Er hat’s schon einmal vorgemacht – mit SNIPES. Jetzt legt Sven Voth mit HIGGINS nach. Neue Marke, gleiche Energie. Im Interview spricht er über Lucky Mistakes, Leidenschaft und warum Aufgeben einfach keine Option ist.
Was gibt es über Snipes zu wissen, was jeder wissen sollte, aber keiner weiß?
Eigentlich sollte es „Spikes“ heißen. Ich stehe total auf Maskottchen – früher war es ein Wolf mit Irokesenfrisur, Sonnenbrille und Ohrring, der Spike hieß. Alles war fertig, 36 Stunden vor dem Notartermin meinte jemand zu mir: „Sieht super aus, aber hast du das rechtlich geprüft?“ – hatte ich natürlich nicht. Also schnell gecheckt und festgestellt: Den Namen gibt es schon, ein Streetwear-Händler hatte ihn. Geld war kaum noch da, alles schon investiert. Dann kam mir die Idee: Wenn ich das „P“ gegen ein „N“ und das „K“ gegen ein „P“ tausche, wird aus „Spikes“ einfach „Snipes“. Klang sofort besser – irgendwie gelernter, cooler, vertrauter. Am Ende war es ein Lucky Mistake. Der Name ist viel stärker geworden, und wenn Leute fragen, was Snipes bedeutet, sage ich: Genau das ist die Story.
Würdest du selbst als Verkäufer bei SNIPES arbeiten?
Im Nachhinein hatte ich den großen Vorteil: Ich bin nicht als Chef geboren. Ich habe wirklich jeden Job im Unternehmen gemacht – vom Lageraushelfer über den Verkäufer bis hin zum Großhandelsvertreter.
Ich kann also mit jedem im Team sprechen, weiß genau, was die einzelnen Jobs bedeuten, und kann fachlich mitreden. Und ich habe es mir lange auch nicht nehmen lassen, zum Beispiel an Weihnachtssamstagen immer wieder im Verkauf zu stehen.
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Kann man nach so einem Erfolg überhaupt nochmal erfolgreich werden?
Frag mich in zwei Jahren, dann kann ich das beantworten. Ich würde es natürlich nicht machen, wenn ich nicht daran glauben würde. Es ist einfach eine wahnsinnig spannende Reise, die nicht viele erlebt haben.
In meiner bisherigen „halben Generation“ habe ich ein verrücktes Ding aufgebaut, einen Exit hingelegt – und starte jetzt wieder neu. 1998 hatte ich ein leeres Blatt, kaum Kapital, kein Netzwerk, keine Erfahrung – nur einen Traum.
Jetzt darf ich wieder starten, habe einen ziemlich vollgeschriebenen Zettel, Erfahrung, Kapital aus der ersten Reise und ein starkes Netzwerk. Das klingt nach einem No-Brainer, dass es funktionieren muss. Aber das Umfeld hat sich komplett verändert, das Marktumfeld ist ein ganz anderes. Ob es klappt? In zwei Jahren kann ich das sagen. Momentan sieht es aber ziemlich gut aus.
Welche Fehler hast du bei der Gründung gemacht, die du heute nicht mehr machen würdest?
Ich würde es tatsächlich wieder genau so machen. Damals war ich natürlich ziemlich blauäugig und dachte: „Okay, das funktioniert bei anderen, also klappt das auch bei mir.“ In dieser Naivität bin ich im Nachhinein betrachtet riesige Risiken eingegangen – die würde ich heute mit meinem Wissen wahrscheinlich nicht mehr eingehen.
Welches Kleidungsstück würdest du niemals in deinem eigenen Store verkaufen – und warum?
Ich glaube, BHs würde ich nie anbieten. Klar, es gibt Sport-BHs, aber richtige BHs… das ist ja richtiges Engineering, wenn man sich die unzähligen Varianten anschaut.
Ich habe für mich den Anspruch: Wenn jemand in den Laden kommt und etwas Bestimmtes will, dann möchte ich das auch liefern können. Bei BHs bräuchtest du dafür einfach eine unglaubliche Bandbreite und riesige Bestände – damit jede Kundin zufrieden rausgeht. Schon bei Denim merke ich, wie krass der Aufwand ist: verschiedene Passformen, Längen, Weiten – das ist Wahnsinn. BHs wären da noch mal die Königsklasse. Ich bin froh, dass ich mich damit nie beschäftigen musste.
Wer ist dein Vorbild?
Niemand. Und das war für mich total hilfreich, weil ich nicht diesem Personenkult verfallen bin. Ich gehe einfach normal mit den Leuten um – was gerade bei Super-Celebrities angenehm ist. Die meisten erstarren ja fast zur Salzsäule und stellen diese dämlichen Fragen: „Wie war das damals?“ oder „Wie fühlt sich das an?“ – die haben darauf keinen Bock.
In meinem Kopf ist es so: Der eine spielt gut Basketball, der nächste singt fantastisch, der andere kann besonders schnell laufen oder besonders viele Turnschuhe verkaufen, wieder jemand ist kreativ. Jeder hat seine Fähigkeiten. Ich kann einzelne Fähigkeiten bewundern oder als Inspiration sehen. Klar, ich würde gerne so Fußball spielen können wie Cristiano Ronaldo – aber deswegen will ich nicht Cristiano Ronaldo sein.
Welches Buch hat dich am meisten inspiriert?
Das Buch, an das ich mich am meisten erinnere, ist Ultramarathon Mann. Crazy Story: Der Typ läuft mehrere hundert Kilometer – teilweise erst 100 km zum Start, dann den Marathon, und danach wieder 100 km zurück. Er läuft nachts, entwickelt Techniken, um sich unterwegs Pizza, Käsekuchen und Cola zu bringen und beim Laufen zu essen.
Das Buch hat mich total inspiriert, gerade in einer heftigen Laufphase. So etwas mag ich: Es hat direkten Einfluss auf dich. Wie bei Rocky: Wenn du den Film siehst, musst du danach rausgehen und Sport machen. Beim Ultramarathon Mann ist es genau dasselbe – Buch weglegen, und du willst sofort loslaufen.
Welchen Tipp kannst du jungen Menschen geben, die sich selbstständig machen wollen?
Durchziehen. Wenn du mit einer Idee startest, bist du zu hundert Prozent davon überzeugt – und dann klappt nicht sofort alles. Viele überlegen dann: „Lass ich es lieber sein? Schmeiße ich gutes Geld schlechtem hinterher?“ Aber genau da entsteht sonst nichts. Da darfst du beim ersten Gegenwind nicht sofort umfallen. Durchziehen, durchziehen, durchziehen. Am Ende führt nur Passion zum Erfolg. Wenn du so viel Leidenschaft für etwas hast, dass du dein Geld, deine Zeit und Energie investierst, dann musst du daran glauben – und eben dranbleiben.
Deine fünf besten Kontakte?
Dafür kann ich kein Ranking geben. Das hängt total von der Situation ab.
Brauche ich gerade jemanden im Business, bin ich froh, dass ich direkt beim CEO anfangen kann und nicht von unten. Stehe ich irgendwo in einer Notsituation und brauche Unterstützung, ist das wieder etwas ganz anderes. Will ich meine Geburtstagsparty mit einem Überraschungsgast pimpen, freue ich mich, wenn ich den einen oder anderen Artist im Handy habe. Oder wenn ich Hilfe brauche, um meine vier Kinder zu managen, bin ich dankbar für jemanden, der gut mit Kindern umgehen kann. Ein Ranking zu machen, wäre also wirklich schwer – es hängt immer davon ab, was gerade zählt. Ein bisschen zurückkommend auf unsere Idol-Diskussion: Jeder hat seine eigene Rolle, je nach Lebenssituation.
Skinny Jeans – Ja oder Nein?
Skinny Jeans? Kein Problem, kommt immer darauf an, wer sie trägt. Wir werden sie in den Wellen sowieso immer wieder sehen. Ich finde sie bei Frauen super, und bei Jungs gehört es auch zu gewissen Styles dazu. Ich will nur keine Heavy-Metal-Typen in Baggies sehen – das passt einfach nicht. Es kommt also auf die Person, den Ort und den Kontext an. Grundsätzlich habe ich überhaupt nichts gegen Skinny Jeans.
Titelbild © Fabian Kerner
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