Normal unnormal: Kendrick Lamar dropt neues Album „Mr. Morale & The Big Steppers“
Der erste mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Rapper Kendrick Lamar veröffentlichte sein langersehntes fünftes Studioalbum „Mr. Morale and the Big Steppers“. Der Poet unserer Generation hat schon lange bewiesen, dass er aus dem Hiphop-Game nicht mehr wegzudenken ist. Mit Alben wie „Good Kid, M.A.A.D City“, „To Pimp a Butterfly“ oder „DAMN.“ hat er alle Spielregeln des Hiphops gebrochen, mit Jazz-Virtuosen zusammengearbeitet und ungefähr jeden Rapper stilistisch, rap- und soundtechnisch hinter sich gelassen. Seit letztem August warteten Fans auf die Veröffentlichung, nachdem der Rapper eine Notiz auf seiner Website oklama.com veröffentlicht hatte. Nun ist es da. Und wir klären auf, ob es sich auszahlt, reinzuhören.
Seit jeher thematisiert Kendrick Lamar alias Kung-Fu Kenny Gewalt, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit. Dies findet sich selbstverständlich auch auf seinem neuen Album. 18 Tracks, 2 CDs und die letzte LP für sein langjähriges Label Top Dawg Entertainment. Das Cover-Artwork sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen. Mit der Veröffentlichung des Albums kocht das Internet endgültig. Wie gewohnt spricht er erneut Themen an, die ungemütlich sind, und geht über die üblichen Rap-Parolen hinaus. Dieses Mal mit einer noch größeren Portion persönlicher Erfahrungen.
Im ersten Song „United Grief“ macht Kendrick Lamar einen Schwenk durch seine letzten „1885 days“ und die Wertigkeit seines Lifestyles. Dabei geht er sehr detailliert auf seine Ausgabegewohnheiten, Immobilieninvestitionen, Luxusfahrzeuge und Schmuck ein, wie Genius aufklärt. Im zweiten Track „N95“ nimmt er Bezug auf die Corona-Pandemie. Mit dem Satz „You’re back outside but they still lied“ setzt er einen Seitenhieb gegen die Corona-Leugner:innen. Und so geht es Stück für Stück weiter – zwischen Gesellschaftskritik und Selbstreflexion. Track für Track. 16 weitere Songs, um genau zu sein.
Das Internet streitet. Ist es gut? Ist es nur Mittelmaß? Klar ist, dass es nicht den aktuellen Hip-Hop-Trends in Flow und Arrangement folgt. Aber muss das Kendrick Lamar überhaupt, um etwas Gutes zu produzieren? Mit zahlreichen Features vollgepackt – darunter Portisheads Beth Gibbons, R&B-Sängerin Summer Walker, Singer-Songwriter Sampha, Baby Keem, Ghostface Killah und ein paar mehr – zieht sich eines klar durch die gesamte Produktion. Kraftvolle Beats, knallharte Lines, Emotionen, deepe Messages und viel mehr als nur durchschnittlicher Hiphop. Er richtet sich nicht nach Maßstäben, sondern setzt diese neu.
Kendrick Lamar und die potenziellen hidden messages im Album
Sieht man sich das Album-Cover genauer an, hat bereits das eine eigene Aussagekraft. Unabhängig von der individuellen Interpretation ist Kendrick Lamar auf dem Bild mit einer Dornenkrone geschmückt und im Hintergrund seine Verlobte Whitney Alford. Beide ein Kind in den Armen und wer genauer hinsieht, findet eine Pistole in Lamars Hose. Die Wände abgewetzt (Einschusslöcher?), die Bettwäsche sehr simpel, die Kleidung ebenso. Ein Sinnbild der USA? Auch wenn er schon lange kein Teil mehr der armen Bevölkerung ist, bleiben seine Erfahrungen als Teil einer marginalisierten Gruppe. Und damit auch in der Bildsprache eine Message.
Die Songtitel lassen auch erahnen, was da weiter auf einen zukommt. „Rich Spirit“ oder „Father Time“, aber auch „Crown“ geben einen Ausblick auf die persönlichen und selbstreflektierenden Inhalte. In „We Cry Together“ nimmt er durch den Streit eines fiktiven Pärchens zudem Bezug auf seine fünfjährige Album-Pause. Eine gerapte Therapie-Stunde, wenn man so möchte.
Kendrick really took a 5 year break from music then came back and dropped album of the year
— Cookie & The Big Steppers (@CookieGKMC) May 13, 2022
Aber keine Sorge – die politische Aussagekraft kommt keineswegs zu kurz. Mit dem Track „Savior“ zeigt er die Probleme auf, die er hatte, als er aufwuchs. Sätze wie „Who’s blacker?“ oder „Are you happy for me?“ lassen zudem Anfeindungen und Neid in der Szene erahnen.
Das Album „Mr. Morale and the Big Steppers“ hat auf jeden Fall Meisterwerk-Potenzial. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Nach der Oscar-Nominierung vom Black Panther Soundtrack dürfte es hier dennoch wieder ordentlich Preise regnen.
Titelbild © Renell Medrano | Kendrick Lamar
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