Wenn es eine Situation gibt, bei der der englische Begriff awkward wie der Deckel auf den Topf passt, dann sind es die ersten Tage und Wochen in einer neuen WG. Plötzlich lebst du da mit (meist) wildfremden Menschen so dicht zusammen, wie man es sonst nur von Wohngemeinschaften innerhalb der Familie und mit Partner:innen kennt. Kein Wunder also, wenn dich die Alteingesessenen tüchtig beschnuppern möchten – selbst, wenn du bereits ein WG-Casting erfolgreich absolviert hast. Es gibt jedoch einige Tricks, mit denen du einen Kick-Off der Extraklasse hinlegst und die Mitbewohner:innen von dir überzeugst.
1. Sei obergründlich beim Einhalten der Regeln
Es gibt beinahe keine WG, die sich bei der Gründung oder wenigstens später aus harter Praxiserfahrung heraus kein mehr oder weniger umfassendes Regelwerk erstellt hätte – schon weil es sowas längst aus dem Netz zum Ausdrucken gibt. Höchstwahrscheinlich hast du einen solchen Regelkatalog schon beim WG-Casting kennengelernt.
Allerdings wirst du ebenso höchstwahrscheinlich feststellen, dass manche deiner Mitbewohner:innen es ihrerseits mit dem Einhalten nicht allzu genau nehmen; zumindest zeitweilig – und die anderen werden vielleicht sogar damit d’accord sein. Du willst einen Traumstart hinlegen? Dann fang bloß jetzt nicht schon an, eine ebensolche Laissez-faire-Haltung an den Tag zu legen, sondern werde buchstäblich zur menschgewordenen Inkarnation dieser Regeln. Zumindest bei dir selbst, nicht bei den anderen, du bist ja nicht der/die WG-Sheriff.
Natürlich haben diese Regeln eine echte Bewandtnis für den Alltag, um in einer sauberen, ordentlichen Umgebung zu leben. In deinem Fall als Neuzugang haben sie jedoch noch eine Zweifunktion: Sie zeigen deinen Mitbewohner:innen, wie sehr du bereit bist, dich in die WG zu integrieren und im Kollektiv zu funktionieren.
Klar wird es Momente geben, an denen du beispielsweise beim Putzplan tauschen möchtest oder gar musst. Zumindest im ersten Monat jedoch solltest du das Gegenstück zu Sheldon Cooper sein: ein absoluter „Strictly by the book“-Charakter. Tatsächlich kann es sogar helfen, (in gewissem Rahmen) andere WG-Mitglieder*innen bei deren Jobs in der Wohnung zu unterstützen. Übertreibe es dabei aber nicht, sonst kann es schnell passieren, dass du zur Selbstverständlichkeit wirst, man dich für eine*n Pedant*in hält oder einzelne Mitglieder*innen dich ausnutzen.
Deine WG-Pflichten akribisch einzuhalten, ja sogar zu über-erfüllen schindet definitiv Eindruck. Übertreib es aber nicht völlig. | stock.adobe.com © VadimGuzhva
2. Leiste einen echten helfenden Knaller für die Gemeinschaft
Es gibt in wirklich jeder WG etwas, das nicht funktioniert, schön aussieht oder sich benutzen lässt, wie es sollte.
- Die Liste beginnt bei der seit gefühlt zehn Jahren kaputten Glühbirne im Kühlschrank,
- sie zieht sich über die seit der Einweihungsfeier nicht mehr abschließbare Tür im Bad, weshalb trotz Schild immer wieder peinliche Momente drohen (und eintreten),
- sie erstreckt sich ferner über den Küchenabfluss, der beinahe schon Voodoo-Rituale verlangt, um Wasser durchzulassen,
- und sie endet längst noch nicht beim Couchtisch, der weder stilistisch noch in Sachen Größe dieser WG würdig ist.
Alteingesessene WG-Mitglieder:innen haben sich meist an solche Zustände gewöhnt. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst nicht die Fähigkeiten haben, sie zu beheben.
Hab in den ersten Tagen eine feine Nase für solche Problemstellungen. Und egal, was es ist, versuche, sie abzustellen. Vieles davon kannst du mit niedrigschwelligen Heimwerker*innen-Skills erledigen – etwa den besagten verstopften Abfluss, der sich auf verschiedene Weisen freibekommen lässt. Tatsächlich kannst du mit etwas größeren Fähigkeiten sogar eine richtige Show abliefern und einen neuen Couchtisch zimmern. Das ist ebenfalls prinzipiell eine einfache und schnelle Sache und erlaubt es überdies, dieses so wichtige WG-Möbel besser an die Wohnung, den Stil und die Anzahl von Nutzer:innen anzupassen – natürlich muss es kein Tisch sein, andere Sachen lassen sich ebenfalls in DIY-Manier anfertigen.
Nervige WG-Mängel zu fixen bringt dir bei allen Mitbewohner:innen direkt einen Punktevorsprung. | stock.adobe.com © Juefrateam
3. Bringe etwas Dauerhaftes mit, über das sich alle freuen
Wenn du in eine WG ziehst, heißt das, sie ist bereits in Gänze funktional, was die darin befindlichen Gegenstände anbelangt. Funktional heißt aber natürlich noch lange nicht optimal – schließlich gibt es gerade bei den Sachen für die Allgemeinheit immer Querelen.
Du möchtest gleich in der ersten Woche Applaus bekommen und in viele grinsende Gesichter schauen? Dann bring etwas mit, von dem die Allgemeinheit lange etwas hat. Eine kleine Auswahl von Umfrageergebnissen aus dem Warda-Team:
- Ein größerer Fernseher als den, den die WG besitzt – sofern du einen entbehren kannst. Alternativ immer gern gesehen: Beamer oder TV-Soundsysteme.
- Dekoratives für die Wände – beispielsweise stylische Poster unter Glas oder Gemälde.
- Eine anständige Küchenmaschine, Reiskocher, Dörrautomat, Slow-Cooker und Ähnliches rund um Küche und Genuss.
- Alles zum Spielen: Konsolen, aber auch Analoges von der Dart-Maschine über Flipper bis hin zum Billardtisch – der aber nur, wenn wirklich genug Platz vorhanden ist.
- Der Super-Joker: Eine kleine Zapfanlage für Fünf-Liter-Minifässer oder ein Durchlaufkühler für Shots.
- Eine Werkzeugkiste mit typischen Tools, die immer wieder im Haushalt benötigt werden. Prinzipiell genügt sogar bereits eine ordentliche Akku-Bohrmaschine.
Versuche einfach, dich in deine WG hineinzuversetzen. Junge Menschen, die gerne genießen und Spaß haben. Wenn es dich nicht an den Rand des Ruins bringt, kannst du mit solchen Mitbringseln immer mächtig Punkte machen.
Alte WG-Regel: Wer technische Mitbringsel zwischen Slow-Cooker, Flipper und Profi-Kaffeemaschine mit in die WG bringt, hat sofort bei allen einen Stein im Brett. | stock.adobe.com © KUBE_
4. Sei der/die Mitbewohner:in, der/die etwas kann oder jemanden kennt
Sofern es sich nicht gerade um eine WG von Studierenden eines einzigen Studienfachs handelt, sind die meisten Wohngemeinschaften davon geprägt, eine manchmal verdammt praktische Zusammenstellung von Persönlichkeiten unterschiedlichste Kenntnisse, Fähigkeiten und Bekanntschaften zu sein.
Allerdings gibt es aus WG-Sicht durchaus Fähigkeiten und Ähnliches, was deutlich höher im Kurs steht als anderes. Simples Beispiel: Jemand, der Drinks mixen kann, ist für die WG aus diesem Blickwinkel deutlich „wertvoller“ als ein:e Mitbewohner:in, der/die sich auf Zaubertricks versteht. Ähnlich sieht es bei jemandem aus, der wirklich fähig in Sachen IT ist.
An deinen Skills kannst du natürlich so rasch nichts ändern. Sofern sie allerdings WG-tauglich sind, solltest du sie unbedingt in die Waagschale werfen. Bald noch wichtiger ist zudem, wen du kennst und wer damit eventuell deiner Mitbewohner:innenschar helfen kann. Dein Bruder ist Fachanwalt für Mietrecht? Das wäre angesichts der hochkomplexen österreichischen Gesetzeslage eine Person, die man kennen sollte. Die Mutter deiner besten Freundin ist Fotografin und schießt vom Ausweis- bis zum Pärchenfoto alles? Dein Papa ist Elektriker und deine Freundin ist Steuerfachangestellte und kann bei Steuererklärungen helfen?
Mit solchen und ähnlichen Personen aus deinem Umfeld kannst du in deiner WG mächtig Eindruck schinden – zumindest dann, wenn deinen Mitbewohner:innen daraus ein merklicher Vorteil entsteht. Halte damit also nicht hinterm Berg, aber versprich auch nichts, was du nicht halten kannst.
Skills, die deiner ganzen WG zugutekommen, sind absolut immer gern gesehen – und übrigens schon ein Trumpf bei jedem WG-Interview. | stock.adobe.com © NDABCREATIVITY
5. Wirf all deine kulinarischen Fähigkeiten in die Waagschale
In vielen WGs leben Studierende, bei denen es geldtechnisch nicht allzu rosig aussieht. Außerdem lässt das Studium post Bologna oftmals nicht viel Raum, sich selbst anständig zu bekochen. Entsprechend heißt bei vielen der Küchenmeister Schmalhans.
Ein echter Knüller wäre es selbstverständlich, wenn du richtig gut kochen könntest und so deiner WG in regelmäßigen Abständen (natürlich auf Kosten der Wohngemeinschaft) etwas Famoses zaubern könntest. Wenn es dazu jedoch nicht reicht, solltest du es dir nicht entgehen lassen, zumindest zum Einstand in lukullischer Hinsicht richtig abzurocken:
- Besorge die passenden Zutaten und überrasche deine neue Crew mit einigen Drinks – es müssen ja keine hochkomplexen Theken-Kunstwerke sein. Alternative: Wein-, Bier- und Whisk(e)y-Tastings.
- Bereite eine riesige und wirklich De Luxe ausgestattete Lasagne für alle vor (bring aber, wie bei allen Leckereien, unbedingt zuvor in Erfahrung, wer von deinen Mitbewohner:innen vegetarisch oder vegan lebt bzw. ob jemand Lebensmittelunverträglichkeiten hat).
- Mische einen einfachen Pizzateig, besorge die Zutaten für den Belag, eventuell zusätzliche Backbleche und dann lass jeden deiner Mitbewohner:innen sich sein Stück Wunschpizza zusammenstellen.
- Der Klassiker: Burger für alle auf deinen Nacken. Dank veganer Bratlinge wirklich für alle möglich.
- Wenn ein Schlemmerabend nicht möglich ist: Denk dir einfach einen anständigen Brunch für einen Vormittag aus, an dem alle Zeit haben.
Alternativ kannst du zudem so vorgehen: Falls du eine Speise wirklich gut kochen kannst und überzeugt bist, sie wird auch dem Rest gut munden, dann nur zu. Es müssen nicht immer so klassische Dinge wie in der hier gezeigten Liste sein.
Wichtig ist die Botschaft dahinter: Du willst deinen neuen Mitbewohner:innen zeigen, dass sie für dich nicht nur irgendwelche Leute sind, mit denen du künftig zusammenlebst. Eine solche Liebe geht zwar nicht ausschließlich durch den Magen, aber sich satt und zufrieden die Lippen zu lecken, ist definitiv ein mächtig guter Start für jede Art von Beziehung.
Titelbild © stock.adobe.com | Mediteraneo
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