Der Vatertag in Österreich. Ein Tag voller Vatertagsgeschenke und Wertschätzung aller Väter? Von wegen! Ursprünglich war der Vatertag als ein Besäufnis angedacht, dass den Konsum ankurbeln sollte. Erfahre alles, was du über den Vatertag wirklich wissen musst.
Der Vatertag im Windschatten des Muttertags
Bereits im Altertum gab es Feiertage, an denen Muttergottheiten geehrt wurden. Im antiken Griechenland wurde die Göttin Rhea, bei den Römern die „Große Mutter“ Kybele verehrt. Der Muttertag, wie wir diesen heute kennen, wurde zu Beginn jedoch von der US-amerikanischen Frauenbewegung geprägt.
Bereits im Jahre 1865 versuchte Ann Maria Reeves Jarvis eine Mütterbewegung zu gründen – den Mothers Friendships Day. Dort konnten sich Mütter zu aktuellen Fragen austauschen. 1870 wurde dann von Julia Ward Howe eine Mütter-Friedenstag-Initiative gestartet. Mit dem Ziel, Söhne vor Kriegseinsätzen zu schützen. Darauf folgten diverse Frauenbewegungen, die sich für Frauenrechte einsetzten – auch in Europa.
Begründerin des Muttertags bleibt jedoch die schon erwähnte Jarvis. Am 12. Mai 1907 veranstaltete sie das Memorial Mothers Day Meeting zu Ehren ihrer verstorbenen Mutter. Im Jahr darauf wurde auf ihr Drängen hin, schon allen Müttern eine kirchliche Andacht gewidmet.
Vatertag in Österreich: und am Anfang war das Besäufnis
So politisch gewichtig wie der Muttertag in seiner Entstehungsgeschichte ist, so banal und abgedroschen erscheint die Einführung des Vatertages in Österreich. Doch zuallererst einmal injizierte Sonora Smart Dodd in den USA eine Bewegung zur Ehrung der Väter. Beeinflusst natürlich von der Einführung des Muttertags, ein paar Jahre zuvor. Der Vatertag fand immer mehr Anklang und wurde schließlich 1972 zu einem offiziellen Feiertag in den USA.
Und Österreich? Wir schreiben das Jahr 1955. Die Textilbranche steckte in einer Krise. Doch dann hatte Helmut Herz eine simple wie geniale Idee, die Wirtschaft wieder anzukurbeln: den Vatertag. Dieser sollte in der ruhigen Sommerzeit den Konsum befeuern. Inspiriert wurde Herz ausgerechnet von den Besäufnissen des deutschen Herrentags.
Vatertag in Österreich: Jenseits der Sauftouren
Doch im Gegensatz dazu konzipierte Herz den Vatertag nicht als eine Art männliches Saufgelage, sondern als Familienfest. Die Werbepläne wurden dabei schon ein Jahr später umgesetzt, wofür auch ein Vatertags-Komitee eingerichtet wurde. Im Radio wurde sogar landesweit über die Aktion Vatertag berichtet.
Doch damit war die Geschichte des Vatertags in Österreich noch nicht fertig geschrieben. Am ersten offiziellen Vatertag wurde Herz von seinem Sohn mit einer Zeichnung beschenkt. Daraus entwickelte dieser die Idee, einen großen Malwettbewerb zu veranstalten.
Für diesen sollten die Kinder den Beruf ihres Vaters zeichnen. Knapp 80.000 Zeichnungen wurden damals eingereicht. Und Herz Plan ging voll auf. Der Vatertag war in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Vatertag in Österreich: Der Handel freut sich
Wie am Muttertag ist es auch am Vatertag in Österreich üblich, den Vater mit Vatertagsgeschenken zu überraschen. Dennoch bleibt der Vatertag in Sachen Umsatz hinter dem Muttertag zurück. Letzterer spült dem Handel in Österreich nämlich ganze 250 Millionen Euro in die Kassen und liegt im Ranking der wichtigsten Kaufanlässe des Jahres hinter Weihnachten und Ostern auf dem dritten Platz. Auch wenn sich die Umsätze auf relativ wenige Branchen beschränken.
Der Vatertag generiert im Vergleich dazu „nur“ um die 150 Millionen Euro (Stand 2022). Dieses Jahr wird mit 180 Millionen gerechnet, was aber immer noch viel weniger Umsatz ist, als zu Muttertag. Aber dennoch ganz annehmbar und vor allem erfreulich für den stationären Handel, der mit der zunehmenden Konkurrenz chinesischer Online-Shops wie Temu, Shein & Co zu kämpfen hat.
Auch der Vatertag beschränkt sich lediglich auf eine Handvoll Branchen und sorgt vor allem im Blumen- sowie im Lebensmittel- und Süßwarenhandel für Umsatzsteigerungen.
Vatertag in Deutschland: vom Familienfest zum Saufgelage
Wichtig zu wissen ist, dass der Vatertag nicht überall als Familienfest gefeiert wird wie in Österreich. In Deutschland zum Beispiel wird der Vatertag nämlich als Männertag gefeiert. An diesem Tag gehen die Männer aus, amüsieren sich, essen gut und trinken reichlich Alkohol.
Die Kommerzialisierung des Vatertages hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, wobei sich Väter auch immer mehr in die Kinderbetreuung einbringen. Trotzdem bleibt es eine Tatsache, dass Väter nach wie vor – auch wenn sie immer mehr gefeiert werden – nur sehr wenig Familienarbeit leisten.
Wichtiger Hinweise: Vatertag wird immer am 2. Sonntag im Juni gefeiert.
Titelbild © Shutterstock
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