White Lines: mit Koks durch Ibiza den Mord am Bruder lösen
Haus des Geldes-Erfinder Álex Pina inszeniert in der Netflix-Serie White Lines ein Cold -Case-Szenario rund um einen verjährten Mord, Drogen, Sex, spektakuläre Partys und noch mehr Sex. Willkommen auf Ibiza. Eine Serie wie ein Rausch.
White Lines: der Plot
Im Jahr 2020 wird durch einen seltenen Starkregen in der spanischen Halbwüste von Almeria die mumifizierte Leiche von Axel Collins freigelegt. Ein DJ aus Manchester, der vor über zwanzig Jahren auf Ibiza verschwunden ist. Axels Schwester Zoe Walker, die vom spurlosen Verschwinden ihres Bruders nachhaltig traumatisiert wurde, wird noch einmal zusätzlich frustriert. Aufgrund der spanischen Verjährungsgesetze soll der Mord an ihrem Bruder nicht untersucht werden.
Was tut man als Schwester in so einer Ausgangslage? Natürlich, man lässt Mann und Kind hinter sich und beschließt, selbst nach dem Täter oder der Täterin zu suchen. Hinzukommt, dass noch andere an der Aufklärung des Mordes interessiert sind. Andreu Calafat, ein einflussreicher Geschäftsmann in der Nachtclubbranche auf der Insel und ein Familienpatriarch, ist ebenfalls besorgt, da Axels Leiche auf seinem Grundstück gefunden wurde.
White Lines: Alles auf einmal und mehr
Dieser beauftragt seinen Sicherheitschef „Boxer“ damit, herauszufinden, ob seine Frau Conchita oder sein Sohn Oriol in den Mord verwickelt waren. Die Ermittlungen von Zoe und Boxer überschneiden sich, als sie gleichzeitig Marcus aufsuchen, der früher Axels bester Freund war. Eine irrwitzige Geschichte nimmt ihren Lauf.
White Lines ist eine bunte Genre-Mischung, in der so ziemlich alles seinen Platz findet: Familiendrama, Krimiserie, schwarze Comedy, Action, Party, koksende Hunde, elektronische Musik und noch mehr Party. Sex gibt es natürlich auch eine ganze Menge. Natürlich immer schon für den Blick des alten weißen Mannes inszeniert. Dabei geben sich im Verlauf der Story Ernsthaftigkeit, Skurrilität und Mystery abwechselnd die Klinke in die Hand. Frei nach dem Motto: Thriller wird Komödie, wird Drama und dreht sich um ein Familienproblem.
White Lines: null Innovationskraft aber wartet…
Bevor wir mit unserer Kritik zu sehr ausarten, müssen wir feststellen, dass White Lines eine ganz besondere Serie ist. Warum? Es gibt darin nicht die geringste Innovationskraft. Wer den Plot liest, bekommt bestimmte Erwartungen. Und man darf versichern, dass all diese Erwartungen auch erfüllt werden.
Darüber hinaus ist in White Lines im Grunde gar nicht wirklich überragend. Weder die Action, der Sex, die Musik, die Spannung, die Schauspieler*innen oder das Drehbuch. White Lines verspricht alles, von allem etwas und dennoch sticht in dem Gericht, das wir serviert bekommen, keine einzige Zutat besonders hervor.
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White Lines: extrem weird und unterhaltsam
Und trotzdem ist White Lines eine extrem unterhaltsame Serie, die hervorragend zu unterhalten weiß, sehr abwechslungsreich ist und die Schwächen – und glaubt uns, das sind nicht wenige – grandios zu überspielen vermag. Und das ist wirklich eine Kunst.
Da ist einmal die Hauptdarstellerin (Laura Haddock), der man ihr Spiel so gar nicht richtig abkaufen will. Doch bevor man auch nur richtig begreifen kann, wie unpassend sie als Lead ist, da passiert auch schon etwas Verrücktes und lenkt uns ab. Auch die stereotyp-prolligen Engländer. Bevor man sich darüber auch nur unbewusst aufregen kann, passiert wieder was und ein Haufen Hunde kokst sich an den Rand des Wahnsinns.
Dann diese seltsame Bösewichtel-Familie, die eindeutig Dreck am Stecken hat. Bevor man sich wirklich gewahr werden kann, wie abgelutscht dieses Thema ist, da taucht plötzlich diese inzestuöse Beziehung zwischen der Mutter und ihrem Sohn auf.
Bevor man sich darüber aufregen kann, weil White Lines so richtig mies inszeniert ist, da landet man auch schon auf einer Sex-Orgie, die nur so strotzt, vor normierten Körpern und aufgeblasenen Sex-Idealen, dass man glaubt, man sehe einen Porno. Und bevor man sich auch darüber empören kann, sind da schon diese zwei rumänischen Gangster, die auf ihrem Schiff zum O-Zone Hit Dragostea Din Tei tanzend ihre Kokswahre verstecken. Und so geht es immer weiter.
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Fazit
Wenn man klar durchblickt, ist White Lines nichts anderes als eine chaotische Story, die in ihren Handlungssträngen wild – wie auf Koks, möchte man meinen – hin und herspringt. Die für die Hauptfigur anfangs existenziell wichtige Suche nach der Wahrheit wird abgelöst von wilden Partynächten. Der beste Freund des Bruders, der eindeutig etwas über den Mord weiß, wird nicht weiter befragt.
Nein, man hilft ihm lieber seine Töchter vor den rumänischen Gangstern zu retten, die sich an ihm rächen wollen, weil er ihnen ihr Koks nicht zurückgibt. Koks, dass die Helden auf einer wilden Verfolgungsjagd mit der Polizei aus dem Fenster geworden hat und sie nun das schlechte Gewissen plagt.
Die Gefühlswelt der Heldin ist genauso bizarr und verwirrt wie die Serie selbst. Und trotzdem ist White Lines eine Serie, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Es gibt darin eine verquere Form der Magie, die nur schwer zu entschlüsseln ist und die sich aus diesen pausenlosen Fails zu speisen scheint. Unter all dem Wahn- und Irrsinn, der grundlegenden Dämlichkeit der Story und dem miesen Schauspiel, verbirgt sich eine Mixtur, die wirklich gut unterhält. Man kann es gar nicht glauben, man muss es einfach gesehen haben!
Titelbild © Shutterstock
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