Soziale Medien sind heutzutage unser ständiger Begleiter. Sei ehrlich, was ist das Erste, was du machst nach dem Aufwachen? Für viele Menschen ist es der Griff zum Handy, um ihre Lieblingsapp zu aktivieren. Egal, ob TikTok, Instagram oder YouTube, die Freizeitgestaltung vieler Österreicher*innen läuft über die sozialen Medien. Entweder als Zeitvertreib oder um sich mit anderen zu vernetzen. Aber viel zu oft kommt danach das schlechte Gewissen, wenn wir mal wieder stundenlang in den wohlig warmen Strom aus Klicks und Likes abgedriftet sind. Doch warum eigentlich?
Was anfangs so harmlos erscheint, ist bei genauerer Betrachtung nichts anderes als eine Dopaminfalle, in die uns soziale Medien täglich immer wieder ködern. Zu verlockend und entspannend ist der schnelle Griff zum Handy, um einen Blick auf die Lieblingsapp zu werfen . Die Arte Doku „Die Dopaminfalle – der Botenstoff und die sozialen Medien“ setzt sich mit der Wirkungsweise von sozialen Medien auf unser Gehirn auseinander. Warum ist der Griff zum Handy manchmal einfach unwiderstehlich? Können wir abhängig werden nach sozialen Medien? Und vor allem, wie schafft man es, um bei der Benutzung nicht immer wieder in die Dopaminfalle zu tappen?
Soziale Medien: Die dunkle Seite der Technologie
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Techgiganten wie Meta und andere Riesen uns über unser Belohnungszentrum immer mehr an ihre Apps binden. Für den Dopaminkick geben wir ihnen dafür nur allzu gerne unsere persönlichsten Informationen und unsere Privatsphäre. Chamath Palihapitiya, ein ehemaliger Vizepräsident für Nutzerwachstum bei Facebook, drückte es vor einem Publikum der Uni Stanford noch etwas drastischer aus: „Die kurzfristigen, dopamingetriebenen Feedbackschleifen, die wir geschaffen haben, zerstören die Funktionsweise unserer Gesellschaft.“
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Mit diesen Worten offenbarte er die verheerenden Auswirkungen der digitalen Welt. Palihapitiyas Offenbarung beleuchtete eine Wahrheit, die den meisten von uns zwar bekannt ist, jedoch nur wenige wirklich erfassen. Smartphones und soziale Medien verwandeln uns in regelrechte Süchtige. Zwar mag es leicht sein, diese Behauptung als Übertreibung abzutun. Doch Plattformen wie Facebook, Snapchat und Instagram nutzen genau dieselben neuralen Schaltkreise, die auch bei dem Konsum von Drogen aktiviert werden.
Smartphone allein nicht süchtig machend
Falls du schon mal dein Handy verlegt hast, dann kennst du sicher den leichten Panikzustand, der sich einstellt, bis es wiedergefunden wird. Macht Sinn, wenn man bedenkt, dass die tägliche Handynutzung bei Erwachsenen in Österreich aktuell durchschnittlich bei 3,4 Stunden rangiert. In Wien sind es sogar täglich 3,7 Stunden.
Doch an den Smartphones an sich gibt es nichts süchtig Machendes. Es ist eher die sogenannte hyper-soziale Umgebung, die uns die Apps bieten und uns so an die Geräte binden. Es scheint, als hätten diese intelligenten Geräte eine hypnotische Macht über uns erlangt. Wenn wir uns in den Weiten des virtuellen Raums verlieren, verfallen wir einer faszinierenden Illusion der Verbindung und des sozialen Aufstiegs. Die ständige Verfügbarkeit von Benachrichtigungen, Likes und Nachrichten fühlen sich dabei wie eine endlose Dosis sozialer Belohnungen an, die unsere Dopamin-Rezeptoren in Wallung bringt.
Und genau hier liegt der Schlüssel. Dopamin, das chemische Belohnung-Signal unseres Gehirns, spielt eine entscheidende Rolle bei der Motivation unseres Verhaltens. Es wird freigesetzt, wenn wir einen köstlichen Bissen essen, Sex haben, nachdem wir trainiert haben und vor allem nach erfolgreichen sozialen Interaktionen. Das evolutionäre Ziel des Dopamins besteht darin, uns für vorteilhaftes Verhalten zu belohnen. Dadruch werden wir zur Wiederholung dieser Handlungen motiviert.
Soziale Medien und der Dopamintrick
Unsere Gehirne sind mit einem komplexen Netzwerk von Dopaminbahnen ausgestattet, die verschiedene Teile des Gehirns miteinander verbinden. Diese Wege fungieren als Autobahnen für die Übertragung chemischer Botenstoffe, die als Neurotransmitter bezeichnet werden. Diese Belohnungswege werden aktiviert, wenn wir belohnende Ereignisse erwarten oder erleben. Sie verstärken insbesondere die Verbindung zwischen einem bestimmten Reiz oder einer bestimmten Verhaltenssequenz und der angenehmen Belohnung, die darauf folgt.
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Jedes Mal, wenn eine Reaktion auf einen Reiz zu einer Belohnung führt, werden diese Assoziationen durch einen Prozess namens Langzeit-Potenzierung stärker. Dieser Prozess verstärkt die häufig genutzten Verbindungen zwischen den Gehirnzellen, den sogenannten Neuronen, indem er die Intensität erhöht, mit der sie auf bestimmte Reize reagieren.
Arte Doku beleuchtet Tricks der Techgiganten
Wie wirken soziale Medien genau auf uns ein? Die Arte Doku „Die Dopaminfalle – Der Botenstoff und die sozialen Medien“ deckt die Dopamintricks auf. Denn egal, ob Instagram, TikTok oder Snapchat, mittlerweile gehören Apps und soziale Medien fix zu unserem Alltag dazu. Arte hat sich für die Dokumentation mit Wissenschaftlern in Amsterdam, Paris, Berlin und Philadelphia unterhalten.
Dabei geht es darum, wie die Wirkungsweise der sozialen Medien auf unser Gehirn auch eine dunkle Seite enthält. Denn das Dopamin, das als Belohnungssystem auf unser Gehirn einwirkt, kann im schlimmsten Fall zu zwanghaften Verhalten führen. So kann aus einem Zeitvertreib schnell ein besessenes Spiel nach mehr Klicks, Likes und Interaktionen in den sozialen Medien eskalieren. Bleibt diese Bestätigung aus, dann kommt schnell die Frustration. In manchen Extremfällen kann das sogar zu psychischen Problemen führen.
Mittlerweile treten immer mehr Whistleblower wie Frances Huagen, eine ehemalige Facebook-Mitarbeiterin, an die Öffentlichkeit heran, um sie vor den Machenschaften der Techgiganten zu warnen. Denn die Datenmacht der großen Unternehmen gibt ihnen allerlei Möglichkeiten, uns genauer zu erforschen. Um ihre sozialen Medien noch besser darin zu gestalten, uns an sie zu binden.
Die Arte Dokumentation geht dabei auf die geheimen Tricks ein, mit denen uns die Unternehmen immer wieder ködern. Denn um sich den psychologisch raffinierten permanenten Aufforderungen des Smartphones zu entziehen, ist es von Bedeutung, den eigenen Umgang mit den Apps kritisch zu hinterfragen. Dafür müssen wir lernen, die Mechanismen, die auf uns einwirken, zu erkennen. Arte versucht hier auf eine humorvolle Weise anzusetzen und die komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Maschine in unserem Alltag näher zu beleuchten.
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