Kreiml und Samurai im Interview: „Oida, was geht da jetzt ab!“
Kreiml und Samurai erwarten mich bereits im urigen Gastgarten des Wiener Café Raimann, als ich an einem sonnigen Frühlingsnachmittag zum Interview erscheine. Wir treffen uns zum ersten Mal persönlich und so bin ich über die herzliche Begrüßung umso erfreuter. Vor wenigen Tagen, am Freitag, den 13.5, erschien ihr neues Mixtape „Und täglich grüßt das Untier„, welches sie bereits vor zwei Wochen einem Livepublikum im Radiokulturhaus präsentiert haben. Ein abwechslungsreiches Werk, das vor Featurepartner, Themenvielfalt und den klassisch authentischen Wiener Schmäh der beiden nur so strotzt. Wir unterhalten uns über Jugendzeiten in Wien, Rauschgschichtln und allgemein Prägendes bevor wir mit dem Interview loslegen.
Kreiml & Smaurai über ihre Longplayer-Veröffentlichungen
Kreiml & Samurai zählen zu den zu den erfolgreichsten heimischen Künstlern aus dem Hip-Hop Segment. Die beiden haben als Duo schon etliche Jahre und Releases auf den Buckel. Daher möchte ich von ihnen zum Einstieg wissen: Ihre wievielte gemeinsame Longplayer-Veröffentlichung ist das Mixtape bereits?
Kreiml: In unserer Konstellation als Kreiml & Samurai das Fünfte jetzt. Es waren vier Alben und nun das Mixtape.
Samurai: Ein Jahrzehnt eigentlich. Wir haben immer im 2-Jahreszyklus releast. Es gab dazwischen noch eine EP mit DRK & Digga Mindz. Aber es ist das fünfte Release von Kreiml & Samurai als der Schweinehund. Deswegen haben wir es auch beim letzten Release „Auf olle 4re“ genannt. Die Vier als Orientierung fürs vierte Album. So fällt es uns selber leichter und wir wissen eines nach dem ist das Fünfte. Als kleine Orientierung – damit lässt es sich leichter merken. (Wir lachen)
Aus Ablehnung wurde Freundschaft?
Wir bleiben gleich bei den Anfangszeiten und unterhalten uns über das erste Kennenlernen und wie daraus eine Freundschaft entsand.
Samurai: Ja, das ist eine ganz lustige Geschichte. An der Stelle auch Probs an meinen Hawara Bizi. Das war ein alter Kiffer Jugendfreund von mir. Der hat irgendwann mal mitbekommen, dass jemand seine Fatman Glasbong verkauft. Irgendwo bei der Landstraße. Wir hatten gerade davor seine Glasbong zerstört und es hieß, dort gibt es eine Bong. Also sind wir dorthin gegangen.
Dort ist dann der Kreiml am Balkon gesessen mit der Fatman 2. Wir haben versucht, uns wie bei einem Verkaufsgespräch heranzutasten, um den Preis irgendwie zu drücken: „Funktioniert das Ding eh …!“ (Lacht)
Aber ich glaube, in Wirklichkeit wollte er das Ding nur loswerden, weil er genau gewusst hat, es ist mehr eine Last, das Gerät zu besitzen. (Alle lachen)
Samurai über sein Verhandlungsgeschik und den ersten Eindruck von Kreiml.
Samurai: Ich wollte irgendwie verhandeln, und ich kann mich noch daran erinnern, dass wir uns beide gegenseitig extrem unsympathisch fanden. Er hat dann immer so gesagt: „Was ist, stänkerst …!?“ Und ich so „Was ist, oida!“. Ich weiß noch, dass ich mir gedacht habe: „Boah so ein Orsch, den brauche ich gar nicht.“ So haben wir dann die Last der Fatman 2 ins Kinderzimmer von meinem Kumpel Bizi übernommen.
Wie sagt man so schön: Durchs Kiffen kommen die Leut zam. Und so wurdet ihr dann Freunde!?
Kreiml: So wurden wir zuerst mal Bongfreunde …
Samurai: Wir haben uns dann ewig nicht gesehen. Ein Schulfreund von mir hat mich dann mal in die Wienzeile mitgenommen . Danach habe ich am Heimweg in der Bim meinen ersten Part geschrieben. Er (Kreiml) war aber zu der Zeit schon ein Pro. Er hat mich dann ermutigt und meinte, das ist nicht schlecht. Der Vibe zwischen uns war dann einfach leiwand. Von da an hat es eigentlich gepasst.
Er hat mich auch wirklich von Anfang an gleich total gepusht. Und er war da auch irgendwo mein Förderer und Mentor. Ich war davor schon so ein bisschen gesangsmäßig unterwegs. Hatte bereits Operngesang gemacht und mir stimmtechnisch schon ein paar Skills angeeignet. Er hatte hingegen Rhyme technisch schon oage Skills. So haben wir uns am Anfang ergänzt.
Kreiml: Das hat ein paar Dates gebraucht, bis es gepasst hat. Und seitdem simma fix zam. (Beide lachen)
Wie sieht es bei Kreiml und Samurai mit Soloprojekten aus?
Man merkt, dass das Wiener Duo Infernale im Schweinehund Kosmos stets zusammenhält. Ich möchte das Band der beiden auf den Prüfstand stellen und frage nach, ob es irgendwann auch Einzel Releases von den beiden geben wird?
Kreiml: So was ist immer schwierig zu sagen. Der Schweinehund existiert auf jeden Fall nur zu zweit. Was sonst die Zukunft bringt, puh… Es ist zumindest nichts geplant! Wir haben nie etwas geplant, aber sag niemals nie.
Samurai: Genau! Aber ich wäre auf keinen Fall böse auf ihn oder so. Denn er ist ein unheimlich kreativer Künstler mit einem heftigen Output und es wäre schade, wenn ich ihn zurückhalten würde. Also wenn er jemals solo was raushauen will, meinen Segen hat er. Ich würde mich trotzdem als Teil davon fühlen. So arrogant bin ich dann schon, dass ich sage, das kann er jetzt nicht mehr leugnen. (Lacht)
Kreiml: Wenn von uns jemand etwas alleine machen würde, dann würde es der andere auf jeden Fall supporten. Aber Schweinehund sind einfach wir zwei zusammen.
Die beste und schlechteste Liveshow ihrer Karriere
Kommen wir zu euren Liveshows. Diese genießen einen legendären Status. Leidenschaft und Energie pur, kombiniert mit der richtigen Portion Räudigkeit. Gab es in all den Jahren eine Liveshow, welche euch dabei als „die beste“ in Erinnerung geblieben ist?
Samurai: Man hatte jetzt, wo es so lange ruhig war, auch Zeit, sich etwas zurückzubesinnen. Ich habe auf meinem Kühlschrank zum Beispiel ein Foto hängen vom Popfest. Das war damals für uns eine richtungsweisende und oage Show. Auf diesem Foto sind Dinge passiert. Wenn ihr das Foto sehen würdet, würde ihr es verstehen.
Kreiml: Ja, es sind einfach Dinge passiert …
Samurai: …das war damals die Zeit …
Kreiml: …so 2018 mit „Wuff Oink“.
Samurai: Wir sind da rein geschlittert und waren selber geflasht, was da gerade passiert. Es waren einfach viele sehr geile Gigs dabei. Es macht uns beiden auch einfach unheimlich viel Spaß zu spielen. Damals war halt die Zeit und der Moment …
Kreiml: … ja, 2018 Popfest ist einfach etwas, was für immer in Erinnerung bleiben wird. Es war eine Show, bei der plötzlich sehr viele Menschen da waren. Wir waren davon einfach total geflasht. Wir haben uns auf der Bühne gegenseitig angeschaut und jeweils den Gedanken im Blick des anderen gespürt: „Oida, was geht da jetzt ab!“ Das war auch so einprägsam, denn wir hatten zwei Tage davor einen unserer beschissensten Gigs.
Jetzt will ich es aber wissen. Erzählt uns mal die Story, was war denn bei dem schlechten Gig los?
Kreiml: Das war damals in Vorarlberg und wahrscheinlich war der Wiener Schmäh, den wir fahren, für das Publikum dort ein bisschen weit weg. Es waren auch nicht viele Leute da. Wir haben trotzdem unsere Show durchgezogen und danach hatten wir beide so ein Gefühl, dass das jetzt gerade nicht so leiwand war.
Samurai: Du beschreibst das viel zu harmlos. Wir sind damals mit einer „wir-steppen-da-jetzt-rein“-Mentalität rausgefahren und haben uns noch gedacht, vielleicht warten die Leute ja dort auf uns.
Die Hinfahrt war schon relativ lang und stressig. Der Vibe war schon grundsätzlich nicht leiwand. Wir waren Vorgruppe für die Antilopen Gang – Shoutouts an die Antilopen an der Stelle. Das war damals das Poolbar Festival. Wir waren auch schon recht gehypt und hatten uns voll drauf gefreut.
Dann beginnt unser Gig und es ist wirklich niemand da. Gefühlt waren vielleicht drei Menschen im Publikum. Wir hatten unseren vom Roli selbst gezeichneten Schweinehund Banner – Shoutouts an Roli – dabei. Der war hinter uns auf der Bühne aufgehängt. Ich stand auf der Bühne und es ging halt gar nichts und ich dachte mir, es muss aber was gehen. Ich wollte dann den Schweinehund beschwören, indem ich einmal gegen das Transparent haue. Mit dem Kopf.
Das war alles gerade Mal nach dem ersten Track. Also ich hau mit dem Kopf voll dagegen und erwisch eine Metallstange, die dahinter war. Ich habe daraufhin geblutet und es aber gar nicht gecheckt. Zusätzlich habe ich total geschwitzt. Wer unsere Liveshows kennt, der weiß, dass ich da viel schwitze. Und einer der drei Hanseln, die da vorne standen, reicht mir ein Taschentuch. Ich denke mir drauf so: „Ich weiß, dass ich stark schwitze und ein Schweißproblem habe. Willst du mich beleidigen!?“ Ich habe gar nicht gecheckt, dass er mir das Taschentuch gibt, weil ich blute. Wir haben mit aller Kraft versucht, dass es irgendwie eskaliert. Beim Runtergehen von der Bühne haben wir uns noch gedacht: „Fuck was war das jetzt bitte!?
Samurai über den weiteren Verlauf des Abends: „… ich wurde schlussendlich ihres Tourbuses verwiesen.“
Samurai: Hinter der Bühne ist Panik Panzer (von der Antilopen Gang) in der Hängematte gelegen und hat in unsere Richtung gemeint: „Nee, ist nicht so einfach hier in Vorarlberg!“ Wir haben später noch mit den Antilopen gefreestylt und ich wurde schlussendlich ihres Tourbuses verwiesen. War im Endeffekt dann eh noch eine lustige Nacht. Aber ich glaube, wenn wir mal kurz vor der Auflösung standen, dann war das auf jeden Fall nach diesem Gig.
Keiml: Aber genau diese Erfahrungen brauchst du schlussendlich auch. Wir hatten noch am nächsten Tag beim Zurückfahren nach Wien zusätzlich zu der eh schon langen Fahrt eine Autopanne.
Samurai: Wir sind danach komplett fertig in Wien, wieder in der Realität angekommen. Da haben wir gemerkt: „Man, muss sich den Scheiß einfach komplett erarbeiten, es wird einem nichts geschenkt.“ Und zwei Tage später gehst du auf die Bühne raus und es geht ab wie Nachbars Lumpi. Was sich wiederum komplett geil angefühlt hat.
Also ist eigentlich das Interessante dabei das Spannungsfeld, in dem sich die Auftrittserfahrungen bewegen. Man braucht die schlechten Erfahrungen, damit man immer einen Vergleichswert hat?
Samurai: Es gibt da kein Absolut. Irgendwann verlierst du auch die Erinnerung oder das Gefühl vom ersten Gig. Aber das Verhältnis zum vorigen Gig, das hast du immer. Das Popfest war dann wie eine Art Wiedergeburt. Wie aus dem Ei herausschlüpfen und sich denken, wo bin ich da gelandet.
Kreiml: Es geht auch immer um die Energie, die du hast und die du beim Gig vom Publikum kriegst. Das kann ein Gig in der kleinen Halle vor 200 Leuten tausend Mal geiler sein als bei irgendeinem Festival, wo vielleicht 5000 Leute da stehen. Denn die stehen vielleicht nicht wegen dir da, sondern warten nur auf dem Nächsten.
Mundart-Rap und die radikale Rechte in Österreich
Ich stelle Kreiml und Samurai eine letzte allgemeine Frage, bevor wir zum Mixtape kommen. Sie droppen in ihrer Musik immer wieder gesellschaftskritische Lines und Tracks. Ebenso positionieren sie sich als Musiker deutlich gegen die radikale Rechte bei uns in Österreich. Dennoch gibt es Menschen mit rechtem Background, die ihre Musik alleine aufgrund des Dialekts als patriotisch feiern. Stören sich die beiden daran oder ist das ein Punkt, den man als Künstler einfach aushalten muss, möchte ich von ihnen wissen?
Kreiml: Natürlich ist das beschissen und dumm, wenn Leute sich denken: „Die rappen im Dialekt, die sind für „unsere“ Leute!“ und uns vereinnahmen. Was wir dagegen machen können, ist uns immer wieder zu positionieren. Sei es jetzt wie hier in einem Interview oder sei es in Punchlines zwischendurch in den Texten. Was wir uns allerdings nicht anmaßen, sind politische Abhandlungen, bei denen wir den Leuten den Zeigefinger aufdrücken. Ich würde mir ja so etwas nicht mal in einem 10-seitigen Text zutrauen, wie soll ich das dann in einem 16er schaffen.
Samurai: Aber du schaffst es manchmal mit einer Line.
Kreiml: Ja, weil eine Line oftmals mehr Wirkung hat als die ganze Erklärung herum.
Wir zählen gemeinsam einige der prägenden Lines von Kreiml und Samurai zum Thema Abgrenzung von der rechten auf:
„Ich scheiße dir ins Geilomobil“
„Heit moch ma an Leberkas ausm Lippizaner“
„… köpfen wir die Statue vom Doktor Karl Lueger“
Samurai: Für uns ist es oft einfacher, in einer Line unsere politische Ausrichtung zu positionieren. Aber es ist total wichtig, dass diese Lines da sind. Du kannst dich nie fernhalten davon, aber du kannst es probieren und sagen: „Hey, das ist nie unsere Absicht gewesen!“
Uns freut es nicht, wenn wir da vereinnahmt werden. Aber im Endeffekt entsteht Musik auch immer im Kopf der Leute. Und was irgendein Freak damit in seinem Kopf macht, kann ich auch nicht bestimmen. Das ist einerseits das Schöne, aber auch das Schwierige zugleich. Aber cool auf jeden Fall, dass du diese Frage stellst. Wir sehen uns jetzt nicht weil wir im Dialekt rappen als Patrioten, sondern ganz im Gegenteil.
Kreiml: Man sagt ja, du kannst dir deine Fans nicht aussuchen. Du kannst nur gewissen Menschen sagen: „Hey, ihr habt euch da irgendwie verrannt oder etwas falsch verstanden!“
Samurai: Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert und wenn wenigstens ein Typ begonnen hat, durch unsere Musik umzudenken, obwohl er diese zu Beginn aus den falschen Motiven gehört hat. Dass vielleicht der Gedanke bei diesem Menschen entsteht: „Hey, ich finde diese Leute, die diese Musik machen, leiwand, aber die haben eine völlige andere Einstellung als ich. Warum ist das so!?“ Es ist ein sehr heikles Thema. Aber ich glaube, man weiß auf jeden Fall, wo wir stehen. Vielleicht kann jemand trotz anderer Ansichten aus der Musik etwas mitnehmen.
Kreiml und Samurai über Anspielungen, Botschaften und schlecht gealterte Lines in der Musik.
Kreiml: Es gibt auch einfach das Thema von schlecht gealterten Lines. Da kommt mir immer eine Zeile von mir in den Kopf, welche damals in der Corona-Anfangszeitraum entstanden ist. Damals gab es einfach noch keine Impfung:
„Ich habe keine Impfung, aber 3 Gramm Chemie.“
Das war halt zu einem Zeitpunkt, wo es noch keine Impfung gab, deshalb hatte ich keine Impfung. Der Track ist aber für immer da. Und diese Line kann dann halt irgendein Volltrottel einfach in seine Richtung deuten. Heute würde ich das Ganze so formulieren:
„Ich habe drei Impfungen und 3 Gramm Chemie!“ Oder: „ … Null Gramm Chemie“
Diese Line ist einfach in diesem Zeitkontext entstanden und schlecht gealtert. Weil sich das Ganze Gott sei Dank so entwickelt hat, dass es mittlerweile Impfungen gibt. Das ist eine Zeile, bei der ich oft darüber nachdenke, wie sie heute rezitiert wird.
Samurai: Aber wir sind uns dieser Aufgabe oder dieser Challenge einfach bewusst. Dass das Mundart-Ding auch eine gefährliche Richtung in den Köpfen der Leute einschlagen kann. Da ist es uns auch wichtig, eindeutig und klar Haltung zu beziehen und eben ganz klar zu sagen: „Das hat nichts mit Patriotismus zu tun.“
Die Entstehung von „Und täglich grüßt das Untier“
Wir kommen zum aktuellen Mixtape „Und täglich grüßt das Untier“. Es ist insgesamt 17 Tracks stark und hat den Namen Mixtape wahrlich verdient. Ihr habt jede Menge heimischen Rap Kollegen als Features darauf versammelt. War das eine bewusste Herangehensweise oder hat sich das einfach zufällig ergeben?
Kreiml: Es ist für uns ein Mixtape, weil es keine bewusste Herangehensweise gab. Wir haben einfach in Sessions, welche immer wieder stattgefunden haben, Tracks gemacht. Irgendwann waren dann 17 Nummern da, die wir alle gefeiert haben.
Samurai: Es war weniger konzipiert als das „Auf olle 4re“ Album. Denn da hatten wir wirklich alles durchüberlegt und uns Gedanken darüber gemacht, was wir wie machen können. Das war auch ein bisschen eine schwierige Geschichte, weil wir davor bei allem aus dem Bauch heraus gehandelt hatten. Es hat sich immer alles aus den Sessions und aus dem Gefühl ergeben.
Das ganze Schweinehund-Ding ist dadurch komplett organisch gewachsen. Am Anfang war das noch nicht absehbar, dass das jemanden interessieren könnte. Irgendwann sind wir dann an dem Punkt gestanden, wo wir uns selber die Frage stellen mussten: „Können wir das jetzt so machen? Dürfen wir das jetzt so machen?“
Und jetzt beim Mixtape hat sich diese Frage überhaupt nicht mehr gestellt. Wir haben einfach das gemacht, was wir wollten. Hinzu kommt, dass viele Tracks auch wirklich an einem Tag bei einer Session entstanden sind. Da war oft gar nicht mehr Raum, um jetzt ewig an Lines zu feilen. Einfach Feeling reinhauen und gar nicht oft zurückblicken. Es sind Momentaufnahmen und wir haben die Sachen auch so belassen. Unser damaliger Zustand in Lyrics gepackt sozusagen.
Kreiml und Samurai © Alex Dietrich
Auch beim Produzieren gab es diesmal Unterschiede zum letzten Album
Während das letzte Album „Auf olle 4re“ komplett vom Beat-Großmeister Brenk Sinatra durch produziert wurde, ist das auf dem neuen Mixtape wieder ganz anders. Auf unterschiedlichen Tracks wurde mit verschiedenen Producern zusammen gearbeitet. Jedoch ist der Gesamtklang des Tapes zum Schluss absolut einheitlich. Daher frage ich Kreiml und Samurai, wer für das gesamte Mastering verantwortlich war?
Kreiml: Das war wie bei den letzten Alben DJ Buzz und am Mix Illeagle, der uns eigentlich schon seit Stunden null begleitet. Shoutouts an die beiden.
Samurai: Wir Recorden auch immer bei Illeagle.
Kreiml: Die beiden schaffen es immer, deinen geilen Klang drüberzulegen. Wobei wir uns diesmal überhaupt nicht auf eine Soundästhetik versteift haben. Sondern einfach dieses Chaos an Tracks abgegeben haben. Da gibts einfach diese Meister, die es schaffen, dem Ganzen einem Feinschliff zu verpassen.
Samurai: Wir haben es diesmal ziemlich aus der Hand gegeben, muss man sagen. Beim letzten Album „Auf alle 4ere“ hatte Brenk ziemlich klare Vorstellungen. Er hat auch viel herumgefeilt und Sachen optimiert.
Er hat ein extrem oages Gehör. Der hört Dinge, die würden wir gar nicht hören. Ich war begeistert davon, mit was für einer Professionalität er das angeht und was für ein heftiger Producer er ist.
Diesmal haben wir das einfach den beiden hingeschickt. So wie wir bei den Texten und in den Aufnahmen nicht herumgefeilt haben, wurde auch nicht bei der Soundästhetik großartig herumgefeilt. So war es auch bei Mix/Master. Aber natürlich, die zwei kennen uns extrem gut und wissen, was wir wollen. Die haben unseren Spirit einfach perfekt eingefangen im Sound. Propz gehen raus an Buzz und Illeagle. Danke für alles.
© Kreiml und Samurai | Alex Dietrich
Kreiml und Samurai über Artwork & Coverbild ihres Mixtapes
Das Coverbild ist in Retro 8-Bit Optik gehalten. Wer war diesmal für das Artwork zuständig?
Kreiml: Elias Takacs. Das hat sich total zufällig ergeben. Wir hatten schon ein selbst hingerotztes, auf trashig gemachtes Cover. Dann haben wir das Video für Duo Infernale mit Dominik Galleya gedreht. Auch alles liebe an ihn an der Stelle. Der hat dann für das Video einen Freund (Elias Takacs) gefragt, ob er die Schweine und die Hunde im Video animieren kann. Elias hat das dann geschickt und uns hat das Bild total gefallen. Dann haben wir gesagt: „Hey, nehmen wir das als Cover!“
Samurai: Da war auch wieder dieser Mixtape-Flavor dabei. Die Dinge sind einfach passiert. Es ist uns einfach in den Schoß gefallen. Danke Elias.
© Kreiml und Samurai | Alex Dietrich
Kreiml: Normalerweise macht man sich Gedanken und hier war das Ding einfach da.
Üppige vorab Singleauskopplungen
Aus dem Mixtape wurden etliche Singles vorab ausgekoppelt. Ich unterhalte mich mit Kreiml & Samurai darüber, welche Tracks bereits veröffentlicht wurden und was noch kommt.
Kreiml: Das Erste war „Ois Ok feat. BumBumKunst“ , dann „Fitness feat Drexor„. Danach kam „Hundeart“ und „Sauerei„. Wir hatten schon vier Videos veröffentlicht, bevor wir gewusst haben, dass wir ein Mixtape machen. Dann kam „Duo Infernale“ wieder gemeinsam mit Dominik Galleya. Nach „Partytiger feat. Heinrich Himalaya & DRK“ kam jetzt das aktuellste „Papalapap feat. Kschisch“ und eins ist noch in der Pipeline.
Welches Video ist noch in der Pipeline?
Samurai: „Oda a ned„. Darauf sind wir schon total gespannt.
Kreiml: Da waren wir in Istanbul.
Hat sich der kreative Schaffensprozess des Schweinehunds durch das Vatersein verändert?
Auf der aktuellen Singleauskopplung Papalapap feat. Kschisch wird in Schweinehund-typischer Manier das Vatersein thematisiert. Ich bin selber Vater einer dreijährigen Tochter. Daher möchte ich von den Künstlern wissen, wie sich das Papasein auf den kreativen Schaffensprozess ausgewirkt hat.
Samurai: Schwierige Frage auf jeden Fall. Das Lustige war, ich habe vorgelegt. Dann dachte ich mir so: „Boah heftig, wie gehts jetzt weiter.“ Und dann hat er drei Monate später nachgelegt. Ich dachte mir nur: „Passt, alles klar….“ Denn ich wusste, wenn wir beide das gleichzeitig erleben dürfen, dann wird es auch einfacher. Das war Flashig. So was kannst einfach nicht erfinden.
Irgendwie hatte ich dann keine Bedenken mehr, weil wir es zu zweit erleben. Denn wenn er jetzt einen ganz anderen Film fahren würde. Dann wäre es vielleicht irgendwo komplizierter geworden.
Kreiml: Um auf die Frage zurückzukommen. Es hat sich im kreativen Schaffensprozess insofern ausgewirkt: Früher konnte man zu Hause einen Loop laufen lassen bis 5 Uhr in der Früh und sich reinflashen. Jetzt muss man sich die Zeit dafür im Studio bewusst herauspicken.
Samurai: Das haben wir auch bei den Sessions gemerkt. Wir mussten uns koordinieren und dann wussten wir: Okay, jetzt haben wir den Abend Zeit. Also legen wir los.
Das bedeutet, der Schweinehund musste sich im Hinblick auf Effizienz neu orientieren?
Samurai: Ja, sich bewusst Zeit dafür nehmen und dann richtig reinsteppen. Das war der Mix. Also unsere Kids haben auch den Mixtapecharakter mitgeprägt. (Beide lachen)
Zum Abschluss möchte ich von Kreiml und Samurai wissen, was sie für das Jahr 2022 noch so geplant haben.
Kreiml: Jetzt auf jeden Fall genießen, dass man wieder spielen kann. Und Eindrücke sammeln, um neue Sachen zu schreiben.
Samurai: Enjoy life, ya. Einfach genießen. Also die Zeit bis zur nächsten Mutation. (Wir lachen)
Kreiml: Ja voll, wir fahren am besten, wenn wir nicht planen. Das war auch eine Erkenntnis der gesunden Corona Watschn.
Samurai: Man weiß nicht, was kommt, wobei wir haben schon noch ein paar Sachen rumliegen.
Kreiml: Irgendwas kommt noch. Aber wie gesagt, jetzt einfach mal wieder Live spielen.
Samurai: Wir haben released und jetzt sind wir mal froh, dass wir das geschafft haben. Step-by-step. Schau ma moi, dann seh ma eh.
Einen besseren Schlusssatz könnte man sich für ein Kreiml & Samurai Interview wohl kaum wünschen. Ich danke euch für eure Zeit. Und wünsch euch alles Gute und viel Kreativität für das restliche Jahr.
Titelbild © Kreiml und Samurai | Elias Takacs
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