Jumping Jack Flash liefert mit seiner neuen Platte „Word up!“ eine oldschool Perle, die Boom-bap Oldtimer Herzen höherschlagen lässt. In Zusammenarbeit mit DJ King und seinem „Deine Mutter Studio“ beweist Jumping Jack Flash das auch im Jahr 2021 die österreichische Hip-Hop Szene noch Bock auf ihre Wurzeln hat. Bei „Word up!“ geht es um Leidenschaft und Passion für die Kunst, denn dass hier in Zeiten von Spotify und „Modus Mio“- Playlisten nicht auf kommerziellen Erfolg geschielt werden kann, ist ebenso offensichtlich wie Teil des Konzepts. Musik für den Untergrund und alle, die einfach Lust auf Hip-Hop haben.
Gerade bei uns in Österreich, wo der Output in der Szene neben zahlreichen modernen Produktionen noch einen harten alten Kern hat, fühlt sich die Platte für manche ältere Hörer:innen sicher wie eine Oase in einer newschool Wüste an. Also schnallt die Baggypants ein bisschen tiefer. Hebt die Hände umso höher. Denn „Word up!“ liefert ein absolut authentisches Kopfnicker-Erlebnis.
Jumping Jack Flash – Back to the roots
Bereits auf dem Intro „Es ist was es ist“, welches ohne skit oder sonstige große Worte daher kommt, ist die Gangrichtung des Albums klar. Nach einer kurzen Einleitung, in der lediglich representet wird, geht es zur Sache: Message Rap vom ersten Takt an.
Das heutzutage oftmals scheinbar fehlende Konzept bei Rappern, sowie Gier und Kommerz kritisiert der Künstler. Hier hingegen rühmt man sich nicht damit, Texte nebenbei hinzurotzen und Tracks zugekokst in unter fünf Minuten einzurappen. Nein, Lyrik, Konzept und Planung werden hier benannt. Der Weg ist das Ziel, Ordnung ist dem Chaos gegenüber gestellt.
Jumping Jack Flash betreibt eine klassische Herangehensweise, in der Themen lyrisch nacheinander abgehandelt werden. Er gewährt uns reflektiere Einblicke in seine Gedankenwelt und dem Credo, sich treu zu bleiben. In der Kritik, die über Selbstdefinition läuft, steht das inflationäre Verwässern der Kunst bis hin zu einem kalten, herzlosen Produkt.
Früher war alles besser?
So schreitet er auch im Album voran. Die Songs sind schön auskonzeptioniert- Er handelt klare Botschaften und Themen ab und sendet diese an seine Zuhörer:innen. Nostalgie wechselt sich ab mit kleinen Seitenhieben gegen das, was es heute bedeutet, Rapper zu sein. Die Kritik am bestehenden Zeitgeist läuft dabei nicht ins Leere und ist nicht hängen geblieben. Jumping Jack Flash benennt das, was seiner Meinung nach ein Problem darstellt, ohne den Zeigefinger zu erheben.
Wie wenn er zum Beispiel auf dem Track „Wer ist noch immer da“ rappt: „Ich geh auf Friedhöfe andere auf Partys, auf der Suche nach dem großen Glück, schlucken Pillen wie Smarties. Weil ihnen Fad ist, bleibt es problematisch, dieser Teufelskreis wiederholt sich, jeder bleibt Apathisch“. Ein Verhalten wird als Ganzes kritisch reflektiert, was heute scheiße ist, war es auch schon früher.
Der Bogen spannt er auch immer wieder zur Gesamtgesellschaft mit all ihrer Gier und Inhaltsleere. „Word up!“ ist sicher kein simples Früher-war-alles-besser Album, auch wenn Nostalgie an manchen Stellen deutlich mitschwingt.
DJ King & Jumping Jack Flash im „Deine Mutter Studio“
Die Botschaft des Albums ist so puristisch wie die Herangehensweise gehalten. Keep it real for yourself. Keine Gesangseinlagen, keine Filter-Spielereien, keine außergewöhnlichen Beatkreationen um sich an den Zeitgeist anzubiedern. Nein, ein DJ/Producer plus Beats, ein Rapper und seine Texte. So lassen sich die Zutaten für das Rezept von „Word up!“ runter brechen.
Dass DJ King und Jumping Jack Flash eine lange musikalische Partnerschaft verbindet, kann man auf „Word up!“ heraushören. Und das nicht nur durch die direkten Aussagen, die Jumping Jack Flash immer wieder zum representen droppt, oder DJ Kings Adlips im Hintergrund. Nein, man hört auch einfach die jahrelange gemeinsame Routine am Mikrofon und den Reglern, welche sich natürlich auch in Selbstsicherheit der Tracks ausdrückt. Die beiden kennen sich schon jahrelang und sind auch Teil der Rap Formation „AML (AusMitLustig)“.
Kopfnicker feeling mit „Word up!“
Das 10 Tracks starke Album wurden im „Deine Mutter Studio“ aufgenommen, abgemischt und gemastert. Alle Beats, bis auf zwei, die Mack the Knife beigesteuert hat, wurden von Jumping Jack Flash eigenhändig produziert. Die Zahl der Featurepartner auf dem Album ist überschaubar, den Kreis hatte man klein gehalten, es enthält aber dennoch eine Überraschung.
Denn neben den Rappern SAMT und dem italo-wiener Nema, der vor kurzem ebenfalls sein Album „UNO.DUE. Mikrofon Hawara“ über „Deine Mutter Music“ veröffentlicht hat, konnten noch die New Yorker Legenden Smif-N-Wessun für ein Feature gewonnen werden. Standesgemäß hatten die Verantwortlichen die Veröffentlichung beider Alben bei einer „Deine Mutter Studio“ Releaseparty am Badeschiff zelebriert.
Jumpin Jack Flash live bei der „Word up!“ Albumpräsentation
Neben der Digitalen Veröffentlichung gab es das Album als Platte und USB-Stick, beides könnt ihr hier direkt über die Seite des „Deine Mutter Studios“ bestellen. „Word up!“ ist ein klassisches Hip-Hop Album, welches alle kleinen, dafür nötigen Details rundherum in sich trägt. Wer 90 Bpm Boom-bap mag und auf Inhalt in Lyrik steht, dem kann ich „Word up!“ nur wärmstens empfehlen. Das Album ist eine musikalische Zeitmaschine, die Kopfnicker feeling fix garantiert.
Titelbild Credits: Jumping Jack Flash
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