen kann oder wird. Die Welt wacht auf, aber es gibt immer noch Leute, die schlechte Sendungen im Fernsehen sehen oder sich von anderen übertriebenen Warnungen im Vornherein abschrecken lassen. Die Menschen müssen anfangen, ihre wahren moralischen und ethischen Werte kennen zu lernen. Jeder hat das Potenzial, ein Genie zu sein.“, meint Daniel.
Gegen Leichtsinn beim Konsum – Drogen sind eine große Verantwortung
Wir sind uns in den meisten Punkten einig und seine Antworten decken sich auch sehr stark mit den Recherchen, die ich betrieben habe. Angenehm finde ich vor allem seine differenzierte Betrachtungsweise und die stetige Warnung vor Missbrauch. Denn damit zeigt er, dass er keineswegs Drogen verherrlicht, aber dennoch laufend ihr hohes Potenzial bei richtigem Gebrauch betont.
Abschließend gab er mir noch etwas mit: „Dies sind einige Worte aus einem meiner Lieblingslieder (=Talamasca – Day Dreaming), die über das Gehirn und seine Funktionsweise sprechen: ‚Die linke Seite des Gehirns ist dominant, mit den folgenden Fähigkeiten: Wörter, Zahlen, Linien, Logik und Analyse. Die rechte Seite dominiert in Rhythmus, Farbe, räumlichem Bewusstsein, Imaginärem und Tagträumen. Und Sie müssen zum Beispiel wissen, Kreativität ist nicht so, wie fast jeder auf der Welt denkt. Kreativität beinhaltet Logik, sie beinhaltet Analyse, sie beinhaltet Worte, Lieder. Die Schlussfolgerung ist, dass beide Seiten des Gehirns in der Hirnrinde in Harmonie miteinander verwendet werden müssen. Dann erhält man eine Explosion der Kreativität.‘ Wie kann man mehr Kreativität erreichen? Wir denken, dass Psychedelika der beste Weg sind, diesen Punkt zu erreichen!“
Zum Abschluss kommen wir auf die äußerst relevanten Themen der Dosierung und des Missbrauchs. Daniel verweist mich auf seine Website, wo Einführungen für Erstversuche von Pilzen, LSD, etc. gefunden werden können. Bei chemischen Substanzen betont er, sie zuvor prüfen zu lassen, wenn es denn die Möglichkeit dazu gibt.
Die Dosis macht das Gift – informieren vor dem Konsumieren
In Wien findet Ihr mit checkit! einen professionellen Ansprechpartner. Bei der Dosierung ist jedoch äußerste Vorsicht geboten, denn hundertprozentig lassen sich Überdosierungen vor allem bei pflanzlichen Psychedelika nie ausschließen. „Bestenfalls zieht ihr einen erfahrenen User hinzu, der euch im Falle einer falschen Dosierung beisteht und zuvor bereits hilft, die richtige Menge zu wählen.„.- leichter gesagt als getan. Zufriedenstellend sind für mich diese Antworten noch immer nicht ganz, weil sie die Gefahren nicht eliminieren. Er betrachtet dieses Thema zwar nicht leichtfertig, aber ich hätte mir erwartet, dass jemand aus diesem Feld mir diesbezüglich konkretere Auskunft geben könnte.
Was den Missbrauch betrifft, erkennt er selbst verschwommene Grenzen. Selbst zu sehen, wann man Missbrauch von Drogen begeht, sie also zu häufig oder unter falscher Intention einnimmt, ist für den Verbraucher schwer zu fassen. Es bedarf hierbei häufig der äußeren Sichtweise und eines Anstosses von Freunden oder Familie, um diesen zu erkennen. Auf das entgegnet er mir mit dem vermeintlich vernünftigen Umgang, kann das jedoch selbst nicht vollständig eingrenzen.
Was ist also ein vernünftiger Umgang? Wann nehme ich zu häufig Drogen? Ich persönlich glaube, jedes Mal ist einmal zu viel! Mit dieser Prämisse kann man sich selbst möglicherweise am Besten begrenzen, denn ganz speziell bei MDMA. Aber auch bei anderen Substanzen, kann es zu sogenanntem „craving“, sprich einem starken Verlangen nach der Substanzwirkung, kommen.
Wir warnen aber trotz der vermeintlich positiven Auswirkungen ganz ausdrücklich vor dem Gebrauch von Drogen. Mit den Berichten über dieses Thema wollen wir zur Aufklärung beitragen. Erst ein umfassendes Bewusstsein kann verhindern, dass Missbrauch oder Langzeitschäden entstehen.
Zu diesem Thema formiert sich momentan in Wien auch eine Bewegung, die den Namen „Psychedelic Society“ mit Daniel teilt.
Hier geht es zum Artikel über die negativen Seiten von psychedelischen Drogen.
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