Shirin David veröffentlicht zur Freude ihrer Fans und Ärgernis ihrer Hater ihr zweites Album „Bitches brauchen Rap“. Nach einem rasanten Aufstieg in den Rap- und Pop-Olymp und ihrem ersten Album „Supersize“ im Jahr 2019 folgt nun ihre zweite Veröffentlichung auf Albumlänge. Die Hamburger Rapperin und ehemalige Youtuberin geht dabei deutlich in die Offensive und präsentiert uns auch eine Art „neue Shirin“. Denn durch eine tighte Delivery, signifikante Betonungen, gut durchdachte Texte und popkulturell prägende Wie-Vergleiche konnte die Rapperin mit ihrem neuen Album das nächste Level erreichen. Es wird kritisiert, polarisiert und zwischendurch auch mal ordentlich rasiert. Und Rapper Fler hat auch schon wieder etwas, worüber er sich aufregen kann.
Kollegen:innen aus der Rap- und Unterhaltungsindustrie werden dabei ebenso auf Augenhöhe gedisst, wie tendenziell empowerende Tracks für ihre Fanklientel gedroppt. Die musikalische Gesamtqualität und die textliche Ausgewogenheit von „Bitches brauchen Rap“ könnte dabei das Album zum Deutschrap Album des Jahres aufsteigen lassen. Die Reaktionen gereizter in die Jahre gekommener Rap Kollegen zeigen dabei bereits deutlich, dass Shirin David es mal wieder geschafft hat, mit „Bitches brauchen Rap“ einen Nerv zu treffen.
Abwarten und „DirTea“ trinken
Bevor es so weit war, hieß es für die Fans aber erst mal warten und „DirTea“ trinken. Denn ursprünglich wurde das Album „Bitches brauchen Rap“ bereits für September angekündigt. Die Künstlerin musste jedoch den geplanten Termin verschieben. Unter Tränen hatte sie Ende des Sommers der wartenden Menge via Instagram mitgeteilt, zu viele andere Projekte, vor allem aber der Launch ihrer eigenen Eisteemarke „DirTea“, hätten einfach zu viel Zeit in Anspruch genommen.
In ihrer Instastory hieß es damals: „Mit zwei Singles kann ich dieses Album einfach nicht droppen. Es braucht mehr Liebe, es braucht mehr Aufmerksamkeit, es braucht mehr Promo. Und deswegen wird es verschoben!“
Shirin David mit „Bitches brauchen Rap“
Das fünfzehn Tracks starke Album kommt in einer Schwarz-weiß gehaltenen Artwork-Optik daher. Im Gegensatz zu den oft freizügigen Fotos, mit denen sich Shirin David auf ihren Instagram Account der Öffentlichkeit präsentiert, wird hier deutlich eine andere Massage gesendet.
Die Bosslady hat was zu sagen. Ein ernster Blick und schwarze Lederhandschuhe bringen dabei eine Brise herausfordernden Biss mit. Das Album ist auch eine Ansage an eine männerdominierte und teilweise toxisch maskuline Deutschrap Szene. Allein die Dominanz, die Shirin David durch ihre Verkaufszahlen ausstrahlt, scheint dabei auf viele ihrer erfolgsverwöhnten männlichen Rap Kollegen bedrohlich zu wirken.
Wie Reaktionen ehemaliger Featurepartner Beweisen, poliert man sich zwar gerne mit ihr das eigene Image auf, fühlt sich aber auch gleichzeitig durch ihren Aufstieg bedroht. Ein paradoxer Spagat, der für die Deutschrap Szene typisch wie bezeichnend zu sein scheint.
So geht es auch ab dem ersten Takt auf „Babsi Bars“ direkt los. Die Attitüde ist spürbar und wird durch eine energetische bis ins letzte Detail perfektionierte Delivery umgesetzt. Shirin David hat hier stark an ihren Skills sowie ihr Team am Flow gefeilt. Die Harmonie und die Gesamtästhetik des Albums sind dabei auf Ansagen ausgelegt. Es wird kreativ durch Anspielungen und Wie-Vergleiche ausgeteilt, ebenso der dazu gehörige Klatsch und Tratsch in Storytelling verpackt. Vieles läuft hier über Anspielungen, bei mehrmaligen hören kann man sich dabei auf die unterschiedlichen Ebenen konzentrieren. Die Beatauswahl der Produktionen ist allgemein hart gehalten. „Bitches brauchen Rap“ driftet zu keinem Zeitpunkt in poplastige Melodien ab. Zum Schluss liefert uns Shirin David auf dem letzten Track des Albums „Bramfeld Storys“, eine 8 Minuten lange In-die-Fresse-Rap-Performance, inklusive „Affalterbach“-Anspielung.
Bei dem Lied „Affalterbach“ war es 2019 zu einem Streit zwischen Shirin David und Rapper Kollegen Shindy gekommen. Mittlerweile wurde dieser Streit aber schon lange beigelegt, es gab eine Aussöhnung und nun auch ein gemeinsames Feature auf dem Albumtrack „NDA’s“. Hier ließ sich Shindy wiederum eine kleine humoristische Anspielung auf den Beef nicht nehmen.
Üppige Single Auskopplung
Der Fahrplan zum Erfolg wurde von Shirin David im Hinblick auf „Bitches brauchen Rap“ zum ersten Mal im Mai 2021 bespielt. Damals droppte die erste Single des Albums „Ich darf das“, welche auch sogleich auf Platz eins der Singlecharts landete. Und so sollte es auch weitergehen. Die darauf folgenden Singles „Lieben wir“ und „Be a Hoe/Break a Hoe“ featuring Kitty Kat landeten ebenfalls auf der eins.
Zudem war „Be a Hoe/Break a Hoe“, der gemeinsame Song mit Kitty Kat, bekannt aus dem Aggro Berlin Universum, eine starke Aussage für Female-Rap, welche der Ostberlinerin Kitty Kat nach langem auch wieder eine große Bühne bot. Mit dieser Veröffentlichung konnte Shirin nun ihre erfolgreiche fünfte Nummer eins Platzierung in den deutschen Singlecharts platzieren. Es folgten noch die Singles „Schlechtes Vorbild“, sowie gleichzeitig zum Albumrelease ein Musikvideo zum Song „Bramfeld Storys“.
Aktuell hält sie mit vier Nummer eins Solo-Singles den Rekord als nationale Künstlerin. All das kann bereits als Indikator für den kommenden Erfolg von „Bitches brauchen Rap“ gesehen werden. Wir werden sehen, wie lange sich das Album schlussendlich auf Platz eins der Albumcharts halten kann.
Viele Köche verderben den Brei? Bitches brauchen Rap als Gegenbeweis
Beim Musikmachen nicht immer! Das kommerziell erfolgreiche Künstler:innen oft von einem Interpreten dargestellt werden, hinter dem viel Arbeit und ein weitgefächertes Kreativteam steht, ist heutzutage ein offenes Geheimnis. Die Produktionsweisen der Industrie werden immer bekannter. Mittlerweile lassen sich die einzelnen Elemente auch schon für kleine Künstler:innen als Dienstleistung einfach hinzukaufen.
Shirin David performt dahingehend auf absolutem Top Level. Es ist allgemein bekannt, das sie mit einem großartigen, talentierten Team zusammenarbeitet und unter ihren Co-Autoren Insider Szene Größen wie Laas Unltd. zur Seite hat. Durch ihr standing und ihre vorangegangenen beruflichen Erfolge hat sie hier einfach andere Möglichkeiten. Hier wird mittlerweile auch ein offener Umgang mit dem Thema „Ghostwriting“ betrieben. Dieser Umstand schlägt sich natürlich auch in der Qualität der Texte nieder. Es wird kreativ auf höchstem Niveau abgeliefert und das merkt man auch am Endprodukt und den Verkaufszahlen.
Laas Unltd. über die Zusammenarbeit mit Shirin David
Laas hatte selbst in seiner Instagramstory in der Nacht zur Veröffentlichung des Albums die Geschichte, wie es zur Zusammenarbeit mit Shirin gekommen sei, erzählt. Daneben sprach er der Rapperin ebenso Respekt und Probs für ihren Einsatz im Studio und in der allgemeinen Zusammenarbeit aus. Ebenso für ihre Rapskills und der Bereitschaft, daran zu arbeiten. Er beschrieb den Struggle den Shirin David in der Vergangenheit ihrer Karriere erlebt hatte und wie er im Laufe der Zusammenarbeit immer mehr Einblick bekam. Bis hin zu einem Aha-Moment wo beiden klar wurde, was das Album im Kern Aussagen soll.
Weiter erzählt Laas, dass sie auf „Bitches brauchen Rap“ kompromisslos straighten, ehrlichen Rap liefern wollte, sowohl bei den Beats als auch bei den fertigen Tracks. Was ihren Manager teilweise auch in die Verzweiflung getrieben hätte. „Shirin kämpfte jedoch für ihre musikalische Version und ließ sich keinen Zentimeter davon abbringen“ führt Laas in seiner Story aus.
Hatern hatte er bereits zuvor so geantwortet:
Gekommen um zu bleiben
Auch finanziell soll sich die Zusammenarbeit für Laas ausgezahlt haben, obwohl er die Frage von manch realkeeper Rap Kollegen eher als irritierend empfand: „Um euch zu beruhigen, ja, natürlich wurde ich für meine Arbeit sehr gut bezahlt. Ich habe mit diesem Album jetzt schon mehr verdient als mit all meinen eigenen vorherigen Alben und Projekten zusammen.“
Diese positive Atmosphäre schlägt sich natürlich auch auf dem fertigen Album „Bitches brauchen Rap“ deutlich nieder. Falls man gegen Shirin David bis jetzt Vorurteile hatte, sollte man diese vielleicht wieder einpacken und in das Album hinein hören. Denn hier wird Rap deutlich und direkt serviert. Einfach ein gutes Rap Album. Shirin David hat mit „Bitches brauchen Rap“ ein authentisches Album geliefert, welches auch sicher so manch ihrer Hater in die Verzweiflung treiben wird. Eins wird jedoch durch dieses Album absolut deutlich: Hier handelt es sich um keine Youtuberin die ein kurzweiliges Rap Debüt abliefert. Nein im Gegenteil, Shirin David ist gekommen um zu bleiben und spätesten nach ihrem zweiten Album „Bitches brauchen Rap“ sollte das auch jetzt jede:r wissen.
Titelbild Credits: Universal Music
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